Als erste Donaumoos-Gemeinde hat Weichering ihren Beitritt zur ARGE „Solidarischer Hochwasserschutz“ erklärt. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Gemeinderat am Montagabend einstimmig, nachdem der Landtagsabgeordnete Roland Weigert (Freie Wähler) und sein Büroleiter Thomas Assenbrunner zuvor kräftig die Werbetrommel für eine Mitgliedschaft gerührt hatten. Weigert zeigte sich zuversichtlich, dass am 7. Juli auch Karlskron und am 28. Juli Königsmoos folgen könnten. Karlshuld hatte bereits im März eine entsprechende Absichtserklärung verabschiedet. Dabei ging es lediglich noch um den Mitgliedsbeitrag, der sich bislang auf einen Euro pro Einwohner im Jahr beläuft.
Bürgermeister Thomas Mack macht im Gemeinderat für einen Beitritt Weicherings stark
Vor der Abstimmung hatte sich Bürgermeister Thomas Mack (CSU) für einen Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft stark gemacht, obwohl Weichering wie das Gros der bisherigen Mitgliedsgemeinden nicht an der Paar liegt, sondern an der Ach, die erst in der Nähe von Schrobenhausen in die Paar mündet. „Wir wären aber bei einem Hochwasser sehr wohl betroffen“, versuchte Mack von vorneherein möglichen Bedenken den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das Starkregen-Frühwarnsystem und der sogenannte Digitale Zwilling, ein Analyse-Tool für die Auswertung bisheriger Hochwasser-Ereignisse, brächten große Vorteile für Weichering. Bei der Ach dauere es etwa einen halben Tag, bis das Wasser von Pöttmes kommend in der Gemeinde am östlichen Rand des Landkreises angelangt sei.
Roland Weigert und Thomas Assenbrunner engagieren sich seit etwa einem Jahr für den Hochwasserschutz in der Region. Nach dem Willen des früheren Landrates sollen noch mehr Gemeinden und Städte dem Ruf in die Arbeitsgemeinschaft folgen. Unter Federführung von Weigert und dem Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner (Freie Wähler) sind bislang Schrobenhausen, Baar-Ebenhausen, Reichertshofen, Manching, Hohenwart, Gachenbach, Aresing, Waidhofen und Berg im Gau sowie die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen mit im Boot, dazu noch seine Landtagskollegen Karl Straub und Christian Moser (beide CSU).
„Wir wollen nicht, dass die berühmte Hochwasser-Demenz einsetzt und es nach einigen Monaten wieder heißen könnte: So schlimm war es doch gar nicht.“ Mit diesen markigen Worten umschrieb Assenbrunner einen der Hauptbeweggründe für die sukzessive Ausweitung der Allianz. Das gemeinsame Engagement stärke die Widerstandsfähigkeit der Region vor Extremereignissen wie Hochwasser, Starkregen und Trockenperioden. Zunächst sei es das Ziel gewesen, die Anrainerkommunen der Paar von der Quelle in Kaltenberg bis zur Mündung in die Donau in Vohburg bezirksübergreifend zu vernetzen. Es ging darum, mithilfe moderner Technologien wie Künstliche Intelligenz sowie einem kooperativen, unbürokratischen Ansatz vor unerwarteten Ereignissen wie dem Hochwasser im Juni 2024 gewappnet zu sein. Dabei nannte Assenbrunner, der nach Aussage von Roland Weigert „90 Prozent seiner Arbeitszeit für die ARGE aufbringt“, eindrucksvolle Zahlen: Sollte auch das Donaumoos der Solidargemeinschaft beitreten, würde diese dann eine Fläche von 1500 Quadratkilometern mit 250.000 Einwohnern abdecken – mehr als die Hälfte des Saarlands oder zweieinhalbmal so groß wie der Bodensee. Man könne sich auch eine Ausweitung des Gebietes auf andere, vom Hochwasser bedrohten Regionen vorstellen, betonte Assenbrunner.
Ziel der Arge ist ein intelligentes Hochwasser- und Starkregenrisikomanagement
Herzstück der ARGE ist die Entwicklung eines „Digitalen Zwillings“ für ein intelligentes Hochwasser- und Starkregenrisikomanagement. Dabei geht es um ein virtuelles Abbild der realen Welt, das mit aktuellen Daten gefüttert wird und präzise Prognosen, schnellere Warnungen und eine bessere Planung von geeigneten Retentionsflächen liefern soll – auch für Weichering. Dafür haben die Landtagsfraktionen von CSU und Freien Wähler bereits 890.000 Euro zur Verfügung gestellt. Ferner will die Geschäftsstelle ihre Mitglieder bei Förderanträgen, baulichen Maßnahmen sowie der Ermittlung der Verfügbarkeit von Flächen entlang der Paar oder anderer Flüsse sowie bei der Kommunikation unterstützen.
„So etwas hilft enorm“, betonte Roland Weigert. „Das hat es vor zehn Jahren noch nicht gegeben.“ Gemeinderat Georg Niedermeier (DGW) blieb dennoch zunächst skeptisch. Wegen seiner Erfahrungen mit dem Jahrhunderthochwasser 1999 brachte der Kommunalpolitiker vor allem die leidige Frage der Entschädigungen zur Sprache. Um schließlich zu schlussfolgern: „Der Starkregen wird für Weichering sowieso überbewertet.“ Nachdem Roland Weigert ihm geantwortet hatte, dass man derartige Prognosen eben nur mit den Simulationen des Digitalen Zwillings seriös treffen könne, stimmte auch Niedermeier wie seine anderen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat dem Beitritt zu.
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