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Bahnstrecke Donauwörth - Nördlingen: Güterverkehr vor schweren Einschränkungen

Landkreis Donau-Ries

Ab dem frühen Abend ist die Zugstrecke dicht: Güterverkehr vor großem Problem

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    Die Firma Märker in Harburg nutzt für den Transport von Klinker die Schiene und wäre damit von Einschränkungen auf der Straße zwischen Donauwörth und Nörldingen betroffen.
    Die Firma Märker in Harburg nutzt für den Transport von Klinker die Schiene und wäre damit von Einschränkungen auf der Straße zwischen Donauwörth und Nörldingen betroffen. Foto: Wolfgang Widemann (Archivbild)

    Nach 17.45 Uhr wird ab dem 2. April kein Zug mehr durch den Möttinger Bahnhof fahren können - so ist der aktuelle Stand für Reisende auf der Bahnstrecke zwischen Nördlingen und Donauwörth. Für die Bayernbahn, ein privates Eisenbahnverkehrsunternehmen mit Sitz in Nördlingen, soll das Zeitfenster jedoch noch enger sein, wie Geschäftsführer Patrick Zeitlmann unserer Redaktion sagt. Er hofft noch auf "konstruktive Möglichkeiten zur Problemlösung". Denn für sein Unternehmen, das für andere Firmen Güter transportiert, könnte es um die Existenz gehen.

    Denn nicht nur die Züge von Go-Ahead dürfen nicht fahren, wenn die Stellwerke nicht besetzt sind, auch die Züge der Bayernbahn nicht. Der Geschäftsführer konnte es nicht fassen, als er von den Plänen zum ersten Mal hörte: "Ich habe gedacht, das kann nicht sein. Nachdem wir in den letzten Jahren so betroffen waren, gibt es jetzt die nächste Katastrophe für den Schienenverkehr in der Region, egal ob Güter- oder Schienenverkehr." Denn Zeitlmann betont, dass man sich in den vergangenen Jahren sehr bemüht habe, Unternehmen zurück auf die Schiene zu holen, sodass man nun einen guten Kundenstamm habe.

    Zu wenige Stellwerksleiter auf der Riesbahn sind ein Problem für Güterzüge

    Er erklärt, dass man auch nicht einfach die Züge zu anderen Zeiten fahren lassen kann: "Das Verkehrskonzept, das wir im Güterverkehr haben, ist, dass Züge in der Früh und am Abend gebracht werden und den Tag über be- und entladen werden." In dieser Zeit könnten die Lokführer schlafen und ihre vorgegebenen Pausen einhalten. Abends, meist zwischen 17 und 20 Uhr, würden die Züge wieder bereitgestellt und könnten abfahren. Schon jetzt sei der Schienenverkehr vielfältig, es gebe wenige verfügbare Gleise, dafür nun neue Probleme: Züge, die abfahren müssten, könnten mit den neuen Zeiten nicht wegfahren und entsprechend auch andere Züge nicht in den Bahnhof einfahren.

    Nach seinen Informationen ist ein Güterverkehr in Anbetracht der sonstigen fahrenden Züge nur zwischen 6.50 Uhr und 16.37 Uhr möglich. Die Bahn teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass Güterverkehr zwischen 6 und 18 Uhr möglich sei und von den Schienengüterverkehrsunternehmen auf dem gewohnten Weg bestellt werden könne.

    Märker wollte eigentlich mehr Güter mit Zügen transportieren

    Unabhängig von den genauen Details sind die eingeschränkten Zeiten ein großes Problem für die Bayernbahn: Es gibt keine Alternative, sagt Zeitlmann. In anderen Bereichen könnten sich Firmen nach einem neuen Lieferanten umschauen, wenn sie mit der Qualität unzufrieden sind: "Wir als Bayernbahn können keine andere Bahninfrastruktur suchen." Welcher Schaden dem Unternehmen genau entsteht, kann der Geschäftsführer nicht exakt sagen, doch jeder Zug, der nicht fahre, bedeute einen höheren vierstelligen Betrag, der fehle. Der Geschäftsführer fürchtet auch, dass nun Unternehmen verprellt würden, die vielleicht auf Lkw umsteigen.

    Den Umstieg auf die Straße stellt die Firma Märker in Harburg auf Anfrage unserer Redaktion in den Raum: Alternative sei ganz klar der Lkw-Transport. Aktuell transportiere man auf der Schiene Klinker, ein Vorprodukt zur Zementherstellung, in das Zweitwerk nach Lauffen nahe Heilbronn. Es handelt sich laut Unternehmensangaben um 150.000 bis 200.000 Tonnen pro Jahr, man plane eigentlich sogar weitere Anlieferungen auf die Schiene zu bekommen, um COzu sparen. Auch wenn die Folgen noch nicht vollständig absehbar sind, teilt Märker mit: "Auf jeden Fall wird es zu Einschränkungen bei der Verladezeit kommen und damit kann weniger Menge transportiert werden. Die Konsequenzen wären mehr Umläufe, höhere Belastung und höhere Kosten." 

    Vorermittlungsverfahren bei Bundesnetzagentur eingeleitet

    Zeitlmann sagt, er sei überzeugt, dass es Mittel und Wege gebe, die Einschränkung abzuwenden. Wenn der ganze Güterverkehr auf die Straße verlagert werde, sei das für eine Firma wie die Bayernbahn existenzgefährdend. Möglicherweise werde die Bayernbahn auch rechtliche Schritte einleiten, so der Geschäftsführer. Ein Vorermittlungsverfahren sei bei der Bundesnetzagentur bereits eingeleitet. Das bestätigt ein Sprecher der Bundesnetzagentur auf Anfrage. Ziel sei es zunächst, weitere Informationen zu der Einschränkung zu bekommen. 

    Außerdem teilt der Sprecher weiter mit: "Zudem ist die DB Infrago AG neben der Beantwortung entsprechender Fragen zur Abgabe einer Stellungnahme aufgefordert worden. Hierdurch soll abgeklärt werden, ob Einschränkungen der Streckenöffnungszeiten rechtskonform erfolgen und insbesondere Vorgaben des Eisenbahnregulierungsrechts sowie Regelungen der Nutzungsbedingungen der DB Infrago eingehalten werden beziehungsweise ob Nutzungsbedingungen der DB Infrago entsprechend der Reduzierung der Streckenöffnungszeiten angepasst werden müssen." Es soll also geprüft werden, ob die Einschränkung rechtlich so haltbar ist. Bis zum 1. März sollte der Bahnkonzern eine Stellungnahme bei der Bundesnetzagentur abgeben.

    Wenn dabei herauskomme, dass gegenüber der DB Infrago "eisenbahnregulatorische Maßnahmen" zu ergreifen seien, werde eine Kammer der Bundesnetzagentur entscheiden, ob weitere Verfahren eingeleitet werden. Auch ein Prüfverfahren über eine Anpassung der Streckenöffnungszeiten könne in Betracht kommen.

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