Die Linke hat ein schweres Jahr 2024 hinter sich, ein Trennungsjahr, wenn man so will. Im Oktober 2023 trat Partei-Ikone Sahra Wagenknecht bei der Linken aus, nahm einige einflussreiche Kolleginnen und Kollegen mit und gründete das nach ihr benannte Bündnis. Bei der Europawahl und Landtagswahlen im Osten feierte Wagenknecht große Erfolge, während die Linke plötzlich ums Überleben zu kämpfen schien. „Rückblickend war es ein Befreiungsschlag“, sagt Sarah Vollath heute, die einst auch wegen Wagenknecht bei der Linken aktiv wurde.
Die 29-Jährige aus dem Landkreis Eichstätt tritt im Wahlkreis 215 als Direktkandidatin für die Linke an und rechnet sich mit ihrem dritten Platz auf der Landesliste gute Chancen aus, im nächsten Bundestag vertreten zu sein. Seit 2018 ist sie bei der Linken aktiv und legte seitdem eine beachtliche Parteikarriere hin. Seit Ende 2019 gehört sie zum Vorstand des Kreisverbandes, bereits seit drei Jahren auch zum Landesvorstand und war zudem ein Jahr lang Gleichstellungsbeauftragte der Partei in Bayern. „Ich brenne einfach für diese Partei, und vor allem für die Ideen, die dahinterstehen“, sagt sie.
Sarah Vollath will für mehr soziale Gerechtigkeit in Deutschland kämpfen
Damit meint Vollath in erster Linie das Thema soziale Gerechtigkeit in all ihren Facetten. „Ich finde beispielsweise, dass ein schönes Zuhause zu haben, kein luxuriöses, aber eines, in dem sich Menschen wohlfühlen können, ein Menschenrecht ist. Stattdessen ist es derzeit ein Spekulationsobjekt“, sagt Vollath. Geht es nach der Linken, braucht es dafür einen radikalen Schnitt. So will die Partei Mietspekulanten enteignen, ein Vorschlag, der bereits in der Vergangenheit viel Kritik ausgelöst hat. Vollath hält den damit einhergehenden Sozialismus-Vorwurf dagegen für unbegründet. „Viele Menschen denken, wir meinen sie, wenn wir von ‚Reichen‘ sprechen. Wenn wir sagen, dass wir Mietspekulanten enteignen wollen, dann meinen wir Menschen mit 3000 Wohnungen und nicht die Oma mit ihrem Häuschen.“
Vollath ist Sozialarbeiterin und leitet in Eichstätt die Ganztagsbetreuung einer Grundschule mit rund 200 Kindern und 20 Mitarbeitenden. Und auch politisch liegen ihr Kinder und deren Chancen auf ein gutes Leben besonders am Herzen. „Natürlich kann nicht jedes Kind alles werden, was es will. Aber in einem gewissen Rahmen sollten sich Kinder keine Gedanken machen müssen. Es ist für mich unsäglich, wenn Dritt- und Viertklässler zu mir sagen, wie schlimm es ist, kein Geld zu haben. Genauso übrigens, wenn sie zu mir sagen, dass sie nicht schlafen können, weil sie Angst haben, dass jemand sie abholen kommt und sie abschiebt.“
Statt einer schärferen Asylpolitik setzt die Linke auf eine bessere Integration
Apropos Abschiebungen: Nachdem in der vergangenen Woche in Aschaffenburg ein ausreisepflichtiger Afghane ein zweijähriges Kind und einen 41-Jährigen mit einem Messer getötet hat, bestimmt die Migrationsdebatte den Bundestagswahlkampf. Obwohl sich laut jüngsten Umfragen eine Mehrheit in Deutschland für eine verschärfte Asylpolitik ausspricht, plädiert Vollath dagegen und schlägt andere Maßnahmen vor. „Wir brauchen eine vernünftige finanzielle Ausstattung der Kommunen und der Schulen, und müssen die Menschen so schnell wie möglich arbeiten lassen und die Kinder so schnell wie möglich in die Schulen bekommen. Das ist der beste Weg zur Integration.“
Eine adäquate finanzielle Ausstattung ist in so gut wie allen Bereichen die präferierte Lösung der Linken und ihrer Direktkandidatin, nicht nur in den Kommunen, sondern auch im Bildungs-, Gesundheits- und Rentensystem. „Wir brauchen eine solidarische Mindestrente, es darf nicht sein, dass ältere Menschen in Armut leben. Ebenso brauchen wir eine Kindergrundsicherung. Man muss sich dafür schämen, dass in einem der reichsten Länder der Welt rund ein Fünftel der Kinder in Armut lebt“, so Vollath.
Die Linke will sehr reiche Menschen stärker besteuern, um ihr Programm zu finanzieren
Das sind alles Maßnahmen, die viel Geld kosten und Fragen nach der Finanzierung der Vorhaben aufkommen lassen. Es sei kein Geheimnis, dass die Linke ihr Wahlprogramm damit finanzieren möchte, denjenigen, die so viel Geld haben, dass sie es nicht ausgeben können, einen Teil wegzunehmen. „Es darf keine Milliardäre geben, perverser Reichtum muss abgeschafft werden“, fordert Vollath. Konkret sollen Vermögen über einer Million Euro stärker besteuert werden und auch der Höchststeuersatz für die vermögendsten 2,5 Prozent der Bevölkerung deutlich ansteigen. Ob das tatsächlich ausreicht, um all die Vorhaben zu finanzieren? „In unserem Wahlprogramm haben wir zu jeder Maßnahme geschrieben, was es kostet und wie viel Geld es bringt. Und das von unabhängigen Wirtschaftsinstituten überprüfen lassen. Das kann jeder und jede dort nachlesen.“
Zur Person
- Geboren und wohnhaft im Kreis Eichstätt
- Beruf: Sozialarbeiterin, Leiterin der Ganztagsbetreuung einer Grundschule
- Politischer Werdegang: Seit 2018 Mitglied der Linken, ehemals Gleichstellungsbeauftragte der Linken in Bayern, Mitglied des Kreis- und Landesvorstands der Linken in Bayern
- Verheiratet, keine Kinder
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