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Eichstätt: So wirkt sich der Klimawandel in Eichstätt aus

Eichstätt

So wirkt sich der Klimawandel in Eichstätt aus

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    Die japanische Bergkirsche vor der Sommerresidenz im Eichstätter Hofgarten steht derzeit in voller Blüte.
    Die japanische Bergkirsche vor der Sommerresidenz im Eichstätter Hofgarten steht derzeit in voller Blüte. Foto: upd/Christian Klenk

    Die knallgelben Blüten der Forsythie sind echte Frühlingsboten – und die haben es mittlerweile deutlich eiliger als noch vor einigen Jahrzehnten. Der phänologische Frühling, also das Wiedererwachen der Vegetation nach dem Winter, beginnt aufgrund des Klimawandels immer eher. Professorin Susanne Jochner-Oette von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) beobachtet diese europaweite Entwicklung seit einigen Jahren auch im Eichstätter Hofgarten.

    Seit 2017 führt Jochner-Oette mit ihrem Team an der Professur für Physische Geographie/Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung Beobachtungen zum Vegetationsbeginn im Hofgarten durch. Rund 100 der insgesamt 230 Bäume und Sträucher nehmen die Hilfskräfte der Professur genau unter die Lupe: Jeden dritte Tag notieren sie den Entwicklungszustand der Pflanzen und werten diese Daten aus.

    Forschung an der KU in Eichstätt: Der Winter ist inzwischen 20 Tage kürzer als früher

    Die Eichstätter Daten stimmen mit deutschland- und europaweiten Beobachtungen überein: Höhere Temperaturen verschieben die Jahreszeiten und verkürzen den Winter. Den Start des sogenannten Vorfrühlings markiert die Blüte des Haselstrauchs. Im Eichstätter Hofgarten war dies in den letzten Jahren im Schnitt am 7. Februar der Fall – in milden Wintern bereits im Januar. „Die Daten des Deutschen Wetterdiensts, der seit 1951 bundesweit Beobachtungen durchführt, zeigen, dass sich der Winter in den vergangenen Jahrzehnten um etwa 20 Tage verkürzt hat. Früher dauerte er rund 120 Tage, heute nur noch etwa 100“, sagt Jochner-Oette. Auch der Pollenflug weiterer Arten wie Esche oder Birke setzt früher ein. Die Forsythie, die ausschlaggebend ist für den Start des sogenannten Erstfrühlings, blüht laut den Daten des Deutschen Wetterdiensts heute im Schnitt elf Tage früher als vor vierzig Jahren - im Hofgarten heuer am 19. März.

    Um die Änderungen graphisch zu verdeutlichen, nutzen die Forschenden der KU eine sogenannte phänologische Uhr. Diese zeigt die verschiedenen Vegetationsphasen eines Jahres anhand charakteristischer Pflanzenarten. Besonders nützlich sind solche phänologischen Informationen für Allergiker, die so den Beginn des Pollenflugs besser einschätzen können. Auch Landwirte und Forstwirte können sich daran orientieren, um zum Beispiel Aussaat und Düngung zu planen. Darüber hinaus sind Eintrittszeitpunkte der Blüte auch wichtig für Insekten, die sich von Nektar ernähren. Findet die Blüte vor der Aktivitätsperiode der Insekten statt, kann dies negative Auswirkungen auf das Nahrungsangebot und das ökologische Gleichgewicht haben.

    Die phänologische Uhr für den Eichstätter Hofgarten – die Daten entsprechen dem durchschnittlichen Eintrittstermin der jeweiligen phänologischen Jahreszeit im Hofgarten seit 2017.
    Die phänologische Uhr für den Eichstätter Hofgarten – die Daten entsprechen dem durchschnittlichen Eintrittstermin der jeweiligen phänologischen Jahreszeit im Hofgarten seit 2017. Foto: upd/Christian Klenk

    Wertvolle Daten für die Analyse der phänologischen Entwicklung generiert das Netzwerk der Internationalen Phänologischen Gärten (IPG), das 1957 gegründet wurde, um europaweit vergleichbare Daten zu sammeln. 2023 hat Susanne Jochner-Oette die Koordination der IPG übernommen. Mit 171 Stationen in 18 Ländern bietet das IPG-Netzwerk eine einzigartige Möglichkeit, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur zu erfassen. „In diesen Gärten wachsen Pflanzen, die genetisch identisch sind – sie stammen alle aus einem Garten in Fürstenfeldbruck“, erklärt KU-Professorin Jochner-Oette. „So können wir sicherstellen, dass die Unterschiede, die wir beobachten, tatsächlich auf die klimatischen Bedingungen an den jeweiligen Standorten zurückzuführen sind und nicht auf genetische Unterschiede.“ Nach Ende der laufenden Vegetationsperiode werden auch die Daten des IPG-Standorts in Eichstätt, der sich seit 2023 bei der Zentralbibliothek befindet, von den Forschenden der KU erstmals aufbereitet und analysiert. (AZ)

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