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Rehkitzrettung in Neuburg: Jäger retten kleine Rehe mit Drohnen und Infrarotkamera

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Neuburger Jäger werden mit Drohnen zum Lebensretter für kleine Rehe

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    Wolfgang Meyerle trägt ein Rehkitz aus der Wiese vorsichtig in den Wald. Die Drohne mit Infrarotkamera spürt die Jungtiere am frühen Morgen auf.
    Wolfgang Meyerle trägt ein Rehkitz aus der Wiese vorsichtig in den Wald. Die Drohne mit Infrarotkamera spürt die Jungtiere am frühen Morgen auf. Foto: Winfried Rein

    Die Rehkitzrettung hat wieder begonnen. Der Jagdschutzverein Neuburg hat mit seinen Drohnen bereits zwei Dutzend junge Rehlein vor den scharfen Mähmessern gerettet. Der Deutsche Wildtierbund geht dennoch von rund 250.000 Rehen, Hasen und Wiesenvögeln aus, die jedes Jahr bei der Mahd in Deutschland oft jämmerlich ums Leben kommen.

    Sechs Rehkitze sind bei Neuburg von einer Drohne entdeckt worden

    Drohnenpilot Wolfgang Meyerle hat am 1. Mai ab drei Uhr morgens und am folgenden Tag ab sechs Uhr 25 Wiesen in den Revieren Joshofen, Unterstall, Ried, Gietlhausen, Ammerfeld, Trugenhofen und Erlbach abgesucht. „Ich bin platt“, sagt der Neuburger Jäger nach erfolgreicher Suche. Sechs Rehkitze sind mit der Infrarotkamera der Drohne entdeckt und rechtzeitig vor dem Mähen in Sicherheit gebracht worden.

    Die Landwirte haben Silogras gemäht, der Mairegen hat die Mahd vorerst gestoppt. Aber in der zweiten Maihälfte beginnt die klassische Heuernte. Wolfgang Meyerle, der mit seiner Familie bereits zwei verwaiste Kitze aufgezogen hat, kann das Tierleid im Frühjahr nicht mit ansehen. Deshalb hat er zusammen mit dem Rieder Landwirt Alois Sauerer und Jagdpächter Werner Schabenberger die 8000 Euro teure Drohne angeschafft. Damit sucht er Wiesen in Neuburg-Nord ab und beteiligt sich auch an der Drohnen-Gruppe der Neuburger Jägerschaft. Sie rückt bei Bedarf zu Suchaktionen aus.

    Das Rehlein mit weißen Flecken duckt sich ins tiefe Gras und flüchtet nicht vor den nahenden Mähmessern.
    Das Rehlein mit weißen Flecken duckt sich ins tiefe Gras und flüchtet nicht vor den nahenden Mähmessern. Foto: Winfried Rein

    In erster Linie stehen die Landwirte in der Verantwortung dafür zu sorgen, dass von den oft riesigen Kreiselmähern keine Wirbeltiere zerfetzt werden. Dazu verpflichten sie Tierschutz-, Bundesjagd- und Naturschutzgesetze. Mittlerweile gibt es reihenweise Urteile von Amtsgerichten gegen Bauern, die unachtsam Rehkitze „ausgemäht“ haben. Die Richter und Richterinnen verhängten in den meisten Fällen Geldstrafen wegen Vergehens gegen das Tierschutzgesetz. Ein Landwirt aus Nordrhein-Westfalen erhielt 50 Tagessätze zu 20 Euro Geldstrafe, weil er das Mähen nicht angekündigt und prompt zwei Rehkitze tödlich verletzt hatte.

    Landwirte im Kreis Neuburg-Schrobenhausen sollen ihre Mähtermine angeben

    Ungeachtet der verbesserten Technik werden heuer wohl wieder tausende junge Hasen, Wiesenbrüter, Rebhühner und Rehe bundesweit bei der Gras- und Heuernte getötet, das befürchtet der Deutsche Wildtierbund. Das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen appellierte jetzt an die Landwirte, vor dem Wiesenschnitt die Mähtermine anzugeben, um Brachvögel und die Gelege anderer Wiesenbrüter zu sichern. Für späteres Mähen, nach dem 1. oder 15. Juni, gibt es außerdem Fördergelder.

    Das Gesetz verpflichtet die Eigentürmer oder Pächter der Wiesen, rechtzeitig vor dem Mähtermin dem Jagdpächter Bescheid zu geben. Landwirte und Jäger müssten zusammenarbeiten, „aber es sollte klar sein, dass der Landwirt in der Verantwortung steht und wir gerne und jederzeit unterstützend mithelfen“, betont Christine Liepelt, Vorsitzende des Jagdschutzvereins Neuburg, seit Jahren. Eine halbe Stunde vor dem Mähen anzurufen, reiche sicher nicht aus.

    Mit seinen Drohnen hat der Jagdschutzverein Neuburg bereits so manches Kitz geortet und vor dem Mähmesser gerettet. Die Wärmebildkamera in der Drohne braucht eine kühle Umgebung, um die Jungtiere in der Wiese zu entdecken. Die Jäger bringen sie mit Grasbüscheln in den Wald oder an andere sichere Orte. Ganz junge Kitze ducken sich ins Gras und laufen nicht davon, wenn schwere Maschinen heranrattern.

    Früher lag die jährliche Verlustquote im Kreis Neuburg-Schrobenhausen bei etwa 100 Rehkitzen. Drohneneinsatz und erhöhte Aufmerksamkeit haben die Quote und das damit verbundene Tierleid gesenkt.

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