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So funktioniert das Kraftwerk in der Sandauer Straße in Landsberg

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Einblicke in das Kraftwerk in der Sandauer Straße in Landsberg

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    Gerhard Weber vor der Museumsturbine von 1918 im LEW-Kraftwerk in Landsberg.
    Gerhard Weber vor der Museumsturbine von 1918 im LEW-Kraftwerk in Landsberg. Foto: Dagmar Kübler

    Zuletzt würde über das Kraftwerk der LEW in der Sandauer Straße in Landsberg in Zusammenhang mit dem tragischen Tod mehrere Entenküken berichtet. Beim Tag der offenen Tür waren die Tiere zwar auch Thema, die Besucher zeigten vor allem aber Interesse an Energie-Themen. 120 Anmeldungen für Vorträge zu Themen wie Solaranlagen, Heizungstausch oder Wärmepumpen verzeichnete die LEW im Vorfeld des Infotags. Bei vielen Besuchern drehte sich die Frage beispielsweise um Energiespeicher, da ihre Förderungen für Solaranlagen auslaufen und sie den produzierten Strom künftig selbst verwenden wollen. So waren die Vorträge gut besucht und an den Infoständen hatten die Berater und Beraterinnen alle Hände voll zu tun.

    Spannend war auch die Führung durch das Kraftwerk, die neueste und ehemalige Technik zur Gewinnung von Energie aus Wasser zeigte. 1890 wurde das Wasserkraftwerk Landsberg von den Industriewerken in Betrieb genommen, die Strom für die erste Straßenbeleuchtung produzierten. Der aktuelle Bau stammt aus dem Jahr 1918, auch die Turbine aus dieser Zeit, die bis 1984 in Betrieb war, ist im Kraftwerk als Museumsstück erhalten. „Das war höchste Ingenieurskunst“, zollt Gerhard Weber, Werksgruppenleiter der LEW Wasserkraft, der alten Anlage Respekt. „Sie funktionierte rein mechanisch, das erforderte viele Arbeitskräfte und eine ständige Überwachung.“ Heute werden Kraftwerke digital gesteuert, laufen vollautomatisch und sind unbesetzt. Lediglich bei Störfällen oder Hochwasser rücken Mitarbeitende des „Wertach-Teams“ aus Schwabmünchen an, um nach dem Rechten zu schauen.

    Das Landsberger Kraftwerk ist eher ein kleines im Bereich der LEW

    Zentralwarte der LEW ist in Gersthofen, dort ist auch das Büro von Gerhard Weber, der verantwortlich ist für die 15 Kraftwerke der LEW Wertach und Lech. Insgesamt erzeugen 60 Wasserkraftwerke am Lech Strom. Das in Landsberg sei mit 500 Kilowatt Spitzenlast eher ein kleineres davon. Andere brächten bis zu 10.000 Kilowatt, berichtet Weber während der Kraftwerksführung. Jedoch gibt es in Landsberg einige Besonderheiten, so der Mühlbach, der noch aus dem Mittelalter stammt und maximal 12,6 Kubikmeter Wassermenge liefert. „Das sind 200 Badewannen pro Sekunde“, macht Weber die Dimension deutlich. Zudem kommt der in Landsberg produzierte Strom, er reicht für rund 1000 Haushalte, auch direkt im örtlichen Stromnetz der Stadtwerke an.

    Wasserkraft ist zwar umweltfreundlich, jedoch kann nur genutzt werden, was gerade ankommt. Derzeit ist das wenig. In der Niedrigwasserphase produziert das Kraftwerk gerade mal 430 Kilowatt. Und leider kommt auch nicht nur Wasser an, sondern jede Menge Müll. Organischer, wie Algen oder Äste. Aber auch Wohlstandsmüll wie Dosen und jede Menge Plastikmüll wie Flaschen, Verpackungen oder Tüten. Bei der jährlichen Bachkehrung kommen auch größere Müllstücke wie Reifen oder Fahrräder zum Vorschein. Viele Tonnen von Unrat müssen alljährlich entsorgt werden, bedauert Weber und setzt hinzu: „Damit leistet die LEW auch einen Beitrag zu sauberen Gewässern.“

    Auf Interesse beim Tag der offenen Tür im Kraftwerk der LEW in Landsberg stießen auch die Infostände.
    Auf Interesse beim Tag der offenen Tür im Kraftwerk der LEW in Landsberg stießen auch die Infostände. Foto: Dagmar Kübler

    Das komme auch den im Wasser lebenden Tieren zugute – für manche wird ein Kraftwerk aber auch zur Todesfalle. So für einige Entenküken, für deren Kinderstube der Mühlbach ungeeignet ist, und die in die Turbine eingesogen wurden. Die LEW verringerte daraufhin die Durchflussgeschwindigkeit und brachte einen Flaschenvorhang an. Dieser ist noch immer vorhanden, hat jedoch die Hoffnungen, die Küken abzuhalten, nicht erfüllt. Wie der von der LEW eingeschaltete Tierökologe Knut Neubeck in einem Gutachten feststellte, lässt sich bei jungen Entenküken kein vollständiger Schutz vor technischen Anlagen gewährleisten. „Mit Blick auf mögliche neue Brutversuche im nächsten Jahr gilt es in den kommenden Monaten gemeinsam mit den Beteiligten von Stadt, Stadtwerken und LEW geeignete Rückzugsräume zu identifizieren und/oder neue präventive Maßnahmen zu prüfen“, so Neubeck.

    Ein stillgelegtes Notstromaggregat ist noch vor Ort

    Im Kraftwerk geht der Blick in die Tiefe. Dort arbeitet seit 1984 eine gelbe Kegelradrohrturbine. Vom Wasser ist nichts zu sehen, dieses fließt unterhalb von ihr und wird nach der Passage des Kraftwerks weiter in den Ausfluss in den Lech geleitet. Auch ein 2007 stillgelegtes Notstromaggregat ist noch vorhanden. Ausgestattet mit U-Boot MAN-Dieselmotoren war es im Einsatz, um Notstrom für die Stadt und bei Spitzenlasten zu erzeugen.

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