„Landfrauen machen Schule“ - so heißt ein Projekt, das von den Landfrauen des Bayerischen Bauernverbands bereits 2002 ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, dass Kinder „mit allen Sinnen regionale Landwirtschaft und gesunde Ernährung mit heimischen Lebensmitteln entdecken“, so der Bayerische Bauernverband. Rund 5000 Kinder haben jährlich die Möglichkeit, durch Gespräche mit der jeweiligen Ernährungsfachfrau und einem Besuch auf unterschiedlichen Bauernhöfen dem Ursprung ihrer Pausenbrote auf den Grund zu gehen.
Rita Jank-Großhauser, die mit ihrem Mann, Konrad Großhauser, den Kreuzhof in Hainsfarth betreibt, sieht das Projekt als äußerst notwendig. „Es ist nicht mehr so wie früher, wo man auf dem Dorf aufgewachsen ist und jeder zweite Hof Milchvieh hatte“, so Rita Jank-Großhauser. Wenn die Bildung zur Entstehung von Lebensmitteln zu Hause ausbleibe, müsse dies die Schule übernehmen, schildert sie. Dem stimmt auch Birgit Ammesdörfer, die Lehrerin der dritten und vierten Klasse der Grundschule Hainsfarth zu. „Die Kinder müssen sensibilisiert werden, wo die Nahrung herkommt. Sie sollen die Nahrung bis zu den Wurzeln zurückverfolgen können“. Ammesdörfer und ihre Kollegin Marlene Sporer vermuten, dass „viele Eltern einfach nicht die Zeit haben, mit ihren Kindern auf dem Markt einkaufen zu gehen oder frisch zu kochen“. Um diese Defizite zumindest zum Teil auszugleichen, sei das Projekt „Landfrauen machen Schule“ ein geeigneter Ansatz.
Hainsfarth: Schüler können Theorie in die Praxis umsetzen
Im Laufe der Führung über den Hof werden Fragen wie „Wie trinkt ein Huhn eigentlich?“, „Wie viel frisst ein Mastbulle am Tag?“ oder „Wie entsteht Getreide?“ geklärt. Zudem können die Schüler und Schülerinnen mit den Tieren interagieren und das Tierfutter probieren. Die Kinder sind sichtlich begeistert und interessiert von der Möglichkeit, den Inhalt des Schulbuchs auch in der Praxis erleben zu dürfen. „Ich find‘s total schön hier, weil der Bauernhof echt spannend ist und man was Neues lernen kann“, schwärmt ein Mädchen der dritten Klasse der Hainsfarther Grundschule. Ein anderer Schüler erzählt ganz stolz, dass er schon immer mal sehen wollte, „wie die Eier in die Packung kommen“ und jetzt habe er es endlich erklärt bekommen.
Konrad Großhauer führt die insgesamt 44 Kinder gemeinsam mit seinem Sohn, dem Betriebsnachfolger Phillip Großhauser, über den familienbetriebenen Kreuzhof. Bereits seit 1978 liegt der Schwerpunkt unter anderem auf der Bullenmast. Inzwischen zählt der Betrieb 230 Mastbullen, die sie vom 90 Kilogramm schweren Kälbchen eigens zu einem Mastbullen heranziehen. Neben den Mastbullen beherbergt der Hof 20 Schafe zur Hobbyhaltung, 150 Mastschweine und 1000 Legehühner, die ebenfalls im jungen Alter zugekauft werden. Die Erzeugnisse werden teils im eigenen Hofladen, teils auf dem Bauernmarkt in Donauwörth und den unterschiedlichen Wochenmärkten in der Region verkauft.
Burger aus regionalen Produkten beim gemeinsamen Kochen
Von den Produkten profitiert auch die Grundschule Hainsfarth, denn mit dem Besuch auf dem Bauernhof sei das Projekt nicht zu Ende, erklärt die für den Landkreis zuständige Ernährungsfachberaterin Tanja Göggerle. Am Freitag sei ein gemeinsames Kochen geplant. Auf der Speisekarte: Burger - natürlich mit regionalen Produkten. Das Rindfleisch wolle sie direkt von den Rindern des Kreuzhofs benutzen und die Semmeln in der ortsansässigen Bäckerei extra backen lassen. Sie erhoffe sich davon, „dass die Kinder sehen, wie man natürlich, ohne Zusätze und mit guten Produkten selber kochen kann“, erklärt Göggerle. In einem sind sich alle einig: Gerade in der jetzigen Zeit ist es wichtig, Kindern die Landwirtschaft näher zu bringen und mit ihnen über das Konsumverhalten hinsichtlich Lebensmitteln zu reden, um später eine aufgeklärte Jugend zu haben.
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