Dass es eine außergewöhnliche Einweihungsfeier werden würde, war eigentlich schon vorher klar. Zu bewegt ist die Geschichte des Projekts, das hinter dem nun offiziell eröffneten Kulturtreff Rennertshofen steht, zu steinig, der Weg, den die Verantwortlichen hinter sich bringen mussten und zu groß die Bedeutung dieses kulturellen Zentrums für die Marktgemeinde. „Es ist das lebendige Herz, das den Marktkern von Rennertshofen wieder zum Schlagen bringt. Ein Symbol für die Kraft der Gemeinschaft, ein Ort der Begegnung, der Gestaltung und des Miteinanders“, sagte Geschäftsführer David Bircks mit einer großen Portion Pathos zu lautem Jubel im Saal. Es sollte nicht der einzige emotionale Moment des Abends bleiben.
Der Kulturtreff Rennertshofen blickt auf eine bewegte Geschichte zurück
Die Einweihung markiert den bisher wichtigsten Meilenstein eines ambitionierten Vorhabens, das bereits vor vielen Jahren mit den ersten Ideen zu einer Nutzung des Appel-Kinos in der Marktstraße begann. Vor rund 180 geladenen Gästen führte Stefanie Czerny, die mit dem Quintett der Marktkapelle auch für den musikalischen Rahmen sorgte, ebenso humorvoll wie energiegeladen durch den Abend. Sie hatte eine lange Liste an Gästen anzukündigen, darunter die stellvertretende Landrätin Sabine Schneider (SPD), den Ortspfarrer Johannes Huber, der den Kulturtreff segnete, und Christian Schiebel von der Städtebauförderung der Regierung von Oberbayern, die das Projekt von Beginn an wohlwollend begleitet hat.
Zunächst aber war es an dem Architektenehepaar Gerd und Petronella Mann die Geschichte des neuen Kulturtreffs Revue passieren zu lassen. Von den ersten Ideen, denen sich schnell der Unternehmer Alfred Bircks mit großer Leidenschaft anschloss, bis zu den Widerständen und der Ablehnung, mit denen sich das Projekt im Laufe der Zeit mitunter konfrontiert sah. Nach dem vorläufigen „Nein“ des Marktgemeinderats habe Bircks gesagt: „Wir machen es jetzt einfach selbst. Wir gründen eine Stiftung und kaufen das Gebäude. Die Bürger haben es nicht verdient, dass sie wegen Unwissenheit oder Missgunst darauf verzichten müssen.“

Auf 1,3 Millionen Euro schätzten die Bauherren die Gesamtkosten des Projekts zu Beginn, Stand jetzt sind es rund 1,4 Millionen. 800.000 Euro gab es als Zuschuss von der Städtebauförderung, 200.000 Euro schießt die Gemeinde Rennertshofen zu. Dazu gab es eine Crowdfunding-Aktion der Raiffeisenbank Neuburg-Rain, die 15.000 Euro eingebracht hat und 41.000 Euro aus dem Leader-Fördertopf.
Trotzdem stand das Projekt kurz vor dem Aus, wie Ulrike Polleichtner, zweite Bürgermeisterin und Vorsitzende des Fördervereins Kulturtreff, erklärte. „Als Alfred Bircks im September 2022 überraschend verstarb, war das ein Schock. Ich erinnere mich, dass mich Graf Moy anrief und fragte: Was machen wir denn jetzt?“ Ein Nachfolger musste her und schnell war man überzeugt, dass sein Sohn David in dessen Fußstapfen treten soll. Eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. „Du hast eine große Aufgabe übernommen, das war für uns der Rettungsanker. Dafür möchte ich mich im Namen aller bei dir bedanken“, sagte eine sichtlich bewegte Polleichtner bevor ihre Stimme versagte und langanhaltender Jubel im Saal ausbrach.
Unvorstellbar wäre der Kulturtreff, wie er heute dasteht, auch ohne die über 100 Helferinnen und Helfer, darunter unzählige Handwerker, die insgesamt mehr als 5000 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet haben und mit einem Tribut-Video geehrt wurden. Einsamer Spitzenreiter unter den Ehrenamtlichen ist dabei Stefan Polleichtner, der in sage und schreibe 153 vollen Arbeitstagen die alten Stühle des Kinos liebevoll restauriert hat.
Der Kulturtreff soll ein Ort der Bewegung und Kreativität im Herzen Rennertshofens sein
Von all dieser Arbeit und diesem Herzblut sollen nun Rennertshofen und die gesamte Region profitieren. Im Kulturtreff, in dem auch ein Café untergebracht ist, wird die Vielfalt zum Programm. Nicht nur auf Theateraufführungen, Konzerte und Kabarett- und Kinoabende dürfen sich zukünftige Gäste freuen, sondern auch auf einen Ort der Begegnung. „Wir sind offen für alle und hoffen, dass auch alle offen für uns sind“, so David Bircks, der das Angebot so niederschwellig wie möglich halten möchte. Die örtlichen Vereine dürfen den Kulturtreff beispielsweise für eine Gebühr von lediglich 1,50 Euro pro verkaufter Eintrittskarte nutzen, haben also bei ihren Ideen keinerlei Risiko zu fürchten. Und auch sonst soll die Balance aus wirtschaftlichen Überlegungen und dem Gemeinwohl gehalten werden. Denn, so betont Bircks, der Kulturtreff ist eine gemeinnützige GmbH, wird im Betrieb also weder gefördert noch subventioniert und muss dementsprechend wirtschaften.
Aktuell laufen die Planungen für das Programm 2026 und nach den Worten Bircks stehen bereits einige Veranstaltungen in den Büchern. Wie hochkarätig das Angebot mitunter sein wird, zeigt sich in der ersten Veranstaltung nach der Einweihung. Am Sonntag, 29. Juni, steht der Kabarettist Django Asül auf der Bühne, dessen Auftritt bereits restlos ausverkauft ist.
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