„Es lebe die Vielfalt!“ ist heuer nicht nur das Jahresmotto des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Unterallgäu, sondern auch der „rote Faden“ beim dritten Unterallgäuer Saatgutmarkt in Kirchheim. Doch warum ist Vielfalt in den Hausgärten überhaupt so wichtig? Hier sind die Antworten der Referentinnen und Referenten.

Lucia Hiemer ist Bildhauerin und hat ein internationales Diplom der Permakulturgestaltung: „Jedes Lebewesen hat und erfüllt seine Aufgaben, auch wenn wir diese häufig nicht kennen und erkennen können. Je artenreicher ein Garten, eine Landwirtschaft, eine Landschaft, umso stabiler ist sie für äußere Einflüsse und zukünftige Herausforderungen. Mit der Permakultur können wir Gärten vielfältig anlegen und so ein Stück Verantwortung übernehmen, für unser Leben und das unserer Kinder.“

Annette Holländer bewirtschaftet einen Garten zur ganzjährigen Selbstversorgung: „Die moderne Pflanzenzüchtung konzentriert sich auf wenige einheitliche Sorten, die auf Höchstertrag, Transportfähigkeit und Homogenität ausgerichtet sind. Alte und samenfeste Nutzpflanzen gehen immer mehr verloren. Viele dieser alten Gemüse sind robust und freilandtauglich und überzeugen durch vorzüglichen Geschmack.“

Markus Orf ist Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege: „Streuobstwiesen stellen einen einzigartigen, vielfältigen Lebensraum für über 5000 Tier- und Pflanzenarten dar. Damit zählen sie zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. In Bayerns Streuobstwiesen finden sich heute noch über 2000 verschiedene Apfelsorten. Diese stellen ein immenses Genreservoir dar.“

Christof Wegner ist Gärtnermeister: „Wir brauchen wieder Gärten, die all unsere Sinne ansprechen: Riechen, Fühlen, Sehen, Hören und Schmecken. Gärten, die uns Wild- und Kulturpflanzen als Nahrung schenken. Gärten, die Insekten und Tieren Überlebensraum bieten. Gärten, die den Menschen nicht außen vor lassen, sondern ihn hineinholen. Wie von selbst entwickelt sich dann ein spannendes Wechselspiel von Geben und Nehmen, Berühren und Berührtwerden, Ausprobieren und Lernen.“

Brigitte Elbe ist Mitglied beim Bio-Ring Allgäu und Bund und Expertin zum Thema Gentechnik: „Die Artenvielfalt ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Die Ursachen im landwirtschaftlichen, kommunalen und industriellen Bereich sind zahlreich und wir können sie kaum beeinflussen. Aber in unseren Hausgärten können wir selbst entscheiden: Vielfalt ist der Schlüssel für Ausgleich, Erhalt und Stabilität unserer Ökosysteme und des Klimas.“
Programm des 3. Unterallgäuer Saatgutmarkts von am 1. Februar von 10 bis 16 Uhr:
- 10 Uhr: Markteröffnung im Rathaus mit Bürgermeisterin Susanne Fischer und Alwin Lichtensteiner, Vorsitzender des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Unterallgäu, umrahmt vom BBC-Chor der singenden Bio-Bauern
- Verschiedene Aussteller, Anbieter und Infostände sowie Saatgut-Tauschtisch
- 11 Uhr: Vortrag von Gärtnermeister Christof Wegner: Die Saat geht auf - was die Rückkehr der Vielfalt in Gemeinschaften bewirken kann
- 12 Uhr: Vortrag von Kreisfachberater Markus Orf: Faszination Streuobstwiese
- 13 Uhr: Vortrag von Autorin Annette Holländer: Vielfalt im Hausgarten erhalten und vermehren
- 14 Uhr: Vortrag von Permakultur-Referentin Lucia Hiemer: Artenvielfalt durch Permakultur-Gestaltung
- 15 Uhr: Vortrag von Brigitte Elbe vom Bio-Ring Allgäu und Bund: Vielfalt im Wandel: Natur - Kultur - neu
- Auf dem Biohof Besthans in Derndorf, Bergstraße 1: Hofladen und verschiedene weitere Anbieter, Bewirtung durch den Kindergarten, Vorführungen im Klangturm, Auftritte des BBC-Chors.
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