Die Botschaft, die Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit in Ingolstadt, zu Jahresbeginn zu vermelden hatte, ist nicht gut. Richtig schlecht ist sie aber auch nicht. Die Entwicklung des Arbeitsmarkts in der Region 10 gleicht einer schleichenden Krankheit. Nun stellt sich die Frage: Wie entwickelt sich dieser Schnupfen weiter?
Die Arbeitslosenquote in der Region lag bei 2,5 Prozent
Der bisher robuste regionale Arbeitsmarkt wird zunehmend von der gesamtdeutschen Schwäche beeinträchtigt. Und vor allem die schwächelnde Automobilindustrie könnte für noch größere Auswirkungen sorgen. Mit knapp unter drei Prozent Arbeitslosenquote – 2023 lag die Quote bei 2,5 Prozent – gilt die Region 10 noch als vollbeschäftigt. Allerdings glaubt die Agentur für Arbeit an einen weiteren Anstieg für 2025, sodass die Region wohl über die Drei-Prozent-Hürde rutschen wird.
Der moderate Anstieg sei auch der längeren Verweildauer in der Arbeitslosigkeit geschuldet, so Joachim Kolb. Glücklicherweise sei die Region von einer größeren Insolvenz verschont geblieben. Eine solche würde die Statistik ordentlich durcheinanderwürfeln.
Um rund 1500 Personen stieg die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr in der Region im Vergleich zu 2023. Gleichzeitig gab es knapp 1000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte weniger in der Region – insgesamt waren es 225.381. Interessant ist die Verteilung dieser Beschäftigten auf deutsche und ausländische Beschäftigte. Die Zahl der deutschen Beschäftigten sank von Juni 2019 bis Juni 2024 von 192.560 auf 185.193. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil Nichtdeutscher von 33.470 auf 40.188. Dazu Kolb: „Ohne die ausländischen Beschäftigten hätten wir im Bereich Pflege, Dienstleistung und Gastronomie noch viel größere Probleme.“

Wichtig sei es, so Joachim Kolb weiter, den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zu forcieren. Zwar gebe es auch einen Rückgang der offenen Stellen auf insgesamt 4600 vakante Arbeitsplätze, aber man könne einen Monteur eben nicht ohne Weiteres im Pflegebereich einsetzen. Oft würden freigestellte Beschäftigte nicht zum Arbeitsmarkt passen. „Außerdem besetzen die Unternehmen offene Stellen nicht mehr so locker nach wie bisher. Firmen überlegen sich sehr genau, ob sie einstellen.“ Das liege an vielen Faktoren. Die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten und die schwächelnde Konjunktur wiegen schwer. Krisen und Brandherde, dazu der enorme Konkurrenzdruck aus dem asiatischen Raum. Mit den Wahlen in Deutschland und mit dem neuen amerikanischen Präsidenten seien weitere Veränderungen zu erwarten.
In Ingolstadt wurde mehr Arbeitslosengeld ausbezahlt
Um wie viele Menschen sich die Agentur für Arbeit mit ihren Jobcentern gekümmert hat, das zeigen diese Zahlen. Im vergangenen Jahr meldeten sich knapp 30.000 Menschen arbeitslos. 27.800 haben im selben Jahr die Arbeitslosigkeit verlassen.
Die Agentur für Arbeit leistet das mit der unveränderten Anzahl von rund 170 Vollzeitstellen und einem Etat von 18,1 Millionen Euro für die aktive Arbeitsmarktförderung. Darin enthalten sind die Transformationen und die Digitalisierung, wofür im vergangenen Jahr 7,6 Millionen Euro ausgegeben wurden.
Besonders gestiegen sind die Ausgaben für das Arbeitslosengeld. Lag der Betrag 2023 noch bei 79 Millionen Euro, so stieg er für das vergangene Jahr auf 102 Millionen Euro. Das liegt laut Kolb nicht so sehr an mehr Arbeitslosen als vielmehr an den längeren Zeiträumen in der Arbeitslosigkeit.
Für 2025 prognostiziert die Agentur für Arbeit keine durchgreifende Besserung. Es werde ein im Vergleich zu Bayern und Deutschland überproportionaler Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet: „Solche Prognosen haben alle Gebiete mit Automobilindustrie und Zulieferern.“
Der regionale Arbeitsmarkt in Zahlen
- Arbeitslosenquote 2,9 Prozent (2023: 2,5 Prozent)
- Arbeitslos gemeldete Personen im Jahresdurchschnitt: 8.581 (2023: 7.404)
- Langzeitarbeitslose: 1.632 (2023: 748)
- Bestand offener Stellen im Jahresdurchschnitt: 4.600 (2023: 4.753)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden