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Reichling : Eine Issingerin führt durch die Welt der tibetischen Bewegungslehre

Reichling

Eine Issingerin führt durch die Welt der tibetischen Bewegungslehre

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    Melanie John gibt Lu-Jong-Kurse in der Gärtnerei Löwenzahn in Reichling. Carolin Bartmann (vorne) und Rita Färber (hinten) machen bei der Übung „Gegmo Gyewa“ mit.
    Melanie John gibt Lu-Jong-Kurse in der Gärtnerei Löwenzahn in Reichling. Carolin Bartmann (vorne) und Rita Färber (hinten) machen bei der Übung „Gegmo Gyewa“ mit. Foto: Thorsten Jordan

    Jede Woche beginnen Melanie John und ihre Teilnehmenden mit denselben fünf Übungen in der Gärtnerei Löwenzahn am Ortsrand von Reichling, um die fünf Elemente Raum, Erde, Wind, Feuer und Wasser in Balance zu bringen. Was sich im ersten Moment etwas befremdlich anhört, soll sich positiv auf die Emotionen auswirken, die Wirbelsäule und Gelenke beweglich halten und die Organe und Selbstheilungskräfte unterstützen.

    Die Issingerin erklärt die Wirkung der 23 Lu-Jong-Übungen anhand einer kleinen Flasche mit einer Flüssigkeit, bei der sich ein Bodensatz gebildet hat. „Das, was in dieser Flasche passiert ist, passiert beim Lu Jong auch in euch. Die negativen Emotionen setzen sich unten ab und euer Geist wird klarer und ruhiger“, erklärt sie ihren Teilnehmerinnen. Zum Ende der Übungsstunde teilt sie dann kleine Wunschlisten aus und jede darf sich einen Bereich aussuchen, zu dem John ihnen dann eine Übung zeigt. Zur Wahl stehen Übungen für die Beweglichkeit, für die Vitalorgane oder auch Übungen gegen häufige Beschwerden wie unter anderem Verdauungsprobleme, Depressionen und Schläfrigkeit. Die Kursleiterin erwähnt zusätzlich: „Da die einfachen Bewegungen auch alle gut im Sitzen ausgeführt werden können, sind sie für jeden machbar, beispielsweise auch für Menschen im Rollstuhl oder für Menschen mit Gleichgewichtsschwierigkeiten durch Krankheiten oder Ähnliches.“

    John vergleicht die Bewegungslehre mit einem Medizinschrank

    Doch wie ist John überhaupt auf diese eher unbekannte Bewegungsart gestoßen? Begonnen habe alles mit dem Hatha Yoga, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt. Hatha Yoga ist eine Form des Yoga, bei der das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist vor allem durch körperliche Übungen, durch Atemübungen und Meditation angestrebt wird. Dort sei sie durch ihre Lehrerinnen, die viel mit tibetischem Yoga zu tun hatten, das erste Mal mit dieser Richtung in Berührung gekommen. „Ich habe zum Beispiel statt des Sonnengrußes die tibetische Niederwerfung gelernt“, erinnert sie sich. Sie entschied sich dazu, die Übungen im Original kennenlernen zu wollen. Bei der Suche, mehr über tibetische Bewegungslehren zu erfahren, stieß sie auf Tulku Lobsang Rinpoche, einen hohen buddhistischen Meister. 2017 ließ sie sich dann von ihm ausbilden und absolvierte anschließend die Prüfung zur Lu-Jong-Lehrerin, um die Lehren selbst weitergeben zu können. John erklärt, dass für Tulku Lobsang Rinpoche die medizinische Wirkung des Lu Jongs im Fokus stehe. Sie vergleicht die tibetische Bewegungslehre mit einem Medizinschrank, der sich, gefüllt mit den passenden Körperübungen, perfekt in den Alltag integrieren lässt.

    Ein Schirm schützt Melanie John und ihre Kursteilnehmerinnen vor dem Regen.
    Ein Schirm schützt Melanie John und ihre Kursteilnehmerinnen vor dem Regen. Foto: Thorsten Jordan

    Für die Kursleiterin steht die emotionale Ebene des Lu Jong im Vordergrund. Vor wenigen Jahren erlitt sie eine schwere Depression im Anschluss an eine Coronainfektion, bei der ihr ihre tibetischen Kenntnisse dabei halfen, zurück ins Leben zu finden und ihren Alltag neu zu strukturieren. Eine Kursteilnehmende bewundert auch Johns gerade Sitzhaltung, die sie durch das Lu Jong erreicht habe. Sie erklärt: „Das Gute am Lu Jong ist, dass jeder eine andere Wirkebene für sich entdeckt.“

    Für Teilnehmerin Karolin Bartmann ist das die körperliche Ebene. Da die Übungen Blockaden lösen, helfen sie ihr bei einigen Verengungen im Bereich der Lendenwirbel. Sie bemerkt: „Dass man die Übungen alle auch im Sitzen machen kann, ist perfekt für mich. Dann kann ich einfach alles so machen, wie es gerade geht.“ Eine andere Teilnehmerin, Rita Färber, lobt die Wirkung auf den ganzen Körper und die Beweglichkeit. Sie erzählt von ihrer vergeblichen Suche nach einer neuen Yogarichtung, nachdem ihre frühere Lu-Jong-Lehrerin aufgehört hatte und ihr einfach etwas gefehlt habe. Als sie an einem Dienstagmorgen im Café Löwenzahn John und ihre Kursteilnehmenden beobachtete, habe sie sofort gewusst, das ist es. „Durch das Lu Jong macht man einfach alles viel bewusster. Man spürt auch mal in sich hinein, was man ja sonst im Alltag so nicht macht“, merkt sie an.

    Bereits seit Mai 2024 findet Johns Angebot nun statt und ein Einstieg ist jederzeit möglich. Jeden Dienstag von neun bis zehn Uhr leitet sie ihre Übungsstunde nach dem Motto: „Jeder so, wie er kann“. Die Übungen werden in der Gärtnerei mit Blick auf weite Kuhweiden und Wald durchgeführt. „Hier fühlt man sich einfach direkt mit der Natur verbunden“, schwärmt die Kursleiterin. Auch die Verbindung zum Buddhismus ist unmittelbar zu sehen: Ein Stupa, ein kleines, buddhistisches Bauwerk, ist in der Gärtnerei platziert.

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