Wenn eine der beliebtesten und bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands ein Gastspiel in Bad Wörishofen gibt, dann ist dies schon etwas Besonderes. Allerdings gastierte Jutta Speidel nicht in ihrem eigentlichen Metier, sondern gab eine Lesung aus ihrem jüngsten Roman „Amaryllis“ im Rahmen des Allgäuer Literaturfestivals. Auch als Buchautorin hat sie sich inzwischen einen Namen gemacht.
Wie beliebt sie ist, kam bereits beim Begrüßungsapplaus, der auffallend herzlich ausfiel, zum Ausdruck. Begleitet wurde die Lesung am Klavier von Peter Rodekuhr und, was jedoch nicht kundgetan wurde und deshalb wohl kaum jemand wusste, von ihrer Tochter Antonia Feuerstein mit eindrucksvollen Gesangsbeiträgen.
Die Geschichte ist ausgedacht - autobiografische Züge aber schwer zu vermeiden
Mit ihrem Buch „Amaryllis“ hat Jutta Speidel ein umfangreiches Buch geschaffen, das die Lebensgeschichte der Clownin Valerie erzählt. Sie beginnt ganz früh mit einem Urlaub der Familie in Italien, der bei ihr durch die Begegnung mit einem Jungen Lorenzo den Wunsch nach einer Zirkus- oder Künstlerkarriere weckt und endet just am 70. Geburtstag, einer weiteren Parallele zu Speidels eigenem Leben.
Pubertät, erste Liebe, etwas Erotik, Führerschein und die Jahrtausendwende spielen eine Rolle in Valeries Leben wie der immer wieder begleitende Lorenzo. Zum Ausdruck kamen in den einzelnen Lebensabschnitten Gefühle wie Freude, aber auch Enttäuschungen oder Unzufriedenheit durch Abhängigkeiten. Zwar betonte Jutta Speidel immer, dass die Geschichte frei erfunden sei, doch autobiografische Züge sind nur schwer zu vermeiden.
Mit Jutta Speidel steht in Bad Wörishofen auch ihre Tochter auf der Bühne
Was den Abend jedoch besonders machte, war Jutta Speidels Art des Vortrags. Deutlich zu erkennen stets die große Schauspielerin, wenn sie zuweilen ganz leise und dann wieder laut aufbrausend wird. Sie artikuliert enorm feinsinnig und setzt auch Mimik und Gestik geschickt ein. Im eleganten schwarzen Kleid als Kontrast zum blonden Haar wirkte sie ganz als „Grande Dame“. Dass sie dennoch bodenständig geblieben ist, zeigt ihr Engagement für ihr Spendenwerk „Horizont“, für das sie auch an diesem Abend sammelte. Außerdem stand sie in der Pause ihrem Publikum zum Signieren ihres Buches bereit, weshalb sich rasch eine große Traube an Interessierten um den Tisch versammelte.
Diese hatten einen eindrucksvollen Abend mit der hautnahen Begegnung mit einer überaus beliebten Künstlerin erlebt, die mit lang anhaltendem Applaus verabschiedet wurde.
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