
Kuss für die Kaiserin

Romantische Orte in Ulm erinnern an das Liebespaar Napoleon und Joséphine. Auch einen Nachkomme lockte es zum Rundgang durch die Altstadt
Eine Liebe wie diese zwischen Napoleon und Kaiser Joséphine hat Thomas Schuler nie zuvor gesehen. Mit einer Führung der Ulm/Neu-Ulm Touristik (UNT) durch Ulm möchte der Historiker an diese großen Gefühle erinnern. Zur Premiere kam ein besonderer Gast: der Ur-ur-Ur-Ur-Enkel der Kaiserin, Nicolaus Herzog von Leuchtenberg aus St. Augustin.
Der 80-Jährige Herzog schlendert über den Münsterplatz, auf dem über zweihundert Jahre zuvor seine Vorfahrin, Kaiserin Joséphine mit großem Brimborium eintraf. Führer Thomas Schuler zeigt in Richtung der Hirschstraße: „Dort stand der Gasthof zum Goldenen Hirsch, in dem die Kaiserin am 5. Dezember 1805 bei einem Festmahl geladen war.“ Hunderte Kerzen erleuchteten Ulm, die Kirchenglocken läutete und berichtetem dem Volk von der Ankunft der Kaiserin. Der Aufruhr, der damals geherrscht habe, sei heute vergleichbar mit einem Besuch der „First Lady“ aus den USA, Michelle Obama. Nur der Ball, der Joséphine zu Ehren stattfand, war drei Nummern pompöser, als ihn heute eine First-Lady in Ulm zu sehen bekommen würde. Doch die Kaiserin nahm nicht teil, ihre Majestät war zu erschöpft von der Reise und für sie war Ulm nur ein zwischenstopp auf dem Weg zu einem Empfang in München.
Zwei Jahrhunderte später kommt eine fast echte Kaiserin erneut nach Ulm. Doch bei der Premiere des Liebesrundgangs tritt sie ohne jubelnde Massen vor das Münster. Nur ihr Kleid verrät, dass sie nicht in diese Zeit gehört. Schauspielerin Isabel Gauß aus Ulm ist in ein Empire-Kostüm geschlüpft, hat sich die vornehme Blässe aufgelegt, und lässt Kaisern Joséphine nochmals aufleben.
Auch der Herzog schlüpft spontan in seine Rolle, verbeugt sich leicht vor seiner Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter und gibt ihr einen sanften Kuss auf die Hand. Von Leuchtenberg strahlt, er lebt seine Vergangenheit und hat sich damit beschäftigt. Er hat Vorfahren in Bayern, Frankreich, und sogar Russland, erzählt der gebürtige Münchner. Die Geschichte seiner Ahnen ist lang und kompliziert. Joséphine hatte zwei Kinder aus ihrer ersten Ehe. Napoleon lernte seine Josephine als Witwe kennen, er hat sich ihrer Kinder angenommen und sie adoptiert.
Josephines Sohn Eugène war es, der die Familiengeschichte der von Leuchtenbergs maßgeblich mitbestimmte. Durch seine Heirat mit Auguste Amalia von Bayern hat er die von Leuchtenbergs mit allen europäischen Fürstenhäusern verwoben.
Auch bei Eugène und Auguste, merkt Historiker Thomas Schuler an, handele es sich um eines der besonderen Liebespaare unserer Geschichte. Er schwärmt von den Liebesbriefen der vergangenen Jahrhunderte, die besten Verse verliest er während der Führung an den romantischen Orten Ulms. Ein Höhepunkt des Rundgangs ist die Nikolauskapelle. Sie steht seit dem 13. Jahrhundert und ist laut Schuler als ältestes Steinhaus Ulms die perfekte Kulisse für eine gefühlvolle Hochzeit, wie sie zwischen Eugène und Auguste stattgefunden hat.
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