
Die ganze Welt ist eine Bühne

Das Stück „Mann – sooo ein Theater“ feierte in Neu-Ulm Premiere. Eine sehr gelungene
Übermorgen will das kleine Theater einen Miss-Marple-Krimi aufführen. In der Hauptprobe geht so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann, bei der Generalprobe allerdings kommt es noch schlimmer. Gut, dass das Messer nur eine ungefährliche Requisite ist, in das der Regisseur Falk Wagner läuft, als Schauspielerin Karin entdeckt, dass ihr Lover mit Kollegin Edith auch ein Verhältnis hat.
Die Zuschauer des Theaters Neu-Ulm geraten in dessen neuem Stück „Mann – sooo ein Theater“ von Tom Müller und Sabine Misiorny in eine Situation, bei der sich ein Bühnenstück und das (wiederum gespielte) reale Leben der Schauspieler vermischen – und das im Stück, das auf der Bühne aufgeführt wird. Drei Ebenen gleichzeitig: Es geht turbulent zu, vor allem aber derart lustig, dass manch ein Zuschauer während der Premiere einen Lachkrampf bekam. Die Krimi-Persiflage, für die Claudia Riese verantwortlich zeichnet, unterhält das Publikum in bester Boulevard-Manier und gibt den Schauspielern die Gelegenheit, ihre Rollen voll auszuspielen.
Regisseur Falk Wagner steckt in Problemen: Sein Schauspieler Sebastian hat sich ein Bein gebrochen; der Ersatzschauspieler Rainer Dressler, auf den er hofft, kommt nicht mehr rechtzeitig zur Hauptprobe. Einige seiner Probleme hat sich Falk Wagner aber auch selbst geschaffen; dass er mit drei Gespielinnen – Nicole, Karin und Edith – gleichzeitig angebandelt hat und dazu noch seine Ehefrau in Braunschweig sitzt, verlangt ihm mehr Koordinationsfähigkeiten ab, als er hat.
Schauspieler ist Regisseur und Liebhaber in einer Person
Der Clou des Stückes aber ist die Verschiebung der Realitätsebenen: Thomas Weppel spielt den Regisseur Falk Wagner, der im Stück wieder Steven Smith darstellt, den Geliebten der frisch verwitweten Lady Elizabeth Thitherthorough. Melanie Maria Mosler tobt sich als Schauspielerin Karin aus, die im Kriminalstück die Lady gibt, die gern ihren alternden Ehemann mit arsengewürzten Plätzchen loswerden wollte. Und Heinz Koch spielt den Schauspieler, der im Stück den Inspektor gibt, der er gar nicht ist – denn in des Stückes Wirklichkeit hatte das Vermögen des alten Lords ihn dazu verführt, den reichen Herrn ins Jenseits zu befördern.
Und dann gerät ein Zuschauer auf die Bühne, der fälschlicherweise für den Ersatzschauspieler gehalten wird: Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Frauen und Männer Spieler, hätte William Shakespeare angesichts dieser Komödie wohl gesagt. Dabei wird aufs Detail geachtet, die Mandelplätzchen töten nur im Kriminalstück, nicht aber den Schauspieler, der sie versehentlich isst. Wer am Ende überlebt? „Mann – sooo ein Theater“ gibt es wieder am 25., 26. und 27. Oktober und im November weitere zwölf Mal.
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