Wenn die ersten mehr oder weniger wärmenden Sonnenstrahlen auf die noch kahle Natur treffen, treibt die Blasmusik im Unterallgäu in unbändiger Erwartung bereits frische Blütenklänge. So auch zuletzt in Ettringen, wo die Musiker und Musikerinnen der Blas- und Jugendkapelle vor begeistertem Publikum in der Turnhalle zu Gehör brachten, was sie im Winter an neuem Programm ausgedacht und in mühevoller Probenarbeit einstudiert hatten.
Die Jugend eröffnete den Abend mit modernen Kompositionen abseits der gewohnten Blasmusiktradition. Ohrwurmverdächtige Harmonien des James-Bond-Komponisten John Barry, arrangiert von Paul Murtha, entfalteten ihr emotionales Potenzial, ebenso die unverwechelbaren Klänge aus der Feder der Band Coldplay („Clocks“). Zusätzlich servierten sie den vergleichsweise klassischen „Libertango“ und das bereits vor der Zeit der heutigen Jugend liegende „Funkytown“, worauf Moderator Sebastian Duscher in seiner lustigen Art hinweis, Zeiten, in denen die inzwischen Erwachsenen ihre Wochenendabende in der Wiedergeltinger Disko „Stechmücke“ zubrachten.

Auch James Bond erklärte er zum Kult vor seiner Zeit, und der komme nun mal im Bildungsfernsehen von Bayern 3, das er – augenzwinkernd – schaue, nicht vor. Dessen ungeachtet bewies die Jugendkapelle Einfühlungsvermögen und einen gelungenen Zugang zur – aus ihrer Sicht – historischen Musik. Das mag wohl auch an der vermittelnden Rolle von Dirigent Johannes Steber liegen, der die jungen Musiker mit den berühmten Kompositionen vertraut machte und gemeinsam mit ihnen eine beachtliche Perfektion erreichte.

„Im Eilschritt nach Sankt Peter“ und im Marsch ging es nach der Pause unter der Leitung von Dirigentin Sabine Rüger mit den gestandenen Musikern und Musikerinnen der Blaskapelle weiter – in der Version der Kaiser Musikanten ein YouTube-Hit, worauf Claudia Weh hiwies, die auch die weiteren Titel des Programms ankündigte. Die „Frühlingsstimmen“ im Walzertakt von Johann Strauß brachten den Frühling akustisch mit Vogelzwitschern und seiner Lebensfreude zur Entfaltung. Dramatische Töne schlug das Orchester mit „Backdraft“, einer Komposition von Hans Zimmer an, der mit seinen Soundtracks manch einer Hollywood-Produktion seinen musikalischen Stempel aufdrückte. Auch mit „Another Opening“ des Österreichers Fritz Neuböck verließ die Blaskapelle ausgetretene Pfade der Tradition im Wechsel etwa mit Alexander Pflugers „Ja das ist Blasmusik“. Einmal mehr zeigte sich, welche Bandbreite und Stilrichtungen aktuelle Blasmusik inzwischen umfasst. Die Ettringer Musiker präsentierte dann noch einen Wolfgang Petri Golden Hits-Potpourri, bevor sie mit der König der Löwen Komposition zu Hans Zimmer zurückkehrten. Als Zugabe und für den Nachhauseweg spendierte die Blaskapelle schließlich zum Mitklatschen und unter großem Beifall noch „Viva – ein Hoch auf das Leben“, eine Komposition der schweizer Fäaschtbänkler.

Bei den Ansagen der Vorsitzenden Julia Lochbrunner und den Ehrungen lang gedienter aktiver Vereinsmitglieder schienen die Charaktere und Eigenheiten der erfahrenen Musikerinnen und Musiker durch. Auch einen wehmütigen Abschied musste sie verkünden: Peter Blochum und Josef Rauch sahen sich aus gesundheitlichen Gründen den Anforderungen der Kapelle nicht mehr gewachsen, und so ließ Josef Rauch ein letztes Mal ein Solo auf seinem geliebten Tenorhorn erklingen.

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