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Ettringen: Gut gemeint, schlecht gemacht?

Ettringen

Gut gemeint, schlecht gemacht?

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    Ein vertrauter Anblick: Die Sammelcontainer der Aktion Hoffnung. Gut erhaltene Kleidung kann hier unkompliziert entsorgt und einer sinnvollen Weiterverwendung zugeführt werden. Eine neue EU-Richtlinie macht das den Verantwortlichen schwerer.
    Ein vertrauter Anblick: Die Sammelcontainer der Aktion Hoffnung. Gut erhaltene Kleidung kann hier unkompliziert entsorgt und einer sinnvollen Weiterverwendung zugeführt werden. Eine neue EU-Richtlinie macht das den Verantwortlichen schwerer. Foto: Karin Sippler

    Mit dem neuen Jahr ist die EU-weite Getrenntsammlungspflicht für Alttextilien auch in Deutschland in Kraft getreten. Die neue EU-Richtlinie besagt, dass Textilien, die defekt und verschmutzt sind, nicht mehr im Restmüll entsorgt, sondern in die Kleiderbehälter gegeben werden sollen. Für Karin Sippler von der Aktion Hoffnung in Ettringen ist das nicht nur eine gute Nachricht: „Fehlinterpretationen werden derzeit zu einem Risiko für die Kleiderspende. Wenn nun die Bürgerinnen und Bürger dem folgen, haben wir die große Sorge, dass in unseren Behältern noch mehr nicht mehr brauchbare Kleidung landet, die von uns kostenpflichtig entsorgt werden muss. Alle Sammelorganisationen leiden schon jetzt unter der zunehmenden Menge an Fast Fashion oder Ultrafast-Fashion, die den Markt überschwemmt.

    Deshalb warnt die Aktion Hoffnung vor einer Gefährdung der Unterstützung ihrer Entwicklungsprojekte und appelliert an die Bevölkerung, nur tragbare und saubere Kleidung in ihre Sammelbehälter zu spenden. Die Umsetzung der neuen Getrenntsammlungspflicht für Alttextilien sieht die Aktion Hoffnung daher  „mit großer Sorge“.

    Johannes Müller, Geschäftsführer der Aktion Hoffnung aus Ettringen beim Altkleidersortieren. (Archivfoto)
    Johannes Müller, Geschäftsführer der Aktion Hoffnung aus Ettringen beim Altkleidersortieren. (Archivfoto) Foto: Johann Stoll

    Johannes Müller, Geschäftsführer der Aktion Hoffnung, appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, bewusst tragbare und saubere Textilien an die Hilfsorganisation zu spenden. „Wir arbeiten mit Kleiderspenden, die wir dann in unseren Secondhand-Shops verkaufen oder an unsere Projektpartner zum Beispiel in Rumänien weitergeben wollen. Das heißt, wir benötigen gut erhaltene, saubere und tragfähige Kleidung.“

    Wenn die vielen Ehrenamtlichen künftig Textilmüll wie kaputte Schuhe und zerrissene Kleidung sammeln müssen, werde dadurch das vorhandene System gefährdet“, informiert Müller über die Befürchtungen der gesamten Branche. In Deutschland werden bereits heute rund 64 Prozent der aussortierten Kleidung von privaten Haushalten über etablierte Systeme gemeinnütziger Organisationen gesammelt – eine Erfassungsquote, die in Europa einzigartig ist. Diese Textilien werden sorgfältig sortiert und entweder als Secondhand-Kleidung unter anderem im Shop in Ettringen weiterverwendet oder einem Recyclingprozess zugeführt. Auf diese Weise erreiche das System eine Wiederverwendungs- und Verwertungsquote von mehr als 90 Prozent. Müller ist daher skeptisch: „Eine zusätzliche Belastung dieses Systems durch unbrauchbare Textilien würde die bewährte Infrastruktur jedoch infrage stellen.“

    Das System verkraftet keine weitere Belastung, sagt Johannes Müller von der Aktion Hoffnung

    Die neue Getrenntsammlungspflicht soll sicherstellen, dass Textilien gesammelt werden, die entweder wiederverwendet oder recycelt werden können. Stark zerschlissene oder verschmutzte Kleidung eignet sich jedoch weder für die Wiederverwendung noch für das Recycling und sollte daher nicht in die Kleidersammlungen gegeben werden.

    Zur Finanzierung ihrer Arbeit sammelt die Aktion Hoffnung modische Secondhand-Kleidung und vermarktet diese im Großhandel. Ein Teil der Kleidung wird direkt in den VINTY’S Secondhand-Modeshops in Ettringen, Augsburg, und Nürnberg sowie auf Mobilen Kleidermärkten verkauft. Bei ihrer Arbeit wird die Hilfsorganisation von mehr als 2000 ehrenamtlich Engagierten unterstützt. (mit mz)

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