Jung geblieben und doch schon 200 Jahre alt: Die Nördlinger Chorgemeinschaft darf in diesem Jahr ihr 200-jähriges Bestehen feiern. Das Besondere: Damit ist der Chor einer der ältesten Süddeutschlands. Wie alles angefangen hat.
Ende November 1825 fassten einige Nördlinger Bürger den Plan, eine Gesellschaft zum Zweck musikalischer Abendunterhaltungen zum geselligen Vergnügen und zur Beförderung der musikalischen Bildung zu gründen“, heißt es im 28. Jahrbuch des Historischen Vereins für Nördlingen und das Ries in einem von Friedhelm Brusniak verfassten Beitrag. Mit dabei: Der „junge, agile, musikalisch interessierte und sängerisch begabte Stadtkantor und Musikdirektor Friedrich Buck“, heißt es weiter.
Männerstimmen sind in der Nördlinger Chorgemeinschaft Mangelware
„Mit Vergnügen“, wie es weiter heißt, hatten vier Beamte und Angestellte, drei Lehrer, der Stadtkantor und zwei Stadtmusiker sowie elf Händler, Kaufleute und Handwerker, darunter drei Magistratsräte, das Einladungsrundschreiben, das älteste Dokument des Vereins, unterschrieben. Gegründet wurde der Chor damals als reiner Männerchor, was er auch fast die Hälfte seiner Zeit geblieben ist, wie Kurt Moll, der den Chor zusammen mit seiner Frau Elke heute leitet, erzählt. Das hat sich bis heute sehr stark gewandelt. „Heute sind Männer im Chor eher Mangelware“, sagt Elke Moll lachend. Mit „Leihmännern“, wie etwa zwei Studenten aus Dinkelsbühl, die nur zu Auftritten kommen, bekomme man den „Männermangel“ aber meist gut gelöst.
Das Repertoire des Chores ist breit gefächert. „Wir versuchen die Brücke zu schlagen, zwischen Traditionellem und Modernem, versuchen von allem ein bisschen was zu bieten“, sagt Elke Moll. So gebe es auch immer wieder Projekte zusammen mit Ensembles der Musikschule.
Gründungsverein organisierte verschiedene Veranstaltungen in Nördlingen
Auch die Gründungsväter und ihre direkten Nachfahren haben sich damals um Veranstaltungen verschiedenster Art gekümmert. So repräsentierte der Musikverein um 1875 einen wesentlichen Teil des geselligen Lebens in Nördlingen, heißt es im Jahrbuch-Artikel. Neben Konzerten „schlinge man einen Kranz von geselligen Freuden mannigfacher Art, für jede Jahreszeit etwas: zur Winterszeit Bälle, zur Sommerszeit Kellerfest oder Waldpartien“, heißt es weiter.
Auch heute nimmt neben dem Singen das Beisammensein einen wichtigen Teil im Vereinsleben ein. „Wie unser Name ja schon ausdrückt, sind wir eine Gemeinschaft, sitzen nach dem Singen zum Beispiel noch beisammen“, erzählt Elke Moll. Auch mit Konzertplanung, einem Ausflug, der Weihnachtsfeier oder einem Sommerfest habe man einiges zu tun. Durch Elke Molls Affinität zu Australien und ihre Kontakte in Nördlingens Partnerstadt Wagga Wagga habe man schon Sänger aus Australien und Neuseeland kennengelernt und etwa zusammen mit einem neuseeländischen Männerchor in St. Georg gesungen. Elke und Kurt Moll leiten die Chorgemeinschaft seit 2012, Vorsitzende des Vereins ist Hannelore Stark. Knapp 50 Sängerinnen und Sänger sind aktuell dabei.
Vielfältiges Programm im Jubiläumsjahr der Chorgemeinschaft Nördlingen
Für das jetzt anstehende Jubiläumsjahr hat man sich einiges einfallen lassen. Am Samstag, 25. Januar, wird eine kostenlose Stimmbildung im Klösterle für Menschen jeden Alters angeboten, die gerne singen und einige Tipps und Hilfen für ihre Stimme bekommen wollen. Mitmachen kann jeder, vom Chormitglied über Feierabendsängerinnnen oder einfach, wer gerne Musik macht. Auch einen offiziellen Festakt soll es geben. Dieser findet am Samstag, 10. Mai, im Ochsenzwinger statt. Andrea Kugler, Leiterin des Nördlinger Stadtmuseums, gibt einen historischen Abriss über die Chorgeschichte, und neben einigen Grußworten von Stadt und Verband begleitet die Chorgemeinschaft die Geschichte mit passenden Liedern.
Ein Chorfest am Samstag, 12. Juli, mit Gästen aus München, Olmütz, Mönchsdeggingen, Mitgliedern der Knabenkapelle und natürlich der Chorgemeinschaft in St. Georg stellt den Höhepunkt im Jubeljahr dar. Und auch beim Stadtmauerfest wird die Chorgemeinschaft zu sehen und zu hören sein, mit einem Brauchtumswagen und beim traditionellen Singen mit alter Musik im Bergertor. Alle Liebhaber von Kunstlied, Oper und Operette kommen beim Liederabend „Dein ist mein Herz“ am 11. Oktober mit Bariton Manuel Kundinger und seinem Pianisten Stéfane Bölinger im Genosaal der Raiffeisenbank auf ihre Kosten. Karten dazu gibt es an der Abendkasse. Den Abschluss aller Feierlichkeiten bildet das Adventskonzert „Nun singet und seid froh“ mit der Chorgemeinschaft in St. Georg, wie immer am dritten Adventssonntag. Darüber hinaus werden die 200 Jahre Chorgeschichte auf Stellwänden in der Stadtbücherei und beim Festakt im Ochsenzwinger zu sehen sein. Der Flyer zum 200-jährigen Jubiläum liegt an den bekannten Stellen aus.
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