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Erbach - Eisbaden der russischen Gemeinde Russlands orthodoxe Christen feiern am 19. Januar den Dreikönigstag als Fest der Taufe Jesu - russisch orthodox - Fest der Epiphanie - Eisbad
Foto: Alexander Kaya

Ulm/Erbach

Mit Gebeten und Gulasch: Russische Gemeinde feiert den Neustart im eisigen See

Dreimal muss der Kopf beim Eisbaden der Deutsch-Russischen Bruderschaft unter Wasser. Um Politik soll es nicht gehen. Aber ganz ohne geht es dann doch nicht.

Das zweite Mal ist das Schlimmste. Das sagen die, die vorher noch nie dabei waren. Dreimal muss der Kopf unter Wasser, streng genommen. Fast alle nehmen es streng an diesem Tag. Auf einigen Feldern liegt gezuckerter Schnee. Die Luft hat null Grad, das Wasser ist etwas wärmer. Wie warm genau, hat niemand gemessen. Bei der DLRG sind sie froh, dass sie von draußen zusehen können.

Orthodoxe Kirchen feiern am 19. Januar die Taufe Christi. Die Gläubigen beichten, um sich von ihren Sünden zu reinigen. Und sie baden. Es ist zur Tradition geworden, an diesem Tag selbst ins Wasser zu steigen. So wie Jesus in den Jordan stieg. Das Fest sei neben Ostern und Weihnachten die wichtigste religiöse Feier im Jahr, sagt Roman Pfeifle. "Es ist ein Neustart. Der zweite Versuch, wenn das an Neujahr mit den Vorsätzen nicht geklappt hat." Er lacht. Früher hat sich Pfeifle mit Freunden in Neu-Ulm getroffen. Mal am Gurrensee bei Gerlenhofen, mal am Ludwigsfelder Baggersee. Sie haben auch mal ein Loch ins Eis geschlagen, um ins Wasser steigen zu können. Nun hat die Deutsch-Russische Bruderschaft aus Neu-Ulm an den Ersinger Badesee bei Erbach geladen. Dort haben sie das Fest schon vor der Corona-Pause gefeiert. Auch da lag die Temperatur um den Gefrierpunkt, wie die Aufzeichnungen zeigen. Doch damals fiel der Tag der Taufe Christi auf einen Sonntag. 600 Leute seien gekommen, berichtet Pfeifle. An diesem Tag sind es etwa 80.

Beim Eisbaden am othodoxen Tag der Taufe Christi muss der Kopf dreimal unter Wasser. Am Ersinger Badesee sind auch Katholiken und Protestanten dabei.
Foto: Alexander Kaya

Deutsch-Russische Bruderschaft Neu-Ulm veranstaltet Eisbaden

Am Ufer des Ersinger Badesees stehen drei weitere Geistliche. Sie sprechen Gebete auf Russisch, die Gläubigen schlagen Kreuzzeichen und verneigen sich. Dann tritt Maxim Schmidt noch etwas näher ans Ufer. Er ist der Hegumen, der Vorsteher der russisch-orthodoxen Gemeinde in Ulm. Schmidt wirft ein goldenes Kreuz in den See und zieht es an einer roten Schnur wieder heraus, dreimal. Dann beugt er sich zum Wasser und wäscht sein Gesicht. Die Gläubigen werden später komplett untertauchen, unter den Augen der Helferinnen und Helfer vom DLRG. In Russland, sagt Pfeifle, gingen die Menschen an diesem Tag bei 15 Grad unter null ins Wasser.

Dreimal wirft Hegumen Maxim Schmidt das goldene Kreuz ins Wasser und zieht es an der roten Schnur wieder heraus.
Foto: Alexander Kaya

Pfeifle hat russische Wurzeln, so wie viele hier. Sie sind aus einem weiten Umkreis gekommen. Auch aus Dillingen, Augsburg, Stuttgart. Gekommen, um eine Tradition zu feiern. Um Politik, sagen sie, soll es nicht gehen an diesem Tag. Die Gespräche drehen sich um anderes, um den Alltag. Aber ganz ohne Politik geht es dann doch nicht. Irene Paal ist als Ortsvorsteherin von Ersingen so etwas wie die Gastgeberin. Einen besonderen Bezug zur orthodoxen Gemeinde oder zur Deutsch-Russischen Bruderschaft habe der Erbacher Stadtteil nicht, sagt sie: "Das passt hier am See einfach gut." Auf die Politik kommt Paal von ganz allein zu sprechen. "Man darf die Leute nicht alle auf Putin reduzieren. Die wohnen schon ganz lange hier, manche schon immer. Die können doch nichts für das, was passiert", findet Paal. Sie selber sei mal in Chicago als Nazi bezeichnet worden, weil sie Deutsche ist. So etwas will die Ortsvorsteherin niemandem antun.

