In einem stillgelegten Steinbruch im Südries bei Aufhausen, irgendwo zwischen Feldwegen und Wiesen, haben sich am Freitagvormittag etwa fünfzehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwischen den Felsen versammelt. Aus ihrem Auto packen sie schwere Kisten, Kabel und Stative - und eine Gerätschaft mit mehreren Kameralinsen, die ein wenig an ein Insekt erinnert. „Sieht aus wie ein Lebewesen, wie etwas, dem man einen Namen geben möchte“, scherzt Dr. Livio Leonardo Tornabene von der University of Western Ontario in Kanada.
Schon die ganze Woche ist Tornabene mit seinem Team im Ries unterwegs, ebenso eine Forschergruppe der NASA. Bei ihrer Arbeit werden die Wissenschaftler von einer australischen Regisseurin begleitet, die einen Dokumentarfilm über Asteroideneinschläge dreht. Mehrere Orte im Ries haben die Forscher in den vergangenen Tagen erkundet. Auch im Steinbruch der Firma Schwenk Zement, in dem früher Suevit abgebaut wurde, wollen die Wissenschaftler Gesteine untersuchen. Als Ansprechpartner stehen ihnen Mitarbeiter des Unesco Global Geopark Ries zur Seite, die den Besuch der Forscher koordiniert haben.
Das Ries ähnelt dem Mars
Beide Forschergruppen hoffen, durch die Erkundung des Ries Erkenntnisse über den Mars zu gewinnen. Das Gerät mit den vielen Linsen, das Tornabenes Team dabei hat, ist der Prototyp einer Kamera, die 2028 mit einem Mars-Rover ins All fliegen soll. Die Kamera hat eine sehr hohe Auflösung und kann Panorama-Aufnahmen machen, erklärt Tornabene. Damit sollen Bilder von der Oberfläche des Mars aufgenommen werden. Und warum kommen die Forscher mit ihrem Prototyp ausgerechnet ins Ries? Die Geografie in der Region ähnele vielen der zahlreichen Krater, die auf der Marsoberfläche verstreut sind, erklärt Tornabene. Hier können sie das Gerät also in einer passenden Umgebung testen. „Das Ries ist perfekt“, sagt Tornabene begeistert. Es sei auf der ganzen Welt bei Wissenschaftlern bekannt, weil der Krater so gut erhalten ist.

Auch Dr. Naoma McCall vom NASA Goddard Space Flight Center in den USA erforscht die Felsen im Ries, um anhand der Gesteine Erkenntnisse über den Mars zu gewinnen. Konkret können sie und ihre Mitarbeiter im Rieskrater untersuchen, wie sich Felsen nach einem Asteroideneinschlag geformt haben, erklärt die Wissenschaftlerin. Gesteine seien deshalb so interessant, weil sie Aufschluss darüber geben, welches Klima früher auf einem Planeten geherrscht hat, ergänzt ihr Mitarbeiter Zach Morse.
Darum wird es im Dokumentarfilm gehen
Während die Wissenschaftler weiter ihre Ausrüstung aufbauen und auf den Rand des Steinbruchs klettern, folgen ihnen eine Drohne und Männer mit Kameras. Dabei handelt es sich um das Filmteam von Ruth Berry. Die Australierin dreht einen Dokumentarfilm über Asteroideneinschläge. Dafür war sie zuvor schon in den USA, Frankreich und Südafrika unterwegs, das Ries ist wahrscheinlich der letzte Drehort, bevor der Film fertig wird. „Das Ries ist einer der einzigartigsten Krater“, sagt Berry. Deshalb wollte sie unbedingt die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit im Krater begleiten. In ihrem Film soll es darum gehen, ob Asteroideneinschläge an der Entstehung des Lebens beteiligt waren. Wann der Film fertig sein wird, kann Berry noch nicht genau sagen, dieses Jahr wohl aber nicht mehr. Doch wenn es so weit ist, wird die Dokumentation bei Arte gezeigt.

Nur noch bis Ende der Woche haben die Forscher Zeit, den Rieskrater zu erkunden, bevor sie wieder abreisen. Doch Naoma McCall von der NASA beteuert: Sie wolle möglichst bald wieder kommen, um weiter zu forschen.
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