Weihnachten ist ein Fest, das in vielen Ländern dieser Welt gefeiert wird – mit ganz unterschiedlichen Traditionen. „Die Musik steht aber überall im Mittelpunkt. Der Gesang bringt die Menschen zusammen, das tut uns gut. Und die Weihnachtslieder prägen das Gemeinschaftsgefühl“, führte die Leiterin des Chors „Weil im Takt“, Anneli Tillmanns-Liesz (42), in das Neujahrskonzert ein, das dieser am Vorabend von Heilig-Drei-König in der Weiler Kirche St. Mauritius bot.
Festlich dekorierte Pfarrkirche bot einen passenden Rahmen für das Neujahrskonzert
Mit Soli von Tillmanns-Liesz, ausgebildete Opern- und Konzertsängerin, und des 18-köpfigen Chors unter Begleitung von Eva Neuner an der Harfe wurde es ein stimmungsvoller Abend und krönender Abschluss der Weihnachtszeit. Zumal die festlich dekorierte Pfarrkirche St. Mauritius einen passenden Rahmen dazu bot. Zwei große leuchtende Christbäume im Chor, vor dem Altar umrahmten Kerzen die Krippe mit dem Jesuskind, an der die Sängerinnen nach ihrem Einzug durch das Kirchenschiff ihre Kerzen abstellten. Links vom Altar die große Krippe mit von Meistern aus Oberammergau geschnitzten Figuren: Hirten im Fellumhang und edel gekleidete Könige, die der Heiligen Familie ihren Besuch abstatten und Geschenke bringen. Einst war die Pfarrei Weil im Deutschen Orden inkorporiert, daher rührt die für den kleinen Ort große und prächtige Kirche mit reichen Stuckarbeiten. Richtet sich der Blick zu diesen an die Decke, so erblickt man dort das größte Deckengemälde, den Kreuzestod Jesu, der wiederum jetzt zur Weihnachtszeit einen Bogen über Anfang und Ende des Lebens von Jesus schlägt.

Weihnachtslieder können rhythmisch und temperamentvoll sein, aber auch melancholisch und sanft – immer aber sind sie tief berührend. Das zeigte das abwechslungsreiche Programm mit Liedern aus Afrika, Spanien, Italien, Österreich, Russland, Finnland, Schweden sowie Schottland. Dort gab es bis 1960 keine Weihnachtstradition, denn Weihnachtsfeiern war bei den Puritanern und Calvinisten verboten, erzählte Tillmanns-Liesz. Dafür wurde der Jahreswechsel umso mehr gefeiert, der Chor bot ein klassisches Stück dazu mit „ Auld lang sygne“. Den Auftakt machte jedoch „Hambani kale“ aus dem heißen Afrika, wo Weihnachten eher auf der Straße als zu Hause gefeiert wird. Temperamentvoll geht es in Spanien zu, wo Kastagnetten, Tambourin und Gitarren die Weihnachtsmusik begleiten, Weihnachten bis Heilig-Drei-König gefeiert wird und es erst dann die Geschenke gibt, erzählte Tillmanns-Liesz, die das spanische Lied „Folget den Hirten“ präsentierte.
Auch mit dem italienischen Lied „Tu scendi dalle stelle“ zeigte die Sopranistin, die sowohl im Philharmonischen als auch im Staatsoper-Chor in München singt, ihr Können, wobei sich ihre glockenhelle Stimme kraftvoll durch alle Tonlagen bewegte. In Italien zögen Musiker als Hirten verkleidet und Dudelsack spielend in der Weihnachtszeit durch die Straßen, blickte sie auf unsere südlichen Nachbarn, um dann musikalisch nach Österreich zu reisen, wo in einer Mitternachtsmette in Oberndorf bei Salzburg 1818 erstmals der Weihnachtsklassiker „Stille Nacht, heilige Nacht“ aufgeführt wurde. Aus dem österreichischen Liedgut präsentierte der Chor gekonnt das Schlaflied „Es wird scho glei dumpa“. Kraftvolle Chöre mit beeindruckender liturgischer Musik nannte Tillmanns-Liesz beispielhaft für Russland, und der Weiler Chor stimmte das melancholisch und tief berührende Krippenlied „Bajuschki Baku“ an. Schnee, Weite und Stille kennzeichneten in Finnland, ihrer Heimat, Weihnachten, so Tillmanns-Liesz, was sie mit dem Lied „Joulun kellot“ untermalte. Eine große Tradition hat in Schweden das Luciafest, das am kürzesten Tag des Jahres gefeiert wird. „Glanz über Meer und Strand“ sowie „Jul Jul“ brachten schwedische Musik in die St. Mauritiuskirche, in der nach rund einer Stunde der festliche Liedabend mit einem irischen Harfenstück zu Ende ging.
Der Erlös des Neujahrskonzerts kommt der St. Wolfgang-Kapelle zugute
Die Spenden des Abends kommen der St. Wolfgang-Kapelle in Weil zugute, die bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht. Seit 2014 ist sie geschlossen, erste Sicherungsmaßnahmen wurden bereits getroffen, so an Turm, Dach und dem Stuckmarmoraltar. Auch die Glocke aus dem 15. Jahrhundert wurde wieder in die Kapelle verbracht und instand gesetzt. „Nach über 80 Jahren kann sie nun wieder läuten“, freut sich Pfarrer Martin Rudolph, und auch darüber, dass für alle Kreuzwegstationen Paten gefunden und so die Stationen auch wieder bebildert werden konnten. Noch sei aber viel Geld nötig, um die seit 2020 laufenden Renovierungsarbeiten an der Kapelle, die auch über eine eine Kreuzigungsgruppe vom Landsberger Bildhauer Lorenz Luidl verfügt, fortzusetzen.
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