Tiere sind kein Spielzeug: Warum das Mäuseroulette nicht mehr zeitgemäß ist
Das Prinzip des Mäuse-Roulettes auf dem Neuburger Schloßfest ist schnell beschrieben. Eine Maus wird in die Mitte eines Rondells gesetzt, um sie herum befinden sich verschieden gefärbte Tore. Von der jubelnden, dicht gedrängten Menge in Todesangst versetzt, flüchtet die Maus so schnell sie kann in eines der Tore. Wer im Vorfeld auf das richtige setzt, gewinnt. Haha, was für ein Spaß! Also für die großen und kleinen Menschen drumherum, nicht für die Maus. Die erlebt das traditionsreiche Spiel nämlich als Überlebenskampf, dem sie ohne Not und Nutzen nur zum Amüsement der Menschen ausgesetzt wird.

Insbesondere die strahlenden, staunenden Kinderaugen, die sich um das Mäuse-Roulette reihen, sollten dabei Bauchschmerzen bereiten. Was sollen sie aus diesem „Spaß“ über den Umgang mit Tieren lernen? Außer, dass sie sich durchaus als Spielzeug eignen. Nun darf man natürlich den Betreibern glauben, dass die Tiere gut und dem Tierschutzgesetz gemäß behandelt werden und nicht zu Schaden kommen. Das ist schön, aber auch das absolut Mindeste. Außerdem ist es ein Symbol dafür, dass bei Tieren immer noch so ziemlich alles als vertretbar gilt, solange sie nicht beschädigt werden – wie bei einer Sache eben.
Statt auf der Tradition zu beharren, hätten die Betreiber schon längst ein Zeichen setzen und sich eine elegante, kreative Alternative einfallen lassen können, die ohne Lebewesen auskommt. Ohnehin gibt es kaum eine politische oder gesellschaftliche Debatte, in der auf das Wort „Tradition“ kein schwaches Argument folgt. Wem die Historie und die Tradition so wichtig sind, könnte sich ja während der Schloßfestzeit nur in einem Trog hinter dem Haus waschen – das wäre auch authentisch. (Florian Lang)
Überzogene Diskussion: Mäuseroulette ist für die Tiere keine Qual
Das Mäuseroulette ist seit Jahrzehnten ein nicht wegzudenkender Bestandteil des Schloßfestes. Es hinterlässt bei Besuchern aus nah und fern großen Eindruck, ist einfach etwas besonderes und bietet auf kleinster Fläche einen riesigen Spaß. So mancher hat wohl schon als Kind sein Taschengeld dort verspielt und geht heute als Erwachsener noch gerne hin. Ein Schloßfest ohne Mäuseroulette - wie ein Biergarten ohne Wurstsalat.

Dass Tierschützer dagegen sind, ist in unserer heutigen Zeit mit intensiv gelebter Empörungskultur keine Überraschung. Solange die Maus auf dem Schloßfest ist, wird es Kritiker geben. Doch sind die 30 Minuten Roulette-Dienst wirklich Tierquälerei? Die meiste Zeit verbringt die Maus eh in einem der acht Farb-Löcher, ist also vor Sonne und grapschenden Kinderhänden gut geschützt. Die Verantwortlichen haben sich eine für das Tier gut vertretbare Umsetzung erdacht. Zudem ist die Maus nicht irgendeine „Sache“, die nach dem Schloßfest entsorgt wird. Sie lebt so lange es ihr vergönnt ist, meist noch viele Monate, bei Roulette-Betreiber Ben Machel und genießt das Mäuseleben mit ihren Artgenossen. Andere ihrer Art sind Futter für größeres Getier.
Wer das tierische Vergnügen also verteufelt, der müsste eigentlich dann ganz anderes fordern: Dann dürfen keine Hunde mehr auf das Fest-Gelände, Pferde nicht in den Marstallhof und der Storch auf dem Amtsgericht muss umgesiedelt werden. Lassen wir also bitte die Kirche im Dorf - oder eben die Maus ins Roulette. (Barbara Wild)
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