Die neue Vorsitzende der bayerischen Grünen, Eva Lettenbauer, hat im gut besuchten Crater Café in Nördlingen über die Klimakrise, deren regionale Auswirkung und mögliche Gegenmaßnahmen diskutiert. Auf dem Podium saßen für die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future Jan Sailer und Jakob Schneider. Die Seite der Wissenschaft vertrat Professor Karl-Friedrich Wetzel von der Universität Augsburg. Zudem diskutierte der OB-Kandidat der Grünen, Wolfgang Goschenhofer, mit.
Wetzel machte am Beispiel des Wasserhaushalts deutlich, dass es vielschichtiger Betrachtungen bedarf, um den Klimawandel zu erfassen. Indikatoren für Veränderungen sah er in den Rückgängen der Alpengletscher, denen winterliche Rekordschneehöhen gegenüberstehen. Doch diese Phänomene seien kein Widerspruch, sondern verwiesen beide auf den Wandel des Klimas. Goschenhofer antwortete auf die Frage, was politisch in Nördlingen für Klimaschutz machbar sei, dass er sich für ein eigenes Umweltamt einsetze, das alle städtischen Entscheidungen auf Umwelt- und Naturverträglichkeit prüfen soll.
In der nächsten Diskussionsrunde ging es um den Sonderbericht des Weltklimarats zum 1,5-Grad-Ziel. Um dieses zu erreichen, müsste der weltweite Kohlendioxidausstoß nach 2020 deutlich absinken und bis 2050 die Treibhausgasneutralität erreicht sein. Die beiden Aktivisten von Fridays for Future waren sich einig in ihrer Befürchtung, dass die Brisanz der fortschreitenden Erderwärmung bei vielen Menschen noch nicht angekommen sei. Lettenbauer fragte deshalb den Wissenschaftler nach den Eingriffsmöglichkeiten in den drei Bereichen Strom- und Energiegewinnung, Mobilität versus CO2 und Landwirtschaft. Er sah die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Umbaus, für den die Politik zuständig sei, um die Grundlagen der Mobilität, wie auch die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft zu ändern. Dazu komme die Dezentralisierung der Energieversorgung und die Klärung der Recycling-Frage. Dass gerade im ländlichen Raum die individuelle Mobilität eine große Rolle spielt, da der öffentliche Personennahverkehr ÖPNV schlecht ausgebaut ist, wurde an mehreren Beispielen erörtert.
Bei der Diskussion mit dem Publikum ging es um die Entwicklungen von Energie-Speichertechnik und deren Problematik am Beispiel von Batterien und Wasserkraftwerken. Ein weiteres Thema war die bayerische 10-H-Regel (Abstandsregel) für Windkraftwerke. Zum Schluss wurde noch die Frage der Wasserversorgung im Landkreis angesprochen. Dazu erklärte Wetzel, dass die Grundwasserneubildung im Winterhalbjahr geschehe und deren Umfang dann den Ausschlag gebe, um einer Grundwasserdürre vorzubeugen. Diese könnte auch für die Landwirtschaft im Ries problematisch werden. Auf Nachfragen sprach er sich eindeutig gegen eine Tiefenbohrung in den seit zehntausend Jahren im Boden liegenden Wasserkörper aus, da es für die Menschheit katastrophal wäre, wenn dieses reine Wasser durch Bohrungen kontaminiert würde. Goschenhofer ergänzte, dass die Frage der Wasserversorgung auch auf Nördlingen zukomme.
Lettenbauer forderte ein Klimagesetz mit regelmäßigem Monitoring, damit sichergestellt werden kann, dass die Klimaziele erreicht werden.