Am Sonntag, 23. Februar, wird der Bundestag gewählt – und im Unterallgäu gibt es dabei eine Premiere: Denn der Landkreis ist Teil des neuen Wahlkreises Memmingen-Unterallgäu.
Was hat es mit dem neuen Wahlkreis auf sich?
Der neue Wahlkreis 255 Memmingen-Unterallgäu wurde vergangenes Jahr ins Leben gerufen. Weil sich die Bevölkerungszahlen in Sachsen-Anhalt verringert haben, hat das Bundesland einen Wahlkreis verloren. Stattdessen bekam Bayern einen neuen Wahlkreis hinzu. Er entstand aus Teilen der bisherigen Wahlkreise Augsburg-Land, Neu-Ulm und Ostallgäu und umfasst jetzt neben dem gesamten Landkreis Unterallgäu sowie der Stadt Memmingen auch die Gemeinden Fischach, Schwabmünchen, Langenneufnach, Mickhausen, Mittelneufnach, Scherstetten und Walkertshofen. Insgesamt sind 60 Kommunen Teil des Wahlkreises, hier leben mehr als 216.000 Menschen, die Ausländerquote liegt bei 13,5 Prozent. Die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Wahlkreis arbeiten im produzierenden Gewerbe (47,2 Prozent), 22 Prozent sind im Handel, Gastgewerbe oder Verkehr beschäftigt, rund 10,4 Prozent arbeiten für öffentliche und private Dienstleister. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte lag 2021 bei 26.258 Euro je Einwohnerin und Einwohner. Die Arbeitslosenquote betrug Ende November 2,5 Prozent.
Wie viele Menschen dürfen wählen?
Wahlberechtigt für die Bundestagswahl sind alle Deutschen ab 18 Jahren. Im Wahlkreis Memmingen-Unterallgäu gibt es etwa 159.600 Wahlberechtigte, davon leben allein im Landkreis Unterallgäu rund 110.300 Menschen.
Wann kann gewählt werden?
Die Wahllokale sind am Sonntag, 23. Februar, von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Die Adresse des jeweiligen Wahllokals befindet sich auf der Wahlbenachrichtigung.

Darf man im Faschingskostüm wählen?
Grundsätzlich darf man im Kostüm wählen. Es gibt aber Einschränkungen: So können beispielsweise Personen mit politischen Botschaften, Parteisymbolen oder verbotenen Symbolen auf der Kleidung aus dem Wahlraum verwiesen werden.
Wie läuft die Organisation der Wahl im neuen Wahlkreis ab?
Die Organisation der Bundestagswahl übernimmt im neuen Wahlkreis zum ersten Mal das Landratsamt Unterallgäu. Die Gemeinden übertragen ihre Ergebnisse an das Landratsamt, das diese wiederum an den Landeswahlleiter weitergibt. Die Übertragung habe man „ausführlich getestet“, so Wahlleiter Frank Rattel. In der Behörde hat man Erfahrungen mit Wahlen, etwa durch die Europa- und Kommunalwahlen. In der Vergangenheit habe der Landkreis auch die Wahlprüfung bei der Bundestagswahl für Gemeinden der Wahlkreise Neu-Ulm und Ostallgäu übernommen. „Ganz fremd ist uns die Bundestagswahl also nicht“, so Rattel augenzwinkernd. Er blickt dem Sonntagabend gelassen entgegen, sagt aber auch: „Eine gewisse Grundaufregung ist immer da.“
Bedeutet die kurze Vorlaufzeit mehr Stress für das Organisationsteam?
Für die Kreiswahlleitung war die Wahl aufgrund der geringeren Vorlaufzeit nicht unbedingt stressiger als bei anderen Wahlen, sagt Frank Rattel. Die Gemeinden seien wegen der späten Auslieferung der Stimmzettel und den schon vorliegenden zahlreichen Briefwahlanträgen aber mehr gefordert gewesen als üblich. Und auch die Parteien hätten im Vorfeld viel weniger Zeit gehabt, ihre Kandidatinnen und Kandidaten zu küren, so Rattel.
Wer tritt im Wahlkreis an?
Sechs Männer und eine Frau sind mit der Erststimme im neuen Wahlkreis wählbar:
- Für die Christlich-Soziale Union (CSU) tritt Volkswirt Dr. Florian Johannes Dorn aus Bad Grönenbach an.
- Für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) tritt Lehrer Marcel Keller aus Trunkelsberg an.
- Für Bündnis 90/Die Grünen tritt Softwareentwickler Joachim Linse aus Memmingen an.
- Für die Freie Demokratische Partei (FDP) tritt Berufssoldat Daniel Steffen aus Amberg an.
- Für die Alternative für Deutschland (AfD) tritt der Wissenschaftliche Referent Dr. Simon Kuchlbauer aus Mering an.
- Für die Freien Wähler (FW) tritt Kaminkehrer Michael Kroeschell aus Memmingen an.
- Für die Linke tritt die Juristische Sachbearbeiterin Jennifer Merx aus Boos an.
Kommt der Kandidat oder die Kandidatin mit den meisten Erststimmen auch in den Bundestag?
Nicht unbedingt. Denn mit der Wahlrechtsreform sind die Direktmandate weggefallen, durch die jeder Sieger oder jede Siegerin eines Wahlkreises (Erststimme) automatisch einen sicheren Platz im Bundestag hatte. Ab der Bundestagswahl 2025 gewinnt laut der Bundeswahlleiterin Dr. Ruth Brand jemand einen Wahlkreissitz, wenn er oder sie in dem Wahlkreis die meisten Erststimmen erhalten hat und dieser Sitz außerdem durch Zweitstimmen gedeckt ist. Diese sogenannte „Zweitstimmendeckung“ läuft so ab: In jedem Bundesland wird die Anzahl der Sitze ermittelt, die eine Partei über die Zweitstimme erreicht hat. Die Zweitstimme entscheidet also darüber, wie stark eine Partei im Parlament vertreten ist. Dann sortiert man die Bewerberinnen und Bewerber dieser Partei nach den Anteilen bei der Erststimme. In dieser Reihenfolge werden die Sitze vergeben. Es kann also beispielsweise sein, dass eine Partei mit der Erststimme in elf Wahlkreisen einen Sieg geholt hat, aber über die Zweitstimme nur zehn Sitze bekommt. Dann bleibt der Wahlkreis, dessen Bewerber oder Bewerberin am schlechtesten abgeschnitten hat, unbesetzt, denn die sogenannten Überhangmandate gibt es nicht mehr.
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