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Mindelheim: Weltschlaganfalltag: Mindelheims Chefarzt erklärt, warum jede Minute zählt

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Weltschlaganfalltag: Mindelheims Chefarzt erklärt, warum jede Minute zählt

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    Chefarzt Dr. Peter Steinbigler neben dem CT-Gerät, das bei einem Schlaganfall-Verdacht zum Einsatz kommt.
    Chefarzt Dr. Peter Steinbigler neben dem CT-Gerät, das bei einem Schlaganfall-Verdacht zum Einsatz kommt. Foto: Melanie Lippl

    „Time is brain. Zeit ist Hirn.“ Diesen Satz liest man gerade am heutigen Weltschlaganfalltag besonders häufig in Berichten über das Thema. Auch Mindelheims Chefarzt Dr. Peter Steinbigler zitiert ihn und liefert gleich noch ein paar Zahlen mit, die eine eindeutige Sprache sprechen: Von denjenigen, die binnen 90 Minuten nach dem Auftreten der ersten Symptome eine entsprechende Behandlung bekommen, spürt die Hälfte später nichts mehr von ihrem Schlaganfall. Nach drei bis vier Stunden Wartezeit bleibt nur noch jeder zehnte Schlaganfall folgenlos. Und doch scheuen immer noch viele den Gang zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn plötzlich das Bein wie gelähmt ist oder man die Kaffeetasse nicht mehr halten kann – und vergeuden damit wertvolle Minuten oder Stunden, die entscheidend sein können für das weitere Leben.

    „Man sollte seinen Partner gut anschauen“, rät Dr. Steinbigler. Hängende Mundwinkel seien etwa ein Anzeichen für einen Schlaganfall, aber auch Sprechstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Gelähmte Arme oder Beine können ein erstes Warnsignal sein, auch dann, wenn die Lähmung nur vorübergehend ist.

    Häufigster Grund für einen Schlaganfall ist laut Steinbigler Arteriosklerose, also „Verkalkungen“, wie man sie im Volksmund gern nennt. „Die Benzinleitungen ins Gehirn sind quasi verstopft.“ Die Verkalkungen in den Gefäßen oder Blutgerinnsel an diesen Stellen können dann zum Schlaganfall führen. Auch Vorhofflimmern im Herz sei ein Risikofaktor: Weil sich das Blut dadurch nicht mehr so gut bewegt, können sich Gerinnsel bilden, die dann ins Hirn gelangen können. Eine weitere mögliche Ursache für einen Schlaganfall kann eine Hirnblutung sein, etwa wegen unerkanntem oder unbehandeltem hohem Blutdruck oder nachdem eine Ader geplatzt ist. Weil die Behandlung sich nach der Ursache richtet, komme jeder mit Schlaganfall-Verdacht erst einmal ins CT, den Computertomographen, so Steinbigler. Angst müsse man davor nicht haben – im Gegenteil.

    Mindelheim arbeitet bei Schlaganfällen mit dem BKH Günzburg zusammen

    Je schneller die Ursache gefunden ist, umso schneller kann gehandelt werden, erläutert Steinbigler. Das Krankenhaus in Mindelheim arbeitet dafür mit Expertinnen und Experten aus anderen Häusern zusammen. „Nevas“ nennt sich die Abkürzung für das „Neurovaskuläre Netzwerk Südwestbayern“, an dem unter anderem die Kliniken in Ingolstadt, Günzburg und Großhadern in München beteiligt sind. Konkret heißt das: Die Ärztinnen und Ärzte im Unterallgäu schicken die Befunde digital nach Günzburg und überlegen dann gemeinsam mit den Neurologinnen und Neurologen von dort, welche Behandlung den besten Erfolg bringt. „Entschieden wird miteinander, durchgeführt vor Ort“, erläutert Steinbigler. „Ich bin froh, dass die Schlaganfallversorgung in der Region so gut organisiert ist.“ In vielen Fällen erhalten Schlaganfall-Patienten eine sogenannte Lösebehandlung, also eine Infusion, die das Blutgerinnsel auflöst. Dazu werden sie auf der Intensivstation oder der in Mindelheim mit vier Betten ausgestatteten „Stroke Unit“ engmaschig überwacht.

    Die meisten Schlaganfall-Patienten sind über 70 Jahre alt, aber immer wieder trifft es auch junge Leute, die nicht wissen, dass sie Probleme mit der Herzscheidewand haben, sagt Steinbigler. Zwischen 100 und 120 Menschen pro Jahr mit gesichertem Schlaganfall werden in Mindelheim behandelt. „Jeder davon ist ein Drama“, so der Chefarzt. Deshalb liegt ihm Prävention so am Herzen, die in seinen Augen am besten schon in der Schule beginnen sollte. Gesunde Ernährung, Sport, keine Zigaretten, das seien die wichtigsten Punkte – nicht nur als Vorsorge gegen Schlaganfälle, sondern gegen alle Gefäßleiden und Wohlstandserkrankungen. Dann gäbe es weniger Diskussionen um teure, medizinische Versorgung, glaubt der Chefarzt. Besonders gefährdet für Schlaganfälle sind laut Steinbigler Herz- und Bluthochdruckpatienten, aber auch Diabetiker und Raucher, besonders, wenn es sich dabei um Frauen handelt, die die Pille nehmen.

    Schlaganfall-Prävention: Welche Vorsorge man betreiben kann

    Steinbigler plädiert für eine „Vorsorge mit Freude“, also dazu, sich vorsorglich durchchecken zu lassen: EGK, Blutdruck messen, Ultraschall von Herz und Halsschlagadern, Augendiagnostik, Herztöne – „das tut nicht weh“, sagt er. Allenfalls das Blutabnehmen für den Langzeitzucker und den Blutfettstatus könnte etwas unangenehm sein. Im Vergleich zu den Folgen eines Schlaganfalls ist aber auch das wirklich harmlos.

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