Vom stressigen Tourleben braucht man ab und zu auch mal eine Pause. Zwei freie Tage verbrachte der aus Mannheim stammende Sänger und Rapper Greeen daher in Ulm, bevor er am Mittwoch im seit Monaten ausverkauften Roxy auftrat. Im Fischerviertel, an der Blau und beim Tauben beobachten, so zeigte sich der Sänger, der gerne verschiedene Musikgenres kombiniert, auf seinem Instagram-Account.
Vielleicht war es auch ganz gut, dass er sich mit der Stadt und den Leuten bekannt gemacht hat. Denn sein Ulmer Publikum hatte sich auf sein Konzert ebenfalls bestens vorbereitet. Beim Lied „Panama“ hielt ein Großteil, zum Liedtext passend, Mandalas in die Höhe. Außerdem waren die vorwiegend jungen Leute textsicher und zwar von Anfang bis Ende, und das in voller Hingabe. Ganz wie in GReeenNs Lied „Coconut“ beschrieben: „Die größte Gabe ist immer noch die Hingabe“. Das beweisen nicht nur die Zuhörerinnen und Zuhörer, sondern auch Pasquale Denefleh, wie Greeen mit bürgerlichem Namen heißt, selbst.
Greeen bringt den „High-Vibe“ nach Ulm
Lässig mit Basecap und offenem Hemd eröffnete er den Abend, trank passenderweise Grüntee und plapperte zwischendurch ausführlich über seine Lebensphilosophien oder verteilte als „Highnachtsmann“ Geschenke an sein Publikum. Dass Greeen dem Cannabis-Konsum gegenüber durchaus aufgeschlossen gegenüber steht, ist kein Geheimnis. Auch im Song „Stoned durch den Wald“ wird das deutlich. Mit den Worten „Ihr seid heute mein Wald!“ flaniert er während des Lieds mitten durch die Menge, keine Spur von Berührungsängsten. Etwas über den Dingen scheint der Sänger tatsächlich zu schweben. Woran das liegen mag, bleibt aber dahingestellt.
Aber der Rapper kann auch anders, wenn er über Liebe und Herzschmerz singt oder über das „Ja“ zum Leben, zu dem auch manchmal gehört, zu anderen „Nein“ zu sagen. In seinem Song „Wunderschönes Wesen“ erzählt er von der Wichtigkeit der Selbstliebe: „Du hast da wen vergessen, jemand ganz Bestimmtes, der Retter Deines Lebens, schau mal in den Spiegel.“ Ein Thema, das Greeen wichtig ist und das er auch in Ulm immer wieder anspricht.
Greeens Texte: Zwischen ergreifender Poesie und zweideutiger Lyrik
Auch darüber, einfach einmal auszusteigen, ab auf die Autobahn, alles hinter sich lassen, philosophiert Greeen in seinem Lied „Autostrada“. „Der Alltag hält uns fest, der Job und der Stress. Aber weißte was? Komm‘ wir scheißen drauf.“ Dass das im echten Leben gar nicht so einfach ist, das stört am gestrigen Abend niemanden, denn dem Ulmer Publikum spricht der 36-Jährige da ganz offensichtlich aus dem Herzen. Und auch mit seinem neusten Song trifft er da ins Schwarze.
„Zur Zeit fühle ich mich so einsam und das, obwohl ich so viele Freunde hab'. Fühl' mich eigentlich im Einklang, fühle Freude, doch ich heule grad.“ Und auch hier fehlt die lebensbejahende Botschaft nicht, wie der Titel des Liedes verrät, „Alles wird gut“ heißt es. Ganz zum Schluss bringt das wunderbar zweideutige „Eismann“ nochmal richtig Stimmung ins Roxy, bevor Greeen seine „Süßen“, wie er sein Publikum gerne nennt, nach zwei Stunden in die Nacht verabschiedet.
Hoffnung und Lebensfreude – das gibt Greeen den Ulmern mit
Und welche Botschaft kann man mitnehmen, aus einem Abend mit Greeen? Grün, das ist ja bekanntermaßen die Farbe der Hoffnung. Wenn man sich mit den Texten des Deutsch-Rappers so auseinandersetzt, dann keimt diese tatsächlich auf. Ob „stoned“ oder nicht - man mag es dann wirklich glauben: Ja, vielleicht, wird ja wirklich alles gut.
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