So sonnig wie das Wetter beim Pressetermin war, so gut fiel auch die Bilanz der Volks- und Raiffeisenbanken im Unterallgäu zum vergangenen Jahr aus. Die sechs Banken, bei denen zwei Drittel aller Einwohner im Unterallgäu und Memmingen Kunden sind, haben ihre Bilanzsumme um 2,87 Prozent auf 4,43 Milliarden Euro verbessern können. Die Ausleihungen sind ebenso gestiegen (3,07 Milliarden Euro, + 5,39 %) wie das Kundenanlagevolumen (5,76 Milliarden Euro, +4,34 %) und die Anzahl der Kunden (130.507, +0,04 %). Doch es gibt auch Themen, die Walter Eberhard, dem Vorsitzenden des Genossenschaftskreisverbands, Bauchschmerzen bereiten – allen voran: „die überbordende Bürokratie“.
Als Beispiel führen die Banker etwa einen Nachhaltigkeitsfragebogen für größere Kunden oder den neuen Kenntnistest bei Wertpapierordern an, den jeder, der in Aktien investieren will, alle fünf Jahre absolvieren müsse. Das kostet Zeit und Geld – und belastet am Ende den Verbraucher, kritisiert Eberhard und führt das Beispiel seiner Raiffeisenbank Pfaffenhausen auf. 50 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten dort nicht am Kunden, sondern seien mit Bürokratie beschäftigt. Diese wieder herunterzufahren, sei Aufgabe jeder Ebene, vom Bayerischen Prüfungsverband bis zur EU, so Eberhards Ansicht.
Thema Nummer eins für Banken werden Kreditausfälle werden
Die Wirtschaft im Unterallgäu sei stark, da sind sich die Vertreter der Banken einig. „Aber der Wirtschaftsmotor fängt auch hier an zu stottern“, sagt Helmut Graf von der Raiffeisenbank Schwaben-Mitte. Immer mehr Betriebe würden Kurzarbeit beantragen, das wirke sich dann sowohl auf die Firmenkunden als auch die Privatkunden aus. Sein Kollege Matthias Kohl denkt deshalb, dass Kreditausfälle das „Thema Nummer eins“ in diesem Jahr sein werden.
Die Tageszinsen bis 90 Tage werden wieder um ein dreiviertel Prozent heruntergehen, glaubt Kohl. Im langfristigen Bereich würden die Zinsen hingegen eher leicht steigen. Und auch Baufinanzierungen würden nicht billiger. 3,5 Prozent auf zehn Jahre sei eigentlich ein guter Zinssatz, befand Walter Eberhard. Das Problem: Die Finanzierungssummen würden immer höher. 750.000 Euro für ein Einfamilienhaus, dazu noch einmal mindestens 100.000 Euro für das Grundstück. „Es wird schwieriger, dass zwei Vollverdiener das stemmen können.“
Junge Menschen interessieren sich für den Aktienmarkt
Das Interesse an Aktien steige seit der Corona-Pandemie, gerade junge Leute seien interessiert – auch, weil entsprechende Influencer auf Social Media dafür werben. Doch Stefan Langhammer von der Genobank fehlt dabei häufig die Strategie dahinter. Er würde sich wünschen, dass mehr Kunden auch die Expertise und Beratung der Banken vor Ort nutzen.
Mehr Präsenz zu zeigen, gerade bei jungen Menschen, ist den Banken besonders wichtig, sei es über besondere Veranstaltungen, auf Social Media oder über Sponsoring und Spenden. Filialschließungen seien in diesem Jahr nicht geplant, allerdings werde man sich angesichts des immer mehr genutzten Online-Bankings fragen müssen, wie man künftig Öffnungs-, Service- und Beratungszeiten handhabe, so Langhammer.
So blicken die VR-Banken in der Region in die Zukunft
Wie blicken die Banken in die Zukunft? „Die Rahmenbedingungen werden nicht einfacher“, glaubt Christian Maier, weshalb die Genobank konservativ geplant habe. Gerade laufen Tarifverhandlungen für die Beschäftigten; weil Banken kein produzierendes Gewerbe seien, könnte man steigende Löhne nicht einfach mit steigenden Preisen kompensieren. Auf schlankere Prozesse angesichts steigender Gehälter setzt auch Elmar Mack von der VR-Bank Memmingen. Helmut Graf von der Raiffeisenbank Schwaben-Mitte erwartet Wachstumsraten über dem Durchschnitt, aber auch, dass immer mehr Hilfestellungen und Beratung nötig sein werden, etwa wegen der Kreditausfälle. In Pfaffenhausen und Türkheim blickt man positiv nach vorn. Gerade in seinem Gebiet sei der Wohn- und Immobilienmarkt sehr stabil, so Wolfgang Bertl von der Raiba Türkheim, der sich über einen Schub durch die Baugebiete in seinem Bereich freut.
Die VR-Banken in Zahlen
Die Zahlen der sechs Banken im Unterallgäu:
VR-Bank Memmingen
- Bilanzsumme: 1,41 Mrd. Euro (+4,93 %)
- Kundenanlagevolumen: 1,59 Mrd. Euro (+2,78 %)
- Ausleihungen: 910 Mio. Euro (+8,46 %)
- Mitarbeiter: 197 (-6)
- Geschäftsstellen 6 (-2)
Raiffeisenbank Türkheim
- Bilanzsumme: 228 Mio. Euro (+10,68 %)
- Kundenanlagevolumen: 269 Mio. Euro (+6,75 %)
- Ausleihungen: 171 Mio. Euro (+4,91 %)
- Mitarbeiter: 37 (+/-0)
- Geschäftsstellen: 5 (+/-0)
Raiffeisenbank Pfaffenhausen
- Bilanzsumme: 416 Mio. Euro (+4,52 %)
- Kundenanlagevolumen: 589 Mio. Euro (+5,18 %)
- Ausleihungen: 290 Mio. Euro (+8,21 %)
- Mitarbeiter: 62 (+3)
- Geschäftsstellen: 3 (+/-0)
Genossenschaftsbank Unterallgäu
- Bilanzsumme: 1,34 Mrd. Euro (-2,33 %)
- Kundenanlagevolumen: 1,88 Mrd. Euro (+3,36 %)
- Ausleihungen: 944 Mio. Euro (+0,64 %)
- Mitarbeiter: 188 (+7)
- Geschäftsstellen: 10 (+/-0)
Raiffeisenbank Schwaben-Mitte (nur Unterallgäu)
- Bilanzsumme: 750 Mio. Euro (+6,46 %)
- Kundenanlagevolumen: 1,04 Mrd. Euro (+7,76 %)
- Ausleihungen: 572 Mio. Euro (+10,45 %)
- Mitarbeiter: 95 (-1)
- Geschäftsstellen: 10 (+/-0)
Raiffeisenbank im Allgäuer Land (nur Unterallgäu)
- Bilanzsumme: 288 Mio. Euro (+1,41 %)
- Kundenanlagevolumen: 400 Mio. Euro (+3,90 %)
- Ausleihungen: 186 (-2,11 %)
- Mitarbeiter: 16 (-2)
- Geschäftsstellen: 4 (+/-0)
Warengeschäft
- Raiffeisen-Ware (RW) Schwaben Allgäu: 100,1 Millionen Euro Umsatz; 291 Mitarbeiter; 1,04 Millionen Euro Investitionssumme
- RW Bad Grönenbach: 13,7 Millionen Euro Umsatz; 35 Mitarbeiter; 80.000 Euro Investitionssumme
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