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Container mit 23 Tonnen Asbest in Reutti gestohlen: „So dumm kann kein Mensch sein“

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Container mit 23 Tonnen Asbest in Reutti gestohlen: „So dumm kann kein Mensch sein“

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    Bernd Willbold hat im Netz ein Video abgesetzt und hofft so auf Hinweise. Sein weißer Abrollcontainer, bis oben hin gefüllt mit Asbest, wurde in Reutti gestohlen.
    Bernd Willbold hat im Netz ein Video abgesetzt und hofft so auf Hinweise. Sein weißer Abrollcontainer, bis oben hin gefüllt mit Asbest, wurde in Reutti gestohlen. Foto: Sammlung Bernd Willbold

    „So dumm kann kein Mensch auf der Welt sein“, sagt Bernd Willbold. „Ein Ding der Unmöglichkeit.“ Der 45-Jährige ist Chef einer gleichnamigen Erdbaufirma mit Sitz im Neu-Ulmer Stadtteil Burlafingen. Vermutlich am vergangenen Freitag ist ihm von einer Baustelle ein Abrollcontainer gestohlen worden. Der stand auf einem Gelände in Reutti und war bis oben hin gefüllt mit Asbest. Um die 23 Tonnen sollen das gewesen sein. Willbold befürchtet nun, dass der Täter den gefährlichen Abfall irgendwo illegal entsorgt.

    Auf dem Gelände in der Neu-Ulmer Straße 12 in Reutti wird derzeit ein landwirtschaftliches Gebäude abgerissen. Später soll die Fläche begrünt werden. Gerade seien sie dabei Restmaterial abzuarbeiten, berichtet Willbold. Zum Teil werde vor Ort noch etwas gelagert, bis es schlussendlich wegkommt. In jenem weißen Schüttcontainer seien asbesthaltige Baustoffe gesammelt worden. Weil er noch auf Begleitscheine zur Entsorgung der gefährlichen Abfälle habe warten müssen, sei dieser noch auf dem Grundstück verblieben.

    Mit Asbest gefüllter Container in Reutti gestohlen

    Als er am Montag wieder auf der Baustelle vorbeischauen wollte, habe er den Container plötzlich nicht mehr gefunden. „Vielleicht will mich jemand verarschen“, habe er sich zunächst gedacht. Doch Nachfragen beim Team und anderen Baukollegen hätten nicht die erhoffte Reaktion erbracht. Stattdessen habe ihn eine Nachbarin angesprochen. Die ältere Dame habe ihm erzählt, dass im Laufe der vergangenen Woche, als sie mit ihrem Hund draußen und es schon dunkel gewesen sei, ein Lkw auf das Grundstück gefahren sei und mit hoher Drehzahl versucht habe, den Container auf sein Fahrzeug zu ziehen.

    An den genauen Tag könne sich die Frau nicht erinnern. Es soll nicht zum Anfang oder gegen Ende der Woche gewesen sein, womöglich an einem Tag zwischen Dienstag und Donnerstag. Vermutlich zwischen 18 und 20 Uhr. „Der Container war voll. Es waren bestimmt 23 Tonnen“, sagt Willbold, der am Tatort Reifenspuren des mutmaßlichen Tatfahrzeugs abfotografiert hat.

    Spuren am Tatort in Reutti zeugen von abgefahrenen Reifen

    Was der fachkundige Abbruchunternehmer dabei feststellen kann: Die Profile der vier hinteren Räder sind auf beiden Seiten unterschiedlich. Zudem sind sie zum Teil abgefahren. „Ein Indiz, dass der Fahrzeughalter Geld braucht oder sich nicht einmal eine Fahrzeugwartung leisten kann. Es ist verboten mit den Reifen zu fahren.“ Willbold schlussfolgert weiter: „Wenn der mit seinen drei Achsen, 23 Tonnen hochzieht, ist der bestimmt zehn Tonnen überladen mit so einer alten Kiste. Das muss furchtbar sein, mit sowas irgendwohin zu fahren.“

    Seit 1999 ist der 45-jährige Geschäftsführer des Familienunternehmens in dritter Generation. Sein Vater und Großvater leiteten die Vereinigten Kieswerke Burlafingen seit der Nachkriegszeit. Dass Baustoffe oder Rüttelplatten mal gestohlen werden, sei ihm schon vorgekommen. Aber so ein Diebstahl noch nicht. Der Container sei zwar neuwertig, habe aber lediglich einen Wert von etwa 8000 Euro. Um die mehr als 20 Tonnen Asbest entsorgen zu können, seien allein etwa 5000 Euro notwendig. Es brauche zudem einen Entsorgungsnachweis. Weil das für einen gestohlenen Container schwierig werden dürfte und die Tat auf eine „hohe Kriminalität“ schließen lasse, geht Willbold, der nach eigenen Angaben zertifizierter Asbest-Fachmann ist, davon aus, dass das Material illegal entsorgt wird. „Ich habe Angst, dass hier jemand Drittes ein Schaden kommt.“

    Bernd Willbold setzt Belohnung in Höhe von 1000 Euro aus

    Nach dem Gespräch mit der Nachbarin sei er gleich zur Polizei und habe Anzeige erstattet. Bei Facebook und Instagram hat er zudem ein Video hochgeladen, um auf den Diebstahl und mit seinen möglichen Umweltfolgen aufmerksam zu machen. „Bitte helft mir“, sagt er darin. Für sachdienliche Hinweise hat er eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt. Hundertfach ist der Clip bereits geteilt worden, auch im Raum München und bis ins Allgäu. „Derjenige wird sich schwertun damit irgendwo aufzutauchen.“

    Nachdem unsere Redaktion am Dienstag bereits Online berichtete, hat Willbold zwischenzeitlich einen Hinweis aus Reutti erhalten. Eine Frau sei davon überzeugt, den besagten Lkw am Freitagabend, gegen 20 Uhr, gesehen zu haben. Es handle sich um ein Fahrzeug mit weißer Kabine und einer Lenkachse. Den Schilderungen der Zeugin zufolge soll sich das Fahrzeug „mehrmals in die Luft bewegt haben“. Die ersten beiden Buchstaben des Kennzeichens sollen „NU“ gewesen sein. Möglich ist aber auch, dass das Kennzeichen gestohlen ist. Willbold vermutet, dass der Täter sich schon gar nicht mehr im Landkreis Neu-Ulm aufhält. Doch sollte er erwischt werden, werde er nicht nur Probleme wegen Diebstahls, sondern mutmaßlich auch wegen Vergehen gegen das Chemikalienschutzgesetz bekommen.

    Die Polizei bestätigt, dass der Fall zur Anzeige gebracht wurde. Der Tat soll einer Sprecherin zufolge zwischen Montag und Freitag, 3. bis 7. Februar, erfolgt sein. Ermittelt wird wegen Diebstahls und einer möglichen Umweltstraftat. Beides kann jeweils mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Sollte eine unsachgemäße Entsorgung des Asbests zu Gesundheitsschädigungen führen, könnte auch der Tatbestand einer Körperverletzung erfüllt werden. Außer der besagten Nachbarin sind derzeit wohl keine weiteren Zeugen bekannt. Wer Hinweise geben kann, soll sich bei der Polizeiinspektion Neu-Ulm unter der Telefonnummer 0731-80130 melden.

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