Sie steht auf Bergbauernbuam, auf Männer mit Traktorführerschein und Lederhosen. Die Kärntner Sängerin Melissa Naschenweng, deren Markenzeichen die Steirische Harmonika und kurze pinke Lederhosen sind, kam nun endlich in die Neu-Ulmer Ratiopharm Arena. Denn das eigentlich für Oktober geplante Konzert musste Naschenweng wegen eines TV-Auftritts verschieben. Dafür wurde das Publikum mit neuen Songs und ganz viel Fanservice entschädigt.
Melissa Naschenweng ist die „Alpenbarbie“
Melissa Naschenweng neuestes Album „Alpenbarbie“ erschien erst im Januar 2025. So standen auch manche Songs auf der Setlist, die es im vergangenen Herbst noch nicht zu hören gegeben hätte. Etwa der mit Maite Kelly zusammen geschriebene Song „Wenn i den Teufel brauch“ oder den titelgebenden Track „Alpenbarbie“, in dem es über diese Frau unter anderem heißt: „Fahrt Traktor statt Ferrari [...], Obstes glaubst oder net, sie trinkt Holbe statt Campari, [...], Jo, sie, sie, sie modelt für n Engelbert Strauss. Die oh-oh-oh-oh-Alpenbarbie, is blond aber net bled.“
Mit dem Label „Alpenbarbie“ schmückt sich die erfolgreiche Sängerin nun auch persönlich. Optische Ähnlichkeiten mit der bekannten Puppe sind nicht von der Hand zu weisen, das Styling sitzt bis ins letzte Detail. Gleichzeitig kokettiert Naschenweng mit ihrer Bodenständigkeit als Mädel von der Alm in den Kärntner Bergen und eben ihrer in diversen Liedern besungenen Liebe zu kernigen Bergbauernburschen. Liiert ist sie in Wirklichkeit aber mit Gabalier-Bruder Toni.
Naschenweng posiert für dutzende Selfies mit Fans
Für Naschenweng geht das alles aber recht gut zusammen. Etwaige Widersprüchlichkeiten löst sie mit ihrem sympathischen Auftreten gekonnt auf. Auch beim Konzert in Neu-Ulm legt Melissa Naschenweng ein auffälliges Maß an Fannähe an den Tag. „I bin einfach dankbar, dass i eich hob, ein normales, ehrliches Publikum“, sagt sie. Moderation wie auch Songs – bei Naschenweng ist alles in Mundart. Immer wieder verlässt sie die Bühne, um mit den Zuschauerinnen und Zuschauern in der ersten Reihe Selfies zu knipsen, Plakate zu unterschreiben, Geschenke entgegen zu nehmen und Hände zu schütteln.
Drei junge Fans, die sich per Plakat gewünscht haben, mit ihr zu singen, holt Naschenweng vor der Pause auf die Bühne. Für die drei Mädchen, die in pinken Glitzerhosen und Melissa-Fanshirts ihrem Idol nacheiferten, dürfte an diesem Abend ein Traum ein Erfüllung gegangen sein. Ein herziger Moment, bei dem das Publikum sogar nach einer kleinen Zugabe verlangte.

Bekannt ist Melissa Naschenweng zwar mehr für ihre Stimmungshits: „I steh auf Bergbauernbuam“, „Traktorführerschein“, „Luis vo do“ oder der „Michl mit der Sichel“. Sie streut aber auch gefühlvolle Balladen mit ein. Einen Song widmet sie den verstorbenen Großeltern und erzählt auch von ihrem Opa, der sie musikalisch besonders prägte. Der Großvater unterstützte sie auch, nachdem sie ihr Jura-Studium an den Nagel gehängt hatte, um Musikerin zu werden. Unter einer Bedingung: „Egal auf welcher Bühne du steht, bleib wie du bist, vergiss ned, wo du herkommst und lass dir die steirische Harmonika ned nehmen“, habe er zu ihr gesagt, erzählt Naschenweng. Die steirische Harmonika ist Markenzeichen geblieben.
Die aktuelle Tournee war auch Naschenwengs erste Deutschlandtour. In Österreich setzen sich ihre Alben zuverlässig an der Chartspitze fest, regelmäßig gibt es Auszeichnungen, wie den österreichischen Musikaward Amadeus. In der Ratiopharm Arena drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass Naschenweng sich mit ihrer Deutschlandtour etwas übernommen hat, gerade in den Rängen blieben viele Plätze unbesetzt. Das mag auch am eng gesteckten Tourplan liegen: Erst einen Abend zuvor trat Naschenweng nämlich in Kempten auf.
Naschweng komplettierte mit ihrem Auftritt auch das Österreich-Wochenende in der Arena. Am Freitag war der österreichische Kultmusiker Rainhard Fendrich zu Gast.
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