
Christoph Zellner macht den Ulmer Fußballern Beine

Plus Christoph Zellner ist Athletiktrainer beim SSV Ulm 1846 Fußball. Er steht auf Leistungsanalysen und Ausdauerläufe – das ist in der Winterpause wichtig.

„Früher konnte man seine Pulsuhr dem Hund mitgeben. Das geht heute nicht mehr.“ Huub Stevens, ein Mann der alten Trainer-Gilde, hatte sich einmal so über die wissenschaftlichen Fortschritte im Profifußball geäußert. Dem Brasilianer Dede, einst in Diensten von Borussia Dortmund, sagt man nach, dass er aus eben diesem Grund mit hausgemachten Konditionsproblemen zu kämpfen hatte. Weil er dem Hund im Heimaturlaub die Pulsuhr umgeschnallt und ihn damit ein paar Runden um den Block gejagt haben soll. Christoph Zellner muss bei all diesen Geschichten schmunzeln.
Der 30-Jährige, geboren und aufgewachsen in Memmingen, ist studierter Sportler und seit Sommer 2022 hauptamtlicher Athletiktrainer beim Regionalligisten SSV Ulm 1846 Fußball. Er sagt: „Der Sport verändert sich, die wissenschaftlichen Ansätze und die Einstellung der Sportler auch. Wir haben in Ulm sehr fleißige und willige Spieler, die viel investieren, um den größtmöglichen Erfolg zu haben.“
Was es mit der sogenannten Hautfaltenmessung auf sich hat
Seit vergangenen Mittwoch sind die Ulmer Kicker nach ihrem Weihnachtsurlaub zurück im Donaustadion. Zellner hatte den Spielern individuelle Trainingspläne ausgearbeitet und über die Feiertage mit nach Hause gegeben. Zum Wiedersehen standen Leistungstests und Bewegungsanalysen an. Da ist Zellner in seinem Element. „Wer dabei nicht überzeugt oder schlechte Werte hat, muss das entsprechende Defizit in der Vorbereitungsphase aufholen“, sagt er. Der Laktattest beispielsweise gibt Auskunft über den Ist-Zustand im Grundlagenbereich und zeigt Ansatzpunkte für eine zielorientierte Trainingssteuerung auf. „Wir setzen auch auf Hautfaltenmessung. Dadurch kann man ernährungstechnisch gewisse Dinge anpassen“, erklärt Zellner.
Sprints und Zweikämpfe lassen sich nicht simulieren
Während viele Kicker die schweißtreibenden Wochen der Vorbereitung mit Ausdauerläufen und Einheiten im Kraftraum fürchten, spricht der Athletiktrainer von „Luxus“. Zellner erklärt: „Wir können in diesem Zeitraum gewisse Dinge aufholen, den Fokus auf das Athletische und Körperliche richten. Dann sind wir damit durch, wenn es auf den Platz geht, und können uns draußen rein aufs Fußballerische konzentrieren.“ Denn bei allen Möglichkeiten der heutigen Zeit: Schnelle Richtungswechsel, Sprints und Zweikämpfe lassen sich nicht simulieren.
Für Christoph Zellner ist der Job auch Leidenschaft. Früher hat er selbst gekickt, immerhin Bezirksliga. „Die Passion zum Sport hatte ich schon immer“, sagt er. Während des Studiums folgten diverse Praktika und Fortbildungen. Unter anderem beim VfB Stuttgart. Der 30-Jährige erzählt: „Ich wusste schnell, dass ich mal als Athletiktrainer mit Fußballern arbeiten will. Auch wenn es ein schwieriges Berufsfeld ist. Es gibt nur wenig Arbeitsplätze, aber viele Bewerber. Ich wollte mich durchbeißen.“ Hat er auch.
Zuletzt war Christoph Zellner beim Karlsruher SC tätig
Beim Karlsruher SC war er zwei Jahre lang Athletik-Leiter im Nachwuchs und in seinem Bereich verantwortlich für das Trainingskonzept des Vereins. Im Sommer 2022 folgte der Wechsel nach Ulm. „Mir wurde es sehr einfach gemacht, Teil des Teams zu werden. Hier ist viel Potenzial vorhanden, der Verein investiert sinnvoll in Schritte, die zur Professionalisierung beitragen“, sagt er. Dass eine Stelle wie seine geschaffen wurde, zähle auch dazu.
In seinem Arbeitsalltag ist nicht alles nur wissenschaftliche Theorie. Zellner ist täglich im Austausch mit Cheftrainer Thomas Wörle, mit Ärzten und Physiotherapeuten. Wie soll das Mannschaftstraining ablaufen? Wie hoch wird die Belastung? Gibt es Spieler, auf die individuell eingegangen werden muss? „Wir pflegen eine sehr enge Zusammenarbeit. Das macht vieles einfacher“, sagt Zellner, der an Trainings- und Spieltagen auch für das Aufwärmprogramm zuständig ist. Ein klassischer Fitnesstrainer sei er aber nicht. Darauf legt er wert. Das Thema Ernährung werde zum Beispiel immer wichtiger. „Jedes Kilo Fett auf dem Körper hemmt das Leistungsvermögen. Die richtige Ernährung ist maßgeblich daran beteiligt, wie resistent Spieler sind und wie schnell sie regenerieren.“
Im Februar fliegen die Spatzen ins Trainingslager
Demnächst geht’s mit der Mannschaft ins Trainingslager. Vom 7. bis 14. Februar bereitet sich der Regionalliga-Spitzenreiter im türkischen Lara, rund 30 Autominuten von Antalya entfernt, auf das Restprogramm vor. Die Reise wird extern finanziert.
Die Diskussion ist geschlossen.