Für die frühe Stunde, wenn draußen auf dem Festgelände noch wenig vom Trubel zu spüren ist, hatte sich die Neuburger Hofmusik (Leitung Nicola Göbel) etwas Besonderes ausgedacht. Diese Matinee in der Schlosskapelle wurde so etwas wie ein „Best of“ der Renaissance-Musik. Wenn man so will eine Hitparade, wie sie vielleicht vor 500 Jahren im Ottheinrich-Funk gelaufen wäre – hätte es Derartiges seinerzeit schon gegeben und hätte sich der verschwenderische Pfalzgraf einen Privatsender überhaupt noch leisten können.
Die Schlosskapelle war bei der Matinee in Neuburg bis auf den letzten Platz gefüllt
Für das Publikum in der restlos gefüllten Schlosskapelle wurde es ein vergnügliches und musikalisch rundum gelungenes Dreiviertel-Stündchen. Mit immer wieder variierten Instrumental-Besetzungen und auch mit zwei flotten Songs eines Renaissance-Dreig‘sangs hielt die Hofmusik ihre Zuhörer vom ersten Ton bis zum letzten bei bester Laune.
Und es wurde ein sehr breites Spektrum aufgefächert. Von diversen Flöten über Laute, Krummhorn, Gambe, Spinett, Zimbeln, Tambourin und Posaune bis zum Schlagwerk war alles dabei - eine kleine Explosion an Klangfarben. Und veredelt mit den hellen Stimmen der drei Sängerinnen Nicola Göbel, Katrin Mitko und Brigitte Clemens.

Ein paar „Schlager“ seien herausgegriffen. Die Nummer „Bravade“ bot ein fulminantes Flöten-Solo, manchmal so raffiniert, dass man meinen konnte, zwei Blockflöten zu hören, obwohl Nicola Göbel allein spielte. Die Pavane „Oh je m‘en vois“ entfaltete den vollen Sound der alten Instrumente inklusive Trommelwirbel. „Comagain“ von Jakob van Eyck, ein harmonisches, zwischendurch heikles Gesangsstück, entwickelte seinen ganz eigenen Charme. Auf eine ganz andere Art trifft dies auch auf die „Pavane de la guerre“ zu.
Ein besonderer Moment wurde von außen geliefert. Mitten in einem Gesangsstück ertönte die Feuerwehrsirene. Der kalte, rein technisch erzeugte Sirenenton zeigte unfreiwillig, wie viel wärmer, lebendiger der Klang der menschlichen Stimme oder eines alten Instruments uns berührt. Die Sängerinnen ließen sich nicht irritieren, auch wenn die Sirene sekundenlang und ziemlich falsch in eine schöne Harmonie hineinfunkte.
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