Mit ihrem Stück „KI-ster, die sie riefen“ hat die Theatergruppe des Dominikus-Zimmermann-Gymnasiums (DZG) ein Publikum bewegt, das sich zunächst auf einen Abend über WG-Chaos und künstliche Helfer eingestellt hatte. Bis es dann bei den Vorstellungen im Landsberger Stadttheater mit der ganz großen Frage konfrontiert wurde: Was passiert, wenn Maschinen beginnen, wie Menschen zu denken oder sogar zu fühlen?
Wer schon einmal in einer WG – kurz für Wohngemeinschaft – gelebt hat, weiß, das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Räume teilen, Kosten senken. Tür an Tür, zwischen Mitternachtssnacks und spontanen WG-Partys, entstehen hier (meist) Freundschaften fürs Leben – oder zumindest bis zum nächsten Mieterwechsel. Natürlich gibt es dabei auch die typischen Herausforderungen. Wer bringt den Müll raus? Wann wird wieder geputzt? Doch Hausarbeit, Beziehungsstress und Lernaufwand – nein danke, meinen fünf Studierende für Computerengineering. Auf der Suche nach der perfekten Lösung heißt (wie so oft in der modernen Welt) die Antwort: Technik.
Die Studierenden entwickeln fünf Roboter
Sie entwickeln fünf Roboter, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz (kurz KI) ihre Probleme lösen sollen. Da massiert einem einer die Füße, tröstet bei Liebeskummer, erledigt die Einkäufe und schreibt Spickzettel. Es entsteht eine WG, wie sie im Buche steht – organisiert von Algorithmen, gesteuert von Maschinen, bewohnt von Digital Natives, die glauben, alles unter Kontrolle zu haben. Zumindest am Anfang.
Denn in dem Stück, in dem mehr als 40 Schülerinnen und Schüler eine Rolle übernehmen, denken die KI-Roboter weiter und entwickeln eigene Pläne. Was auf der Bühne also einst als fleißige Figur in einem weißen Anzug und weißer Maske auftrat, wird zu einem kontrollsüchtigen Problem. Nach und nach sehen sie immer menschlicher aus und so verschwinden auch Kostüm und Maske. Nur das Sprechen in Silben sowie das maschinelle Bewegungsmuster bleiben.

Die Sache läuft komplett aus dem Ruder, als sich die fünf Roboter zu allem Überfluss mehrmals klonen. Die Studierenden verlieren damit die letzte Kontrolle und mit ihr auch die Illusion, Technologie sei immer lösungsorientiert. So stehen plötzlich keine Dienende mehr da, sondern selbsternannte Herrschende. An dieser Stelle muss man sagen: Es ist beeindruckend, wie die Theatergruppe inmitten des Chaos – angefangen mit einem unordentlichen Bühnenbild bis hin zu der Horde an KI-Klone – den Überblick behalten hat.
Das Theaterstück ist ein Spiegel unserer Zeit
Insgesamt ist „KI-ster, die sie riefen“ mehr als ein Schultheaterstück. Es ist ein Spiegel unserer Zeit. Genauer einer Ära, in der Chatbots Hausaufgaben erledigen und Sprachassistenten unser Leben organisieren. Und das Publikum? Es lacht. Vorerst. Denn die Sprache ist jugendlich, frech und direkt. Dann hält es den Atem an. Was nämlich mit Witz beginnt, endet in einer bitteren Erkenntnis – und genau darin liegt die Stärke dieses Stücks.
Die Schülerinnen und Schüler des DZG (fünfte bis zwölfte Klasse) wirken dabei nicht wie Jugendliche, die eine Idee nachspielen, sondern wie junge Erwachsene, die etwas zu sagen haben – und das ganz ohne belehrenden Zeigefinger. Die Theatergruppe hat es damit geschafft, ein komplexes, hochaktuelles Thema verständlich sowie packend auf die Bühne zu bringen und insgesamt für einen Abend zu sorgen, der nicht nur unterhält und sondern auch noch lange nach dem Stück zum Nachdenken anregt.
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