Der beste Schiedsrichter ist der, der während des Spiels nicht auffällt. An diesem gängigen Spruch aus der Fußballszene gemessen, dürfte das Zeugnis von Wolfgang Haslberger nach dem Heimspiel des SSV Ulm 1846 Fußball gegen den 1. FC Nürnberg wohl schlecht ausfallen. Denn der 31-Jährige aus dem oberbayerischen Sankt Wolfgang stand in der Schlussphase eines umkämpften Zweitligaspiels permanent im Mittelpunkt und machte bei mehreren zweifelhaften Entscheidungen auf beiden Seiten keine glückliche Figur. Ihm die gesamte Schuld für die 1:2-Niederlage der Spatzen anzukreiden, wäre allerdings nicht richtig. Denn fehlerfrei war auch das Spiel des Aufsteigers nicht.
In den letzten Minuten war dem Referee die Partie im ausverkauften Donaustadion aus den Händen geglitten. Schon die Entstehung des spielentscheidenden Elfmeters für die Gäste aus dem Frankenland war fraglich. Den ersten Versuch hatte Ulms Schlussmann Christian Ortag noch pariert, sich dabei aber regelwidrig zu früh von der Torlinie bewegt. Den Wiederholungsstrafstoß verwandelte Taylan Duman zum 2:1. Da lief bereits die neunte Minute der Nachspielzeit. Eine Minute später zückte Haslberger obendrein die Rote Karte gegen FCN-Akteur Stefanos Tzimas. Nach einem überflüssigen, aber keinesfalls überharten Rempler gegen Ulms Max Brandt. All das trug nicht gerade zur Beruhigung der Gemüter auf dem Rasen bei.
Nach der Pause nimmt das Spiel an Fahrt auf
Schon zuvor war es kein leichtes Spiel für den Schiedsrichter. Viele Fouls, kleine Nickligkeiten, intensive Zweikämpfe, elf Gelbe Karten. Nach einer recht ereignislosen ersten Halbzeit, in der die Hausherren durch Luka Hyryläinen (6.) schon früh zwei gute Möglichkeiten vergaben und die Gäste auch nicht mehr aussichtsreiche Szenen verzeichneten als einen Distanzschuss von Lukas Schleimer (35.), nahm die Partie nach Wiederanpfiff an Fahrt auf.
Philipp Strompf kratzte in der 48. Minute eine hundertprozentige Chance von Nürnbergs Julian Justvan gerade noch von der Linie. Auf der anderen Seite brachte Semir Telalovic die Ulmer drei Minuten später in Führung (51.). In bester Mittelstürmermanier behauptete er sich im Luftduell und köpfte den Ball wuchtig zum 1:0 in die Maschen. Nur knapp 220 Sekunden später jubelten die Ulmer erneut. Maurice Krattenmacher hatte die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie gedrückt. Nach kurzem Videostudium wurde der Treffer zum vermeintlichen 2:0 aber zurückgenommen. Wegen Handspiels. Auch diese Entscheidung war diskussionswürdig. Für den FCN wäre der Doppelschlag an diesem Nachmittag vermutlich zu viel gewesen. Doch so kam es anders. In der 64. Minute passte SSV-Verteidiger Strompf nicht auf, ließ eine Flanke passieren und hatte dabei den eingewechselten Stefanos Tzimas übersehen. Der hatte keine Mühe, per Kopf aus kurzer Distanz das 1:1 zu erzielen.
Der Aufsteiger spielte unbeeindruckt weiter. Krattenmacher (70.), Telalovic (80.) und Strompf (93.) hatten weitere Chancen auf den Siegtreffer. Doch der fiel letztlich auf der anderen Seite. Wie eingangs erwähnt höchst umstritten.
So haben sie gespielt
SSV Ulm 1846 Fußball: Ortag – Kolbe, Strompf, Jo. Reichert – Rösch, Ph. Maier (46. Brandt), Hyryläinen (82. Ulrich), Stoll (27. Allgeier) – Nelson (46. Chessa), Telalovic (81. Higl), Krattenmacher.
1. FC Nürnberg: Ja. Reichert – Jeltsch, Flick, Knoche – Soares, Jander (90.+13 Karafiat), Justvan (68. Duman), Castrop – Forkel (58. Okunuki), Schleimer, Goller (58. Tzimas).
Tore: 1:0 Telalovic (51.), 1:1 Tzimas (64.), 1:2 Duman (90.+9/Elfmeter).
Gelbe Karten: Ph. Maier, Brandt, Ulrich, Reichert, Ortag – Jander, Justvan, Okunuki, Catrop, Soares, Duman.
Rote Karte: Tzimas (90.+10/FCN).
Zuschauer: 17.400 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Wolfgang Haslberger (31, St. Wolfgang).
Wetter: stark bewölkt, 10 Grad.
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