Es sind in erster Linie Geldnöte, deretwegen Klientinnen und Klienten die Caritas-Sozialberatung im Bistum Eichstätt aufsuchen. Das hat eine Stichtagserhebung ergeben. Fast die Hälfte der 74 Ratsuchenden an den sieben Caritas-Kreisstellen in der Diözese gab an diesem Tag an, finanzielle Schwierigkeiten zu haben. „Zu uns kommen mehrere hilfesuchende Menschen, die aus ihrem Existenzminimum – also von ihrem Bürgergeld – Raten an Gläubiger zahlen“, berichtet Bernhard Gruber. Er ist Sozialberater bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt und Sprecher für die Allgemeine Sozialberatung der Caritas in der Diözese Eichstätt.
Fast 60 Prozent der an der Studie Beteiligten bekamen Bürgergeld. Einige stocken damit auch ihren Lohn auf, weil sie in Billigjobs, beispielsweise im Sicherheitsbereich, arbeiten. Finanzielle Probleme können laut Gruber aber auch entstehen, wenn die Bearbeitung von Anträgen sehr lange dauert: „Dann kann so mancher vorübergehend seine Miete nicht zahlen.“ Aber auch falsche Bescheide könnten zu einer finanziellen Misere führen. Genauso wie eine Wohnung, die als nicht angemessen gilt.
Klienten bei der Sozialberatung der Caritas Eichstätt haben Probleme mit der Digitalisierung
Viele der Ratsuchenden haben Sprachprobleme, rund ein Drittel hadert mit der Digitalisierung von Leistungen und Institutionen. „Unsere Klientinnen und Klienten haben zum Teil keine eigene E-Mail-Adresse oder keinen Computer. Und viele kommen mit den von den Behörden gewünschten Online-Anträgen nicht zurecht“, erfährt der Caritas-Sozialberater.
Bei knapp der Häfte aller Ratsuchenden handelte es sich um Männer - eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. „Es kommen immer mehr alleinstehende Männer, die nach einer Trennung wohnungslos sind und meistens abwechselnd bei verschiedenen Bekannten übernachten. Sie haben bei uns eine Erreichbarkeitsadresse für die Post der Behörden. Zudem suchen uns ältere Herren auf, bei denen bisher die verstorbene Frau alles erledigt hatte.“
Gerade Senioren litten oft auch unter Einsamkeit. „Für sie brauchten wir eine aufsuchende Seniorenarbeit, für die aber natürlich Gelder bereitgestellt werden müssen“, fordert der Caritas-Sozialberater. Über ein Viertel der Befragten bei der Stichtagserhebung hatte keinen Bildungsabschluss.
Bislang wird die Sozialberatung der Caritas Eichstätt aus Eigenmitteln finanziert
Ein typischer Fall bei der Allgemeinen Sozialberatung der Caritas ist ihrem Sprecher zufolge eine alleinerziehende Frau mit zwei minderjährigen Kindern, die in Vollzeit arbeitet. Ihr Mann, der sich ins Ausland abgesetzt hat, zahlt keinen Unterhalt und kümmert sich auch sonst nicht um die Familie. Was er hinterlassen hat, sind Schulden. Mit dieser Frau bearbeitet Gruber derzeit unterschiedliche Anliegen: Er hilft ihr, das Existenzminimum zu sichern, außerdem verschafft er sich einen Überblick über ihre Schulden. Gruber unterstützt sie auch bei der Suche nach einer Schule für ein behindertes Kind. Und nicht zuletzt will er der psychisch stark belasteten Frau ein Stück Sicherheit vermitteln. „Bei der Caritas geht es uns immer um eine ganzheitliche Beratung“, betont Bernhard Gruber.
Die Allgemeine Sozialberatung der Caritas wird bisher aus Eigenmitteln wie Kirchensteuern und Spenden finanziert. Gruber fordert im Namen des Caritasverbands Eichstätt, dass dieser Dienst zusätzlich eine einheitliche und langfristig gesicherte Förderung durch die Kommunen bekommt. „Schließlich erleichtern wir die Arbeit der Kommunen erheblich, indem wir mit Betroffenen Anträge ausfüllen und Dokumente für sie einholen.“ Insofern sei die Allgemeine Sozialberatung der Caritas auch ein „Wegweiser durch den Behördendschungel“, erklärt der Caritassprecher.
Allgemeine Sozialberatung leisten im Bistum Eichstätt unter anderem die Caritas-Kreisstellen in Eichstätt und Ingolstadt. Außenstellen gibt es beispielsweise in Kösching oder Wemding. (AZ)
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