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E-Zigaretten statt Vapes: Warum Jugendliche zunehmend auf elektronisches Rauchen setzen

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Vapes statt Kippen: „Wir sehen schon bei 12-Jährigen, dass Vapes herumgereicht werden.“

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    Immer mehr Jugendliche greifen zur elektronischen Zigarette – gennant Vape. Das Einstiegsalter für den Kippen-Ersatz sinkt dabei immer weiter ab.
    Immer mehr Jugendliche greifen zur elektronischen Zigarette – gennant Vape. Das Einstiegsalter für den Kippen-Ersatz sinkt dabei immer weiter ab. Foto: Paul Pfaffel

    Im Neuburger Hofgarten liegen sie zuhauf: Zigarettenstummel, bunte Plastikhüllen, leere Einweg-Vapes – achtlos weggeworfen. Gerade in den warmen Monaten fällt das besonders auf, wenn sich viele Jugendliche draußen treffen. Sie sind sichtbare Zeichen eines Trends, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat: Während klassische Zigaretten an Bedeutung verlieren, erleben E-Zigaretten und sogenannte Vapes – handliche elektronische Verdampfer – einen regelrechten Boom unter Jugendlichen.

    Bundesstatistik realitätsfremd? Vapen wird immer populärer unter Jugendlichen

    Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gaben im Jahr 2023 etwa 6,7 Prozent der 12- bis 17-Jährigen an, in den letzten 30 Tagen eine Einweg-E-Zigarette konsumiert zu haben – ein Anteil, der dem der klassischen Zigaretten (7,4 Prozent) nahezu entspricht.

    Diese Zahlen legen zwar nahe, dass es sich beim Vapen bislang um ein eher begrenztes Phänomen handelt. Doch in der Realität, etwa in Jugendzentren oder Schulhöfen, ist der Eindruck ein anderer: Dort scheint der Anteil deutlich höher zu liegen. Der Unterschied zwischen offizieller Statistik und der Wahrnehmung vor Ort deutet auf eine hohe Dunkelziffer hin – viele Jugendliche, die vapen, tauchen in den Umfragen womöglich gar nicht auf.

    Neuburger Jugendrefrent sieht Entwicklung des Vape-Konsums als „besorgniserregend“

    „Wir sehen, dass der Konsum von E-Zigaretten bei Jugendlichen deutlich zugenommen hat und auch weiter zunimmt“, bestätigt Roland Habermeier (CSU). „Besonders besorgniserregend ist, dass diese Produkte oft mit Aromen wie Kaugummi oder Kirsche versehen sind, die speziell junge Menschen ansprechen sollen.“ Damit kritisiert der Neuburger Jugendreferent und Stadtrat die Werbung der Hersteller solcher Vape-Produkte. Insgesamt kann Habermeier allerdings schon den statistischen Trend bestätigen, dass in der gesamten Gesellschaft, so auch unter Jugendlichen allgemein immer weniger geraucht werde – sowohl analog als auch elektronisch.

    Im Jugendzentrum liegt der Anteil der Vape-Konsumenten bei über 50 Prozent

    Thomas Jacobsen, langjähriger Mitarbeiter des Jugendzentrums Neuburg, erlebt die Entwicklung im Alltag: „Viele Jugendliche greifen eher zur Vape als zur Kippe. Die Hemmschwelle ist niedriger, der Geschmack verlockender – und sie gelten als weniger schädlich.“ Für rund sieben Euro seien die Geräte mit bis zu 600 Zügen außerdem günstiger als Zigaretten. Besonders kritisch sieht er das junge Einstiegsalter: „Wir sehen schon bei 12-Jährigen, dass Vapes herumgereicht werden. Es gibt regelrechten Handel mit Geräten und Nachfüllflüssigkeiten.“ Der Trend zu nachfüllbaren Vapes zeige, „wie stark sich das elektronische Rauchen im Jugendalltag verankert hat“. Im JuZe liege die Nutzungsquote geschätzt bei mehr als 50 Prozent – weit über dem statistischen Durchschnitt.

    Die widersprüchlichen Eindrücke vor Ort und die offiziellen Zahlen ergeben zusammen ein differenziertes Bild: Während der Anteil der jugendlichen Raucher seit 2001 deutlich gesunken ist – von rund 27 Prozent auf 7 Prozent im Jahr 2023 – ist der Konsum von E-Zigaretten (Vapes) in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Das klassische Zigarette-Rauchen nimmt also ab – das Vapen aber tritt zunehmend in dessen Fußstapfen.

    Rauchen und Vapen wird vor allem auf Partys bei Jugendlichen verbreitet

    Jonah Meyer ist 21 Jahre alt und berichtet aus eigener Erfahrung: „In meiner Freundesgruppe sind viele auf E-Zigaretten umgestiegen. Es beginnt oft auf Partys, wo man gemeinsam raucht beziehungsweise vaped – dann wird es irgendwann schleichend zur Gewohnheit.“ Aber er betont auch, dass es zunehmend vorkomme, dass junge Menschen nach der Vape später dann auch zur klassischen Zigarette greifen. „Manche kommen wieder von den Vapes los – andere werden zu normalen Rauchern“, so der 21-Jährige.

    Die einfache Verfügbarkeit und die gezielte Werbung mit bunten Farben und fruchtigen Geschmäckern tragen zur Popularität der Vapes bei. „Die Hersteller nutzen das Image von Freiheit und Coolness aus, um junge Menschen gezielt anzusprechen“, kritisiert Habermeier. „Das ist problematisch, da die gesundheitlichen Risiken oft unterschätzt werden.“ Der Jugendreferent sieht außerdem eine Verbindung zwischen der Corona-Pandemie und dem Anstieg im Vape-Konsum unter Jugendlichen – in den Jahren der Pandemie wurde wenig Prävention betrieben, was zu einem gesteigerten Konsumverhalten führte.

    Wegwerf-Vapes: Gesundheitlich gefährlich und schlecht für die Umwelt

    Trotz Sammelaktionen – im Hofgarten liegen so weit das Auge reicht Kippen-Stummel auf dem Boden herum. Jugendreferent Habermeier sagt, das sei an vielen Orten so, wo sich abends jugendliche Gruppen treffen.
    Trotz Sammelaktionen – im Hofgarten liegen so weit das Auge reicht Kippen-Stummel auf dem Boden herum. Jugendreferent Habermeier sagt, das sei an vielen Orten so, wo sich abends jugendliche Gruppen treffen. Foto: Paul Pfaffel

    Neben den gesundheitlichen Aspekten stellt auch die Umweltbelastung durch weggeworfene Einweg-Vapes ein Problem dar. „Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Jugendparlament eine Kippensammelaktion gestartet, um auf die Verschmutzung aufmerksam zu machen“, berichtet Habermeier. Grade am Hofgarten habe man bei der Aktion viele Zigaretten, aber auch auf Wegwerf-Vapes aus Plastik auf dem Boden gefunden. Das mache die umweltgerechte Entsorgung noch schwerer als eh schon bei den Zigarettenstummeln. Die Aktion zeigt, dass das Phänomen Vapen auch in Neuburg unter Jugendlichen floriert. In Zukunft wird man sich an das Bild eines Jugendlichen mit buntem Plastik-Stick im Mund wohl gewöhnen müssen.

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