Russischstämmige aus Ulm, Neu-Ulm und dem weiten Umkreis sind gekommen

Die Deutsch-Russische Bruderschaft hat gekocht. Das Gulasch brodelt in eisernen Töpfen über Feuerschalen mit Holz, daneben gibt's Tee aus dem Samowar und russische Süßwaren. Wer die Plastikschüsseln mit dem Gulasch halten will, braucht ein Stück Brot als Puffer, um sich nicht die Finger zu verbrennen. Auf dem Gelände am See hängt die Fahne der Brüder: der russische Doppeladler über einem Eisernen Kreuz. Der Name des Vereins steht in Fraktur darüber und in kyrillischen Buchstaben darunter, im Hintergrund gehen das russische Weiß-Blau-Rot und das deutsche Schwarz-Rot-Gold ineinander über. Manche, gibt Roman Pfeifle zu, beäugten den Verein wegen seines Logos kritisch.

Die Fahne der Deutsch-Russischen Bruderschaft. Der Verein hat seinen Sitz in Neu-Ulm.
Foto: Alexander Kaya

Russland und Deutschland sollen brüderlich zusammenleben, so wünschen es sich Pfeifle und seine Mitstreiter. "Es ist schrecklich. Dieser Krieg hat so viel kaputt gemacht, Putin hat so viel kaputt gemacht", sagt Roman Pfeifle. "Wenn jemand aus der Ukraine zu mir kommt, nehme ich ihn in den Arm." Die Bruderschaft beschreibt Pfeifle als Integrationsverein, der beispielsweise bei Behördengängen helfe. Doch die Brüder sind auch auf die Straße gegangen. Im Januar 2016 war eine Tochter deutsch-russischer Eltern in Berlin verschwunden. Tags darauf kehrte sie zurück und behauptete, von "Südländern" entführt und vergewaltigt worden zu sein. Russische Medien verbreiteten, die Täter seien Geflüchtete gewesen. Es kam zu Demonstrationen, an denen auch die Deutsch-Russische Bruderschaft teilnahm. Nur: Die Vergewaltigung hat es nicht gegeben, wie sich im Zug der Ermittlungen herausstellte. Heute warnt Roman Pfeifle vor Falschnachrichten und den Auswirkungen, die sie haben können. Er weiß, wovon er spricht.

Das Eisbaden zur Taufe Christi ist ein Ereignis – auch für diejenigen, die nicht selbst ins Wasser gehen.
Foto: Alexander Kaya

Am Ersinger Badesee zückt Ortsvorsteherin Paal ihr Handy und fotografiert, wie die Leute ins Wasser steigen und prustend wieder an Land waten. Ein Mann kontrolliert die Handgelenke. Eisbaden darf nur, wer in einer Verzichtserklärung unterschrieben hat, auf eigene Verantwortung in den See zu gehen. Wer die Erklärung abgibt, bekommt einen Stempel: Krebs oder Clownfisch. Marko Götsch aus Ichenhausen ist zum ersten Mal hier, Freunde aus Ulm haben ihn eingeladen. Götsch ist orthodox, seine Eltern kommen aus Russland. Ihm geht es um die Religion und um die körperliche Erfahrung. Vor zwei Wochen weilte er noch im Thailand-Urlaub, da war das Meer 25 Grad warm. Jetzt geht er mit großen Schritten ins immer tiefere Wasser, bis vor das orthodoxe Kreuz mit den zwei Querbalken. Dreimal taucht Marko Götsch seinen Kopf ins Wasser. Draußen sagt er, was an diesem Tag viele sagen: "Die Mitte ist am schlimmsten." Götsch sieht seinen Freunden zu, andere hasten schon zur mobilen Fass-Sauna. Ein kleiner Mann mit grauen Locken und karierter Badehose schlendert ihnen hinterher. War es kalt? "Nein."