Es ist die zentrale Frage, wenn es um die Zukunft des Donaumooses geht: Kann eine Transformation hin zu einer neuen landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette in Süddeutschlands größtem Niedermoor gelingen? Seit mehreren Jahren laufen hierzu Projekte unter der Federführung des Donaumoos-Zweckverbands. Bevor das Flaggschiff unter diesen Bemühungen, das „ProMoFa“-Projekt, Ende Juni seinen Abschluss findet, kam während der jüngsten Sitzung des Donaumoos-Zweckverbands am Dienstag noch einmal ein Gesamtüberblick auf den Tisch, der zwar Hoffnung macht, aber auch viele Fragen offen lässt.
500.000 Kartons aus Moorfasern werden deutschlandweit in Obi-Baumärkten vertrieben
Zunächst aber zu den guten Nachrichten, die Raphael Burkhardtsmayer und Anita Walter dem Gremium vorstellten. Mit Moorfasern aus dem Donaumoos wurden von der Firma Leipa fast 500.000 Faltkartons produziert, die mittlerweile in nahezu allen Obi-Baumärkten erhältlich sind und mit einer Werbekampagne von Obi und anderen Partnern unterstützt werden. „Man wird eventuell später darauf zurückschauen und sehen, welche große Bedeutung dieser Moment hat“, so Burkhardtsmayer. Weil auf den Faltkartons klar ersichtlich ist, dass der Donaumoos-Zweckverband für deren Entstehen federführend verantwortlich ist, sei es auch ein wichtiger Meilenstein in der Öffentlichkeitsarbeit. Zunächst beinhalten die Kartons allerdings lediglich zehn Prozent Moorfasern, unter anderem, weil nicht genügend Material zur Verfügung steht und noch weitere Tests durchgeführt werden müssen.
Spannend wird es beim Thema „Moorfasern in der Verpackungs- und Papierindustrie“ dann am 23. Juni. Zum Abschluss des Projekts findet im Landratsamt eine Veranstaltung statt, bei der auch ein Thema zur Sprache kommt, das fast allen im Gremium am meisten unter den Nägeln brennt – die Wirtschaftlichkeit des Ganzen. „Die Firma Rödl & Partner wurde mit einem solchen Gutachten beauftragt und widmet sich sowohl der ganzen Wertschöpfungskette als auch den einzelnen Teilbereichen“, wie Burkhardtsmayer auf Nachfrage von Neuburgs zweiten Bürgermeister Johann Habermeyer erklärte. Demnach nehmen die Wirtschaftsprüfer die landwirtschaftliche Produktion unter die Lupe, die industrielle Rohstoffproduktion und auch die industrielle Papierproduktion zum fertigen Produkt. „Ich hoffe, es bleibt genügend Zeit, um dieses so zentrale Thema zu besprechen“, mahnte Habermeyer.
Einige Forschungsprojekte zur Wertschöpfung im Donaumoos geraten ins Stocken
Bei den restlichen Projekten zur Wertschöpfung ist hingegen etwas Sand ins Getriebe geraten. Im Rahmen von „Moor-Mootive“ wird untersucht, inwieweit sich Moorfaserprodukte in der Automobilindustrie einsetzen lassen. Während die Produktion von Faserverbundmatten und Moorfaser-Kunststoffanbauteilen gut lief, fielen die ersten Muster beim Geruchstest durch. Muffig und holzig riechen sie, attestierten die zertifizierten „Test-Nasen“ eines Labors. „Es werden nun mineralische Geruchsmilderer beigemischt und erneut getestet“, so Projektleiterin Anita Walter. Ähnlich verhielt es sich mit den Kunststoffteilen. Auch hier verlief ein Geruchstest negativ, auch sind weitere Tests geplant.
Derweil wurde ein Antrag für eine Projektstelle für einen Moorbodenschutzmanager zunächst zurückgezogen und muss neu eingereicht werden, und die beiden Projekte „Carex-Tex“ und „Moor-Technik“ von den entsprechenden Förderprogrammen abgelehnt. Insbesondere beim Projekt „Moor-Technik“ sorgt das für etwas Ernüchterung. Hierbei geht es um die Entwicklung landwirtschaftlicher Ernte- und Bergetechnik, also Maschinen, mit denen sich Paludi-Kulturen wie das Rohrglanzgras bewirtschaften lassen. Nach neunmonatiger Prüfung wurde es nun von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) abgelehnt. „Lag das nur am Geld, oder wurden noch andere Gründe abgegeben?“, wollte Gerhard Edler, Vorsitzender des Wasserverbands III, von Walter wissen. „Es klang wie eine allgemeine Absage, ich schätze, da sind wir im Vergleich zu den norddeutschen Gebieten, wo diese Förderkulisse ihren Schwerpunkt hat, noch zu klein und unbekannt“, erläuterte sie. Dies sei jedoch kein Grund aufzugeben, vielmehr werde man sich weiterhin bemühen, so viele Fördermöglichkeiten wie möglich auszuschöpfen.
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