Freitag, 27. Juni 2025, 16 Uhr, Obere Stadt: Es dröhnt drohender Trommelklang, als stürmt eine ganze Armee durch das Nadelöhr in Richtung Donau. Landsknechte, Trommler, Marketenderinnen und Kinder im Tross sind es. Sie haben ein schattiges Plätzchen unter einem riesigen Baum gefunden. Dazu haben die Marketenderinnen ihre Körbe üppig bestückt. Wurst, Käse, Weintrauben, Bier, Wein, Wasser, Schorle und Radler - eine Auftaktbrotzeit, die die Zeit schnell vergehen lässt. „Wir haben 133 Personen rekrutiert“, verrät Thomas Hornauer vom Organisationsteam der Neuburger Woazenbuam, die seit 1979 die Landsknechte beim Neuburger Schloßfest stellen.
Hinter den Landsknechten auf dem Neuburger Schloßfest stehen die Woazenbuam
Der ein Jahr zuvor gegründete Verein zählt rund 70 Mitglieder. „Dass fast doppelt so viele Schloßfestfans bei dem Landsknechtsfähnlein „Paladiner“ mitmachen, unterstreicht die Attraktivität unserer Gruppe“, bekräftigt Woazenbuamchef Horst Bollinger. Etwas verspätet kommt Bewegung in den Festzug. Die Landsknechte reihen sich traditionell hinter dem Neuburger Fanfarenzug ein und marschieren in Richtung Altstadt. Dabei zeigen sie auf der Kreuzung Luitpoldstraße/Oskar-Wittmann-Straße eine Formation aus ihrem Alltagsleben. „Landsknechte, auf zum Igel“ ruft Hauptmann Alexander Strauß. Marketenderinnen und Kinder kommen in die Mitte, darum formieren sich die Landsknechte und strecken ihre Lanzen möglichen Angreifern entgegen.

Der Igel ist die wirksamste Abwehrformation der Landsknechte, er wird in der Luitpldstraße und am Scherlepass wiederholt. Dann stehen die „Paladiner“ am „Aufstieg“ zur Altstadt und gehen zur Angriffsformation „Mauer“ über bis sie das Amtsgerichtsgebäude passiert haben.
Ein Knecht hat die Nachtwache verlassen und sich mit einer Reiterin vergnügt - das wird bestraft
Zu ihrem Lager am Nadelöhr ist es nur noch ein Katzensprung. Dort geht es mit „Stärkung“ weiter. Auf dem Speiseplan stehen Rollbraten mit Kartoffelsalat und Backwaren. Die Landsknechte gehören zu den Reiterspielen, also machen sie sich auf zum Turnierplatz im Marstall und ziehen mit großen Gefolge ein. In ihrem „Marschgepäck“ führen sie im Pranger einen Delinquenten mit. „Eichelfried der Jaucher vom Rindsmaul“ (Tom Walter) hat die Fahne während der Nachtwache verlassen und sich mit einer Reiterin vergnügt. Dazu verlangt Hauptmann Alexander Strauß energisch vom Herold den Richterspruch, die „Gasse.“ Nach heftigem Disput und mit Unterstützung des Publikums blüht dem Missetäter die „Gasse.“ Das bedeutet, er muss durch zustechende Lanzen laufen, der sichere „Tod.“
Das „Weibsvolk“ muss ihn aus der Bahn schaffen und die Landsknechte ziehen weiter zur „Blauen Traube.“ Die Traditionsgaststätte ist erstes Ziel für einen vorher abgesprochenen „Überfall.“ Wirtin Steffi Höck amüsiert sich prächtig über den „Raubzug“ und lässt den „Kriegern“ Getränke reichen. Als Gegenleistung gibt es ein Erinnerungsgeschenk. Dann geht es zurück zum Lager, wo sich das Landsknechtsleben bis weit in die Nacht hinzieht.
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