
Mehr Wohnungen

Wie im Garten einer ortsbildprägenden Villa in der Bahnhofstraße in Dießen eine neue Wohnanlage Platz findet
Noch mehr Wohneinheiten als bislang vorgesehen sollen in einem geplanten Mehrfamilienhaus in der Bahnhofstraße in Dießen untergebracht werden. Größer als in einer früheren Bauvoranfrage beschrieben wird das Gebäude jedoch nicht werden. Der Bauausschuss des Gemeinderats erteilte mehrheitlich sein Einvernehmen zu dem nun dazu vorliegenden Bauantrag.
Nach der bereits 2019 genehmigten Bauvoranfrage war vorgesehen, in den Garten einer 1901 errichteten Villa einen Wohnblock mit zehn Einheiten zu bauen. Nun sollen in dem Gebäude 15 Wohnungen Platz finden, ohne dass die Größe des Gebäudes, das im Süden und Osten um die Villa herum gebaut wird, wesentlich verändert wird. Außerdem sind eine Tiefgarage mit 22 Plätzen und sieben oberirdische Stellplätze geplant. Das wären zwar drei Plätze mehr als die laut Stellplatzsatzung notwendigen 26. Allerdings seien deren Maße mit fünf Metern Länge und 2,40 Metern Breite schmaler als die in der Satzung festgesetzten 5,50 und 2,50 Meter, heißt es in der Sitzungsvorlage. Insgesamt füge sich die Wohnanlage aber in die Umgebungsbebauung ein. Mit 6:2 Stimmen erteilte der Bauausschuss das Einvernehmen.
Dagegen stimmte unter anderem Michael Hofmann (Ausschussgemeinschaft/Bayernpartei), der vor „Herrschinger Verhältnissen“ in Dießen warnte. Erstaunt sei er auch darüber, wie das Landesamt für Denkmalpflege die in der nordwestlichen Ecke des Grundstücks liegende Villa bewertete. Nach einer Besichtigung hieß es vom Landesamt, dass dieses Haus („ein zweigeschossiger Schopfwalmdachbau mit Fachwerkgiebeln, Mittelerker mit Zwiebeldach und Bodenerker“) zwar prominent an der Straße liege. Jedoch: „Eine Besichtigung zeigte, dass das Gebäude im Inneren vor allem in den 1970er-Jahren stark modernisiert worden ist. Beinahe sämtliche Türen und Fenster ebenso wie große Teile der Bodenbeläge sind erneuert worden.“ Deshalb liege kein Grund vor, das Haus in die Denkmalliste aufzunehmen.
Die geplante Neubebauung erschlage alles Vorhandene, kritisierte Hofmann, der auch auf ein „schlechtes Beispiel in der Nähe“ verwies. In den 2000er-Jahren wurde etwas weiter oben in der Bahnhofstraße ein Jugendstil-Ensemble abgebrochen und durch Reihenhäuser ersetzt. Damals war der Altbestand sogar in der Denkmalliste aufgeführt. Weil die historische Substanz jedoch als zu dürftig beurteilt wurde, durften das Haus und die Gartenanlage beseitigt werden. Der Widerstand der Gemeinde gegen die Neubebauung blieb erfolglos. (ger)
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