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Behördenstreit um Rohrenfelser Biberberater: Rückforderungen und Konflikte eskalieren

Rohrenfels

Behördenstreit um Rohrenfelser Biberberater Michael Kriegl eskaliert

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    Biberberater sollen das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier möglichst konfliktfrei gestalten. In Ausnahmefällen helfen sie auch beim Einfangen der Biber.
    Biberberater sollen das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier möglichst konfliktfrei gestalten. In Ausnahmefällen helfen sie auch beim Einfangen der Biber. Foto: Berufsfeuerwehr Augsburg

    Zwischen der Gemeinde Rohrenfels und dem Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen ist es zu einem offenen Streit um die Position des gemeindlichen Biberberaters gekommen. In der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend informierte Bürgermeisterin Manuela Heckl (Dorfgemeinschaft Rohrenfels) die Mandatsträger darüber, dass die Untere Naturschutzbehörde dem bisherigen Biberberater und Gemeinderat Helmut Kriegl (CSU) die Anerkennung verweigert hatte, weil dieser die geforderte Ausbildung wegen eines Krankheitsfall abgesagt hatte.

    Doch damit nicht genug: Die Behörde stellte ihm keine Ersatztermine zur Verfügung und verlangt stattdessen die seit dem Amtsantritt im April 2021 entrichteten monatlichen Aufwandsentschädigungen in Höhe insgesamt 2700 Euro zurück. Diese seien „zu Unrecht“ ausbezahlt worden, Kriegl habe eine „vermeintliche Tätigkeit“ ausgeübt. Nun holte der Gemeinderat zum Gegenschlag aus: Künftig werde Rohrenfels überhaupt keinen Biberbeauftragten mehr ans Landratsamt melden. „Wenn die Bürger Fragen zu dem Thema haben, sollen sie sich direkt mit der Unteren Naturschutzbehörde in Verbindung setzen“, erklärte die Rathauschefin trotzig. Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung beschloss das Gremium dann, die von Kriegl geforderte Rückerstattung trotz der angespannten Haushaltslage aus der Gemeindekasse zu begleichen.

    Rohrenfelser Biberberater: „Ich komme mir verarscht vor!“

    Es wirkt wie eine Posse, die womöglich korrekt nach den Vorschriften abgewickelt wurde und deren Auswirkungen sich im überschaubaren Rahmen halten. Aber tatsächlich geht es wieder einmal um zwischenmenschliche Unvereinbarkeiten, die bislang offenbar keinen Raum für einen Kompromiss lassen. Der zuständige Sachbearbeiter in der Unteren Naturschutzbehörde habe ein Problem mit ihm, mutmaßt Helmut Kriegl im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es gab nie einen persönlichen Kontakt zwischen uns. Wenn ich angerufen habe, war er nicht für mich zu sprechen. Ich denke, er kann mich nicht leiden!“ Anfangs habe er monatlich 50 Euro Aufwandsentschädigung erhalten, die dann später auf 75 Euro erhöht wurden. Nun fragt Kriegl: „Warum fällt es ihnen nach dreieinhalb Jahren meiner ehrenamtlichen Tätigkeit ein, dass mir das Geld überhaupt nicht zusteht? Er habe nie etwas unterschrieben. Ich habe die Arbeit gemacht, durch meine Tätigkeit im Bauhof die Aufstauungen mit dem Schlepper beseitigt, hatte keinerlei Entscheidungsbefugnis.“ Er fühlt sich mittlerweile als Prellbock zwischen den Interessen. Oder drastischer formuliert: „Ich komme mir verarscht vor!“ Eine entsprechende Rückfrage beim Landratsamt unserer Redaktion blieb unbeantwortet, weil es sich um „Personalangelegenheiten“ handle.

    Seit April 2021 war Michael Kriegl Biberberater für die Gemeinde Rohrenfels. Die Untere Naturschutzbehörde verweigerte ihm nach einer versäumten Ausbildung die Anerkennung.
    Seit April 2021 war Michael Kriegl Biberberater für die Gemeinde Rohrenfels. Die Untere Naturschutzbehörde verweigerte ihm nach einer versäumten Ausbildung die Anerkennung. Foto: Reinhard Köchl

    Dafür wurde der Fall des in Ungnade gefallenen Biberbeauftragten im Rohrenfelser Gemeinderat umso öffentlicher diskutiert. Bürgermeisterin Heckl hatte erkennbar Mühe, ihren Zorn über das Verhalten der Behörde im Zaum zu halten. „Helmut Kriegl hat wirklich viel als Biberbeauftragter für uns geleistet. In seiner Amtszeit hat sich die Zahl der Tiere im Gemeindegebiet sogar verdoppelt“, sagte das Gemeindeoberhaupt. Auf Rückfragen aus dem Gremium bestätigte sie, dass auch Landrat Peter von der Grün (FDP) persönlich in die Entscheidung der Unteren Naturschutzbehörde eingebunden gewesen sei. Ihr ernüchterndes Fazit lautete jedenfalls: „Die wollen mit uns nicht mehr zusammenarbeiten, also tun wir das auch nicht!“ Aus diesem Grund lehnt es die Gemeinde Rohrenfels ab, künftig einen neuen Biberberater zu bestellen. Ganz bewusst dankte Manuela Heckl ihrem Gemeinderatskollegen Kriegl und überreichte ihm einen Bierkrug mit dem Gemeindeemblem für seine Tätigkeit als Biberberater.

    Biberberater sollen das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier konfliktfrei gestalten

    Dabei wären dessen Aufgaben nach dem Willen des Bayerischen Umweltministeriums durchaus verantwortungsvoll und vielfältig, gleichen aber einem ständigen Balanceakt zwischen Artenschutz und landwirtschaftlicher Nutzung. Der Biberberater soll einerseits den Erhalt der Biberpopulation sichern und auf der anderen Seite wirtschaftliche Schäden minimieren. Dabei geht es vor allem darum, das Zusammenleben von Mensch und Biber möglichst konfliktfrei zu gestalten, Bürger und Landwirte über rechtliche Grundlagen, mögliche Gefahrenquellen und Schadensbilder sowie geeignete Abhilfemaßnahmen und Fördermöglichkeiten zu informieren. In Problemfällen hilft er, Lösungen durch technische Schutzmaßnahmen wie Dammdrainagen oder die Umgestaltung von Lebensräumen zu finden, in Ausnahmen unterstützt er bei Biberschäden sogar das Einfangen einzelner Tiere. Dem Vernehmen nach soll genau bei letzterem Punkt zu einem Dissens gekommen sein, als ein Biber im Rohrenfelser Gemeindegebiet während der Schonzeit abtransportiert worden war. Dies habe die Untere Naturschutzbehörde übelgenommen, hieß es. Das Tischtuch war fortan zerschnitten.

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