„Krater-Edi“ tauften die deutschen Medien Eduard Reisch vor 30 Jahren. Und den Spitznamen wurde er nicht mehr los. Damals, Anfang März 1995, hatte er unweit des Klosters Andechs einen drei Meter tiefen Krater in den Boden gesprengt. An der Stelle sollte ein neues Biotop entstehen. Die Aktion war genehmigt und beim Landratsamt in Starnberg angemeldet. Das Dumme daran: Kaum jemand wusste davon. Und in Windeseile machte die Nachricht von einem Meteoriten-Einschlag die Runde.
Rund um das Loch gab es Traktorspuren im Feld, neben dem Krater lag eine Euro-Palette. Alles wurde ignoriert. Polizeihubschrauber umkreisten die Einschlagstelle, Geophysiker verbreiteten die Mär von einem Meteoriten, der das Kloster der Benediktiner nur knapp verfehlt hatte. Journalisten aus ganz Deutschland reisten an, nur um einen Tag später zu erfahren, dass der Krater bei Frieding Eduard Reischs Werk war. Doch da hatte der heute 63-Jährige, der lange Jahre in Apfeldorf wohnte, seinen Spitznamen schon weg.
Wenn Eduard Reisch heute einen Auftrag erledigt und darüber in den Medien berichtet wird, dann darf der Name „Krater-Edi“ nicht fehlen. Auch Ende Januar, als seine Peißenberger Firma für Sprengtechnik unter dem Münchener Hauptbahnhof, geschützt durch Sprengschutzmatten aus alten Autoreifen und schwerem Vlies, einen unterirdischen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt hat. Der ehemalige Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, hinter dessen bis zu drei Meter starken Betonwänden einst 800 Münchner vor Luftangriffen Zuflucht suchten, stand dem Neubau des Bahnhofs im Weg.
Eduard Reisch sprengte auch mehrere Militärgebäude im Landsberger Frauenwald
Eduard Reisch zählt zu den erfahrensten Sprengmeistern in Deutschland. Er arbeitete auf der ganzen Welt und gilt als Experte für komplizierte Sprengungen. Doch so viele Schlagzeilen wie im März 1995 hat er nie mehr bekommen. Dabei ließ er später unter anderem im Jahr 2008 das 52 Meter hohe Agfa-Gebäude direkt am Mittleren Ring in München einstürzen. Anfang Februar 2014 verantwortete er die bis dahin höchste Gebäudesprengung Europas. Mit 950 Kilo Sprengstoff, verteilt auf 1400 Bohrlöcher, sprengte er kontrolliert den 116 Meter hohen AfE-Turm der Universität Frankfurt. Auch in der Region war Reisch schon oft am Werk: Im Jahr 1999 sprengte er etwa einen Schornstein auf dem Gelände der ehemaligen „Neuen Augsburger Kattunfabrik“ und 2005 mehrere Militärgebäude im Landsberger Frauenwald.
Doch Eduard Reisch erlebte auch Rückschläge: Vor einer Sprengung im Hamburger Hafen starben zwei seiner Arbeiter, ein dritter wurde verletzt. Für vier Jahre verlor er danach seine Sprengerlaubnis, lebte zwischenzeitlich von Sozialhilfe. Vor Gericht erkämpfte er sich 2004 das Recht, wieder arbeiten zu können.
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