Wenn am Heiligen Abend im Kreis der Familie die Geschenke ausgepackt werden, Kinderaugen glänzen und Eltern und Großeltern glücklich sind, ist es in so mancher Zelle in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Landsberg ganz still. Getrennt von der Familie durchleben viele Gefangene in diesen Stunden ihre schlimmste Zeit. Stunden, in denen ihnen ihre Situation wohl am deutlichsten vor Augen geführt wird. Unterstützung erhalten sie an Weihnachten von Gefängnisseelsorger Markus Martin. Er ist seit September in Landsberg tätig, davor war er zehn Jahre in der JVA in Kempten. Er hat mit unserer Redaktion über die Weihnachtszeit in einem Gefängnis gesprochen.
Vor und nach Heiligabend haben die Gefangenen deutlich mehr Gesprächsbedarf als übers Jahr. Markus Martin ist mittlerweile als Ansprechpartner bekannt. Die Häftlinge können einen Gesprächstermin mit ihm beantragen, manchmal ergeben sich aber auch Gelegenheiten zwischen Tür und Angel oder nach den Gottesdiensten. Dabei ist der 53-Jährige nicht nur in Landsberg, sondern auch in der Außenstelle in Rothenfeld bei Andechs tätig. „Der Heilige Abend ist für viele Gefangene die schlimmste Zeit“, sagt Markus Martin. Die Trennung von der Familie gehe vielen nahe. Da sei es schon hilfreich, einfach darüber zu sprechen. Der Seelsorger lädt die Betroffenen dann in den Gottesdienst ein, das helfe, die schwierige Zeit zu überbrücken. „Am zweiten Feiertag geht es dann meistens wieder.“ Dennoch, während des Gottesdiensts am Heiligen Abend hätten etliche Besucher Tränen in den Augen.
In der Landsberger Gefängniskapelle findet am Heiligen Abend um 13 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst mit Markus Martin und seinem evangelischen Kollegen Christian Anton statt. Im Anschluss daran gibt es für die Besucher ein Weihnachtspäckchen mit Scherenschnitt, Lebkuchen und Schokolade. Am zweiten Weihnachtsfeiertag kommt Weihbischof Florian Wörner um 9 Uhr zum ersten Mal zu einem Gottesdienst in der JVA Landsberg. Er bietet den Gefangenen auch an, mit ihm nach dem Gottesdienst ins Gespräch zu kommen.

Im Landsberger Gefängnis sind die Tage vor Weihnachten ebenso hektisch wie außerhalb der Gefängnismauern. Wie Anstaltsleiterin Monika Groß sagt, müssen meist noch schnell Berichte verfasst und Urlaubsgesuche geprüft werden. Denn an Weihnachten beantragen etliche Gefangene Hafturlaub. An den Feiertagen kehrt in der Verwaltung Ruhe ein. Weihnachten sei auch hinter Gittern eine besondere Zeit, das zeige sich auch beim Essen. Unter anderem erhalten die Häftlinge an Heiligabend Kinderpunsch und ein Weihnachtspaket mit Milch, Obst und Süßem.
Großer Andrang herrscht an den Telefonapparaten in der JVA Landsberg
Monika Groß spricht vom „Weihnachtsfrieden“, der sich im Gefängnis breit macht. An diesen Tagen gebe es keine Übergriffe. Und: „Die Gefangenen wollen eher ihre Ruhe haben.“ Großer Andrang herrsche allerdings an den acht Telefonapparaten. Für ein 20-minütiges Telefongespräch müssen die Inhaftierten einen Antrag stellen und es muss vorab geklärt sein, wer, wann angerufen wird. Aktuell befinden sich in Landsberg 375 Gefangenen im geschlossenen Vollzug, hinzu kommen die Freigänger in der Außenstelle in Rothenfeld. An Weihnachten gibt es in Landsberg auch eine laut Groß „relativ großzügige“ Besuchsregelung. Zwei Stunden stehen den Gefangenen für Besuche zur Verfügung.

Markus Martin ist seit September in Landsberg. In unmittelbarer Nähe, im Dominikus-Zimmermann-Gymnasium, hat der Epfacher 1992 sein Abitur gemacht. Mittlerweile ist er Pastoralreferent in der Diözese Augsburg. Bevor er nach Landsberg kam, war er in der JVA in Kempten tätig. An seiner Tätigkeit reizt ihn die Einzelseelsorge, die „1:1-Situation“, wie er es nennt. Es sei die persönliche Begegnung mit den Menschen, in der man auch eine Beziehung aufbauen könne. In Kempten hat der 53-Jährige unter anderem eine Vater-Kind-Gruppe und ein Paar-Seminar ins Leben gerufen. Es tue den Gefangenen sichtlich gut, über Dinge zu sprechen, über die sie sonst nicht reden würden.
Der Gefängnisseelsorger begleitet Gefangene aber auch in tragischen Situationen, wie Beerdigungen von Familienmitgliedern oder bei Besuchen im Hospiz. „Für viele ist es wichtig, Abschied nehmen zu dürfen“, sagt Markus Martin. Bei all seinen Gesprächen mit Inhaftierten unterliege er dem Seelsorge-Geheimnis. „Ich dokumentiere nichts“, sagt er. Markus Martin ist aber auch Ansprechpartner für die Beamtinnen und Beamten in der JVA. Neben seinem evangelischen Kollegen gibt es auch einen muslimischen Seelsorger, der einmal in der Woche vor Ort ist.
Über die Weihnachtsfeiertage ist Markus Martin jeden Tag in der JVA in Landsberg und der Außenstelle in Rothenfeld. Den Heiligen Abend verbringt er aber dann ganz klassisch mit der Familie in Epfach, wo er seit rund 20 Jahren wieder lebt und sich unter anderem um das römische Museum kümmert und im Vorstand des Trachtenvereins aktiv ist. Am Abend möchte er dann auch eine Christmette besuchen.
oh ja die armen Straftäter werden wieder mal verherrlicht ! aber wer sorgt sich hier für die Vielen betroffenen die durch die Kriminalen in Not geraten sind ? zum Beispiel die vielen kleinen Zulieferer und Handwerker die zum Beispiel ein Herr Schubeck Ruiniert hat ??
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