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Interview: Polizeichef Rindlbacher: „In Neuburg gibt es Angstzonen“

Interview

Polizeichef Rindlbacher: „In Neuburg gibt es Angstzonen“

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    Heinz Rindlbacher ist seit über zwei Jahren Chef der Polizeiinspektion in Neuburg. Der Polizeirat sagt: „Mir machen die Aufgaben hier wirklich Freude.“
    Heinz Rindlbacher ist seit über zwei Jahren Chef der Polizeiinspektion in Neuburg. Der Polizeirat sagt: „Mir machen die Aufgaben hier wirklich Freude.“ Foto: Barbara Wild

    Herr Rindlbacher, wie fällt die Bilanz des Jahres 2024 für die Neuburger Polizei aus?
    HEINZ RINDLBACHER: Es war ein spannendes Jahr. Es gab viele Herausforderungen, die vorher nicht abzusehen waren. Etwa die Hochwasserkatastrophe im Juni. Da waren wir personell stark gefordert - bei den Behörden, vor Ort. Da kommen auch wir als Polizei an unsere Belastungsgrenzen.

    Ein großes Thema war ja der Diebstahl von Fahrrädern am Neuburger Bahnhof und die Frage, wie man den Tätern das Handwerk legen kann...
    HEINZ RINDLBACHER : Ja, wir hatten uns vorgenommen, wirklich fundiert das Problem der Fahrraddiebstähle anzugehen. Deshalb haben wir uns für die Videoüberwachung entschieden und sie nach einigermaßen umfangreichen Vorarbeiten eingeführt. Auch technisch war das aufwändig. Von Anfang an war diese Überwachung aber temporär befristet geplant - wie übrigens alle polizeilichen Videoüberwachungen. Also haben wir das bis zum Herbst durchgezogen und damit Erfolg gehabt.

    Das hatte ja doch einige Verwunderung ausgelöst, dass die Kameras wieder abmontiert wurden.
    HEINZ RINDLBACHER : Ja, aber nochmal. Das war von Beginn der Maßnahme so geplant und terminiert gewesen. Erfahrungsgemäß haben wir in den Wintermonaten kaum Meldungen über gestohlene Räder. Seitdem die Kameras weg sind, gab es am Bahnhof auch keine Vorfälle. Für uns als Polizei ist jetzt der Punkt, wie wir das Phänomen im nächsten Frühjahr angehen wollen.

    Wie könnte das aussehen?
    HEINZ RINDLBACHER : Neben Videoüberwachung können wir auch mit Kontrollaktionen oder Fahndungs- und Ermittlungsarbeit viel erreichen. Wir haben ja hier nicht nur den Gelegenheitsdieb, sondern auch die Täter, die gewerbsmäßig vorgehen. Die wollen wir natürlich dingfest machen. Bei der Videoüberwachung sind wir in guten Gesprächen mit anderen Verantwortlichen, und es deutet sich eine Lösung an. Mehr will ich aber noch nicht sagen.

    Die Videoüberwachung hat ja eine Diskussion über die Sicherheitslage an sich in Neuburg ausgelöst. Einige Bürgerinnen und Bürger haben öffentlich formuliert, dass sie sich an einigen Punkten der Stadt nicht mehr angstfrei bewegen können. Gibt es in Ihren Augen denn Anlass dazu?
    HEINZ RINDLBACHER : Die Sicherheitslage in Neuburg ist sehr gut. Die Zahl der Straftaten ist konstant und 2024 wieder in etwa so wie im Vorjahr. Natürlich gibt es auch in Neuburg Angstzonen, wo die Menschen sich subjektiv unsicher fühlen: also der Sèter Platz beispielsweise. Dort gab es Meldungen, dass vermehrt Drogen konsumiert oder gehandelt werden. Wir waren daraufhin täglich dort - zivil und in Uniform. Aber wir konnten nicht bestätigen, dass dort übermäßig Drogen konsumiert werden. Es gibt dort keine Straftaten. Wir haben einmal einen E-Scooter-Fahrer unter Drogen erwischt, mehr nicht.

    Wie entsteht das dann, dass bestimmte Zonen der Stadt in Verruf geraten und gemieden werden, auch wenn es objektiv dafür keinen Grund gibt?
    HEINZ RINDLBACHER : Das liegt eher an den Leuten, die sich dort aufhalten. Wenn Jugendliche oder größere Gruppen laut sind, unbeherrscht wirken, einen unpassenden Spruch machen, eine fremde Sprache sprechen. Dann fühlen sich Passanten unwohl und meiden die Gegend. Nach und nach entwickelt sich dann das schlechte Image.

    Was kann man dagegen tun?
    HEINZ RINDLBACHER : Nun, wir tragen dem Rechnung, indem wir es ernst nehmen und Präsenz zeigen. Gemeinsam mit der Sicherheitswacht. Zudem können wir stolz sein, dass wir in Neuburg eine sehr hohe Aufklärungsquote haben. Das sollte man sich vor Augen führen.

    Was wird Ihnen von 2024 in Erinnerung bleiben?
    HEINZ RINDLBACHER : Es gibt täglich kuriose Dinge, aber spektakulär war natürlich der tragische Badeunfall der beiden Studenten mit der großen Suchaktion entlang der Donau. Dann die Gewissheit, dass beide ums Leben gekommen sind und die Frauenleiche in Bergheim. Das waren keine alltäglichen Ereignisse.

    Manchmal wird ja aus diesen „kuriosen Meldungen“, die sie angesprochen haben, ein großer Medienhype. Ich erinnere mich an die Geschichte eines Jungen, der von seiner Mutter im Zug vergessen wurde. Das stand auch in der Bild. Das Thema „Videoüberwachung“ schaffte es ja sogar bis in das TV-Magazin „Quer“ des BR. Inwieweit hat sich Ihre Arbeit angesichts der unkalkulierbaren Medienaufmerksamkeit verändert?
    HEINZ RINDLBACHER : Da kommt mir meine jahrelange Erfahrung in der Pressestelle der Kripo Ingolstadt zugute. Da weiß ich oft schon beim Versenden der Pressemitteilung, dass jetzt bald das Telefon klingeln wird. Tiere, Kinder, Sex und Verbrechen – das erzeugt Echo. Umso wichtiger ist es, dass wir darauf gut vorbereitet sind und die Informationen sachlich rübergebracht werden. Die Kollegen sind auch sensibilisiert, die Sachverhalte dann ausführlicher zu schildern, weil ja eh viele Nachfragen anstehen.

    Sie sind jetzt über zwei Jahre Polizeichef in Neuburg. Wie geht es ihnen hier?
    HEINZ RINDLBACHER : Ich habe den Wechsel nie bereut. Ich habe ein tolles Team, motivierte Mitarbeiter und mir macht die Arbeit hier sehr viel Spaß. Natürlich ist nicht jeder Tag optimal, das kennt jeder, der Führungsaufgaben übernimmt. Aber es ist ein vertrauensvolles und respektvolles Miteinander und da bin ich sehr zufrieden.

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