Als sich vor 500 Jahren die Bauern - aber auch einfache Bürger und Handwerker – gegen die Obrigkeit und das ungerechte Feudalsystem auflehnten, waren praktisch aus allen Rieser Dörfern Leute mit beteiligt. Beim Deininger Haufen, der sich im März gebildet hatte, war ein gewisser Endres Stöcklin aus Ehringen als einer der 24 Räte dabei und verhandelte mit den Vertretern des Schwäbischen Bundes. Aus seinem Dorf hatten sich insgesamt 32 Bauern nach Deiningen aufgemacht.
Bekanntermaßen hatten sich die meisten der über 3.000 Bauern von Deiningen dann am 12. April wieder friedlich nach Hause begeben. Ende April kam es dann zu weiteren Unruhen und im Kloster Mönchsroth kam es zu Plünderungen und Gewalttaten. Es folgten Übergriffe auf das Kloster in Maihingen, die Niederlassung des Deutschen Ordens in Oettingen und schließlich am 6. Mai die Plünderung des Klosters Auhausen. Von dort aus zog eine Gruppe mit 8.000 Bauern weiter, um das Kloster Heidenheim auf dem Hahnenkamm heimzusuchen. Unter den Aufständischen befanden sich auch Oettinger Bürger und etliche Frauen, so eine „Els von Maihingen“ als Anführerin. Diese hatte sogar ein eigenes Fähnlein. Am Nachmittag des 7. Mai 1525 wurden die Bauern bei Ostheim von einer kleinen, rund 700-köpfigen markgräflichen Truppe gestellt und in den Kampf verwickelt. Trotz der hohen Überzahl wurden die Rebellen in einer blutigen Schlacht geschlagen. Die markgräflichen Soldaten waren gut ausgerüstet, hatten eine gründliche militärische Ausbildung und standen unter dem Befehl von taktisch geschulten Befehlshabern, während den Aufständischen oftmals nur einfache Hieb- und Stichwaffen zur Verfügung standen.
Bauernkrieg: Schlacht bei Ostheim war nach wenigen Stunden entschieden
In der komplizierten Handhabung der Schusswaffen waren die Bauern nicht geübt und Kriegstaktik war den meisten unbekannt. So war nach wenigen Stunden die Schlacht bei Ostheim entschieden. Zuerst hatten die Bauern noch eine Wagenburg gebildet, hatten sich dann aber in das Dorf zurückgezogen, bevor dieses von den Soldaten in Brand geschossen wurde. Rund 400 Aufständische waren schließlich bei den Kampfhandlungen gefallen, während aufseiten der markgräflichen Soldaten lediglich drei Tote zu beklagen waren. Viele Bauern flüchteten und etwa 600 von ihnen machten sich in Richtung Ellwangen auf, wo ein weiterer Bauernhaufen aktiv war. Der Rest der Aufrührer ergab sich schließlich bedingungslos. Etwa 3.000 Bauern wurden gefangen genommen. Ihnen wurden die Waffen abgenommen und sie wurden in Straflisten eingetragen. Der Ansbacher Markgraf als Befehlshaber der siegreichen Truppen hatte das Recht, noch Jahre später von den Aufständischen Entschädigungen in Form von Geldzahlungen zu fordern. So liegt in den Archiven eine Liste mit 500 Namen vor.
Darunter findet sich auch ein gewisser Lutz Wiedemann, der zusammen mit elf weiteren Ehringer Bauern bei Ostheim gefangen worden war. Über ihn wissen wir sehr gut Bescheid. Wiedemann besaß seit 1518 einen stattlichen Bauernhof in Ehringen, der zum Hospital Nördlingen gehörig und über Generationen im Familienbesitz war. Zu dem Bauernhof im Weiherweg 4 gehörten rund 30 Hektar Felder. Seine Frau war Leibeigene der Grafen von Oettingen und hatte drei Kinder. Lutz Wiedemann wurde Jahre später während der Nördlinger Pfingstmesse 1539 am Kaiserwies-Steg von Landgraf Johann von Leuchtenberg erschossen, weil er vor diesem den Hut nicht gezogen hatte.
Lutz Wiedemann überlebte Schlacht im Bauernkrieg

Der Bauernhof in Ehringen ging im gleichen Jahr an den Sohn Alexander Wiedemann über. Danach folgte ein Sohn, der ebenfalls den Namen Lutz Wiedemann trug. Sein Grabdenkmal aus dem Jahr 1619 befindet sich noch heute in der Ehringer Kirche. Darauf ist der Verstorbene mit seinen drei Ehefrauen und der Kinderschar zu sehen. Viele Rieser können ihren Stammbaum auf diese Familie zurückführen. Zur Erinnerung an die Bauernaufstände findet derzeit ein umfangreiches Programm im Ries statt. Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungen gibt es unter www.rieser-kulturtage.de/programm.
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