Das 4. Nördlinger Eisenbahnfest ist gleichzeitig ein Jubiläum. 40 Jahre ist der Verein Bayerisches Eisenbahnmuseum, die älteste Museumsbahnvereinigung Deutschlands, schon in Nördlingen zu Hause. Dieses Eisenbahnmuseum ist eines der bedeutendsten technikhistorischen Museen mit einer der größten privaten Fahrzeugsammlungen in ganz Deutschland. Das soll ab kommenden Donnerstag gebührend gefeiert werden. Das Angebot ist groß, denn auch andere Vereine kommen mit ihren Loks, um ihre Unterