„Das Juze muss bleiben, weil wir einen Ort brauchen und wollen, an dem wir unsere Freizeit selbst und sinnvoll gestalten können!“ Diese und ähnliche Botschaften hatten einige Kinder und Jugendliche, die das Kirchheimer Jugendzentrum regelmäßig besuchen, auf Plakate geschrieben. Sie waren zum Pressetermin mit der MZ gekommen, um für ihr Juze zu kämpfen. Mit dabei waren auch ehemalige Leiterinnen und Jugendliche, die das Juze beim Erwachsenwerden geprägt hat, aber auch Vertreter der örtlichen Gesellschaft sowie eine Gruppe des Blasorchesters, das wie das Juze derzeit ebenfalls in der ehemaligen Mädchenschule untergebracht ist. Diese wurde vor rund drei Jahren für knapp 74.000 Euro an einen Bürger verkauft, der das Haus nun sanieren möchte. Ab Januar muss das Juze deshalb raus – und ein neuer Raum ist bisher nicht gefunden.
Vor 20 Jahren war das Juze von Christine Vogginger und Rita Ziegler gewissermaßen ins Leben gerufen worden, als Projekt „Jugendarbeit aufs Dorf“, bei dem Ehrenamtliche Jugendliche betreuen sollten, wie Vogginger beim Vor-Ort-Termin erzählte. Doch es habe sich bald gezeigt, dass Ehrenamtliche das nicht leisten könnten, erinnerte sich Kirchheims Zweite Bürgermeisterin. „Für die Jugendarbeit braucht man Know-how.“ Dieses brachte daraufhin der Kreisjugendring (KJR) ein, die Gemeinde stellte die Räume zur Verfügung und kommt bis heute gemeinsam mit dem Landkreis für die Personalkosten auf. Das Juze hat schon mehrmals die Räumlichkeiten gewechselt – doch jetzt findet sich trotz längerer Suche offenbar kein passender und bezahlbarer Platz mehr für die Kinder und Jugendlichen.
Welche Voraussetzungen es für ein neues „Juze“ in Kirchheim gibt
Im vergangenen Jahr seien häufig 20 bis 25 Besucher gekommen, im Alter von neun bis 17 Jahren, erzählen Zsuzsanna Csepregi und Heidi Herold, die derzeit das Juze betreuen. Aber auch Ältere schauen immer mal wieder vorbei. Vier Stunden in der Woche ist das Juze aktuell geöffnet, doch eigentlich würde der KJR auch wieder mehr Stunden anbieten wollen. 80 Quadratmeter, beheizt und mit Strom, eine Küche, eine Toilette – viel mehr bräuchte man dafür nicht.
Im Notfall könnte der KJR ein mobiles Angebot bieten, doch: „Dreh- und Angelpunkt für die offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein fester Anlaufpunkt“, unterstreicht Elisabeth Seitz von der dazugehörigen Fachstelle die Bedeutung eines Jugendzentrums in einer Gemeinde. Einen Ort außerhalb des Elternhauses zu haben, an dem man einfach nur da sein könne, ohne eine Leistung erbringen zu müssen, das sei wichtig beim Erwachsenwerden. Dennoch gebe es im Juze auch eine gewisse Kontrolle und Angebote wie gemeinsames Kochen oder Spielen. Seitz betont, dass sich das Kirchheimer Juze immer wieder auch ins gesellschaftliche Leben eingebracht habe, etwa beim Marktfest oder mit Aktionen beim Markt.
Für manche war das Kirchheimer Juze wie eine zweite Familie
Wie eine „zweite Familie“ sei das Juze für sie gewesen, erinnert sich Jessica Mayer. Die heute 26-Jährige ist mit dem Juze groß geworden, hat später sogar selbst dort gearbeitet und ist eigens zum Pressetermin gekommen, um für die Einrichtung zu kämpfen. Auch der 17-jährige Michael Auer, der mit neun Jahren zum ersten Mal das Juze besuchte, hat viel Zeit hier verbracht und will jetzt, dass auch andere Kinder und Jugendliche diese besondere Gemeinschaft erleben dürfen. „Dann verbringen sie auch weniger Zeit am Handy“, sagt er.
Die Kinder und Jugendlichen, die aktuell das Juze besuchen, schätzen daran, dass sie sich hier mit anderen treffen, Kicker oder Billard spielen können oder gemeinsam „coole Ausflüge“ machen, wie sie im Gespräch erläutern. Hier haben sie Freundschaften geschlossen, hierher können sie innerhalb der Öffnungszeiten einfach kommen, wann und wie lang sie möchten. Im Winter sei er fast jeden Tag hier gewesen, sagt einer von ihnen. „Hier in Kirchheim gibt‘s ja nichts anderes. Und wir können nicht immer zu einem von uns nach Hause.“ Die Jugendlichen haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich noch ein Raum für sie findet.
Wer sich vorstellen kann, einen Raum für das Juze zur Verfügung zu stellen, soll sich direkt bei der Marktgemeinde melden.
Da stellt sich aber doch die Frage, warum das Gebäude dann an eine Privatperson verkauft wurde, wenn diese wertvolle Anlaufstelle und auch Vereine darin untergebracht sind.
Da stellt sich doch die Frage, warum das Gebäude dann verkauft wurde, wenn dort diese wertvolle Anlaufstelle und Vereine untergebracht sind.
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