Mit dem „Graf von Monte Christo“ bereicherte im Neuburger Stadttheater ein weiterer Klassiker der Weltliteratur das vielschichtige Programm. Das temperamentvolle Ensemble von „theaterlust“ zeigte den bekannten Roman von Alexandre Dumas in einer sehr geglückten Schauspielfassung von Sarah Silbermann. Die düstere Romanvorlage um den unglücklichen Edmont Dantès, beziehungsweise den rachsüchtigen „Graf von Monte Christo“, wurde dabei in eine überraschend spritzige, ja beinahe Varieté-hafte Action-Vorstellung verwandelt. Starke Dialoge, geheimnisvolle Lichteffekte und viel Musik verschafften der Romanvorlage einen ganz neuen Reiz.
Johannes Schön überzeugt als Graf von Monte Christo im Neuburger Stadttheater
Johannes Schön begeisterte als Edmont Dantès/Graf von Monte Christo unter anderem mit zirkusreifen Fechtszenen mit Pia Kolb als orientalische Prinzessin Haydee. Seine zahlreichen Widersacher wie Danglars (Reinhold Behling), Villefort (Andreas Joachim Hertel) oder der eifersüchtige Mondego (Oliver Mirwaldt) fallen bekanntlich der Rache zum Opfer oder werden Opfer ihrer eigenen Fehler und Begierden. Das Ensemble visualisierte diese dramatischen Entwicklungen sehr überzeugend.
Großartig inszeniert und mit einem geschickten Bühnenbild von Regisseur Thomas Luft, mit herrlich variablen Kostümen der Schauspiel-Autorin und Dramaturgin Sarah Silbermann entstand auf der Bühne eine wahre, zauberschöne Show. Facettenreich, intensiv und in rasanten Bildern wurde Dumas Roman zum schnellen Tanz mit Blick in tiefe menschliche Abgründe. Dabei erwies sich vor allem der oftmals durchgeführte Rollenwechsel der Schauspielerinnen und Schauspieler als besonders reizvoll. So schlüpfte beispielsweise Viviane Ebert faszinierend variabel in die Rolle Alberts (Sohn von Dantès ehemaliger Freundin Mercedes), Hermine Danglars und Valentine de Villeforts (Tochter des Staatsanwaltes). Dieser gekonnte Rollenwechsel verstärkte die Romanaussage, wie sehr man den Zufällen des Schicksals ausgeliefert ist, wie sehr Herkunft über Zukunft entscheiden kann.
Das Ensemble im Neuburger Stadttheater verleiht der Botschaft des Klassikers große Kraft
Doch Dumas weiß Auswege aufzuzeigen: Kann doch Edmont Dantès als unermesslich reicher Graf von Monte Christo – nach langen, qualvollen Jahren durch böse Intrigen herbeigeführten Kerkerhaft – diesem Schicksal entrinnen, ja sogar in das Schicksal anderer eingreifen. Tatkraft, Strategie und raffinierte Intelligenz verhelfen ihm zur Rache. Wie schön, wie hoffnungsvoll, dass „Der Graf von Monte Christo“ am Schluss des Romans und in der Bühnenfassung zumindest gegenüber den Kindern seiner Widersacher Gnade walten lässt.
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