Es ist eine Premiere - und was für eine! Seit dem 13. August 2024 ist Nico Lang vom Wittelsbacher Golfclub Profi-Golfer. Ausgerechnet auf der Anlage seines Heimatklubs absolviert der 24-Jährige derzeit bei der Big Green Egg German Challenge sein erstes Profi-Turnier. Der gebürtige Münchner, der in Ingolstadt aufgewachsen ist und seit seinem 18. Lebensjahr regelmäßig in Neuburg-Rohrenfeld an seiner Karriere feilte, verbrachte die zurückliegenden rund fünf Jahre in den USA - vier davon an den Colleges in Wisconsin und Illinois, an denen er Wirtschaftsinformatik studierte und gleichzeitig unter zahlreichen Top-Coaches trainierte.
Wir haben nach der Auftaktrunde (79 Schläge) mit dem sympathischen Lokalmatador gesprochen.
Herr Lang, wie fällt Ihr Fazit nach der ersten Runde aus?
Lang: Es war richtig cool, endlich einmal zu starten, worauf man sein ganzes Leben hingearbeitet hat. Auch wenn es vom Ergebnis her jetzt nicht der Ausgang war, den ich gerne gehabt hätte, war es dennoch eine tolle Sache und Erfahrung, die ich genossen habe.
Es war Ihre erste Runde als Profi-Golfer - und das auch noch in Ihrem Heimatclub! Mal Hand auf‘s Herz: Wie groß war die Nervosität?
Lang: Du beginnst eigentlich schon am Tag zuvor darüber nachzudenken, wie nervös du wohl am ersten Abschlag sein wirst beziehungsweise damit zurechtkommen wirst. Und klar, es war natürlich auch eine gewisse Nervosität dabei - wobei ich sie als positive Nervosität beschreiben würde. Du freust dich einfach riesig auf die Runde sowie die Tatsache, dass Freunde und vor allem auch die Familie, die mich ja bei den Turnieren in den USA nicht wirklich oft begleiten konnten, mit dir auf die Runde gehen. Das war einfach ein großartiges Gefühl.
Als Mitglied des Wittelsbacher Golfclubs kennen Sie den Platz quasi in- und auswendig. Ist das bei einem solchen Turnier ein großer Vorteil?
Lang: Es hilft auf jeden Fall, die Optionen vom Tee besser zu kennen. Auf der anderen Seite ist der Platz hier von seinem Schwierigkeitsgrad her so konzipiert, dass er nicht einfacher wird, auch wenn man ihn schon 100 Mal gespielt hat.
Was macht diesen Platz in Ihren Augen so schwer?
Lang: Nun, die Schüsse vom Tee sind nicht gerade einfach - gerade dann, wenn es so windig wie heute ist! Zudem ist das Rough doch ziemlich hoch, was es schon schwierig macht. Man kann auf diesem Platz nicht irgendwie „herumfaken“, sondern muss schon richtig gutes Golf spielen, um auf ein ordentliches Ergebnis zu kommen.
Sie werden seit 13. August 2024 als Profi geführt. Wann haben Sie eigentlich für sich die Entscheidung getroffen, Ihr Hobby zum Beruf machen zu wollen?
Lang: Als es für mich im Alter von zwölf Jahren etwas ernster mit dem Golfen wurde, war es schon immer mein großer Traum, eines Tages Profi zu werden. Aus diesem Grund habe ich ziemlich früh mein Leben darauf ausgerichtet. So bin ich beispielsweise auf die Sportschule nach Nürnberg gegangen, wo ich mein Abitur in drei statt in zwei Jahren gemacht habe, um eben mehr Zeit fürs Golfen zu haben. Aber auch mein Wechsel in die USA, wo ich mit den besten Coaches gearbeitet und gleichzeitig einen Abschluss gemacht habe, um einen Plan B zu haben, war ein extrem wichtiger Teil davon. Um so glücklicher bin ich nun, dass es tatsächlich geklappt hat.
Kann man sagen, was sich in Ihrem Leben mit der Entscheidung, Profi zu sein, verändert hat?
Lang: Eigentlich alles. Jetzt fängt sozusagen der Ernst des Lebens an (lacht). Im Grunde ist es wie bei einem „normalen“ Job. Du bist plötzlich kein Student mehr und musst dich beispielsweise auf einmal damit beschäftigen, Versicherungen herauszufinden und abzuschließen sowie weitere Dinge des Alltags zu bewerkstelligen. Darüber hinaus ist natürlich auch die Sponsoren-Suche - gerade zu Beginn - das A und O.
Um beim Thema Sponsoren zu bleiben: Ohne diese wäre wahrscheinlich ein solcher Schritt hin zum Profi nahezu unmöglich...
Lang: Ja, absolut! Man darf ja nicht vergessen, dass man nicht gleich ganz oben auf der PGA-Tour beginnt, sondern vielmehr auf kleinen Turnieren starten, bei denen das Preisgeld deutlich geringer ist. Als Profi musst du die ganzen Reisen und Lebenskosten finanzieren, was in der Regel zunächst nur mit Sponsoren möglich ist. Diesbezüglich bilde ich keine Ausnahme und bin daher auch für jede Unterstützung sehr dankbar.
Haben Sie sich denn eine persönliche sportliche Zeitschiene gesetzt, wann Sie wo sein möchten oder sogar müssen?
Lang: Ich habe erst kürzlich mit Florian Fritsch (ehemaliger deutscher Berufsgolfer und Caddy von Nico Lang am Donnerstag) darüber gesprochen, wie viel Zeit man sich geben soll beziehungsweise wie das alles so mit dem Profi-Golfen läuft. Sowohl von ihm als auch von anderen Leuten habe ich den Ratschlag bekommen, mir keine konkrete Timeline nach dem Motto: „Ich gebe mir jetzt ein Jahr - und wenn es nicht läuft, dann höre ich auf“ zu setzen. Damit setzt man sich nur zusätzlich unter Druck. In erster Linie sollte man einfach mal drauf losspielen und schauen, wie es läuft. Nach einer gewissen Zeit muss man sich einfach hinsetzen, eine Bilanz ziehen und dabei dann auch ehrlich mit sich sein.
Sie haben bereits von Ihrem Plan B - dem abgeschlossenen Wirtschaftsinformatik-Studium - gesprochen. Ist es zumindest für den Hinterkopf vorteilhaft beziehungsweise sogar beruhigend, eine solche Gewissheit zu haben?
Lang: Es beruhigt mich, ja! Aber dennoch möchte ich an diesen Plan B eigentlich gar nicht denken, geschweige denn gehen. Wenn du auf dem Golfplatz stehst und daran denkst, wird es nicht gutgehen. Dann verlierst du schlichtweg diesen letzten Biss und Fokus.
Am Freitag starten Sie um 12.55 Uhr an Tee 10 in Ihre zweite Runde. Was haben Sie sich vorgenommen?
Lang: Nach meinem Auftakt muss es eine niedrige Runde für den Cut werden. Mein Ziel ist es, einfach rauszugehen und Schlag für Schlag zu spielen. Das Schöne am Golf ist ja, dass man nicht schon am Tag zuvor sagen kann: Ich mache das genau so oder so. Es geht vielmehr darum, die richtigen Schläge auszuwählen, durchzuziehen und vor allem Spaß zu haben und das Ganze zu genießen.
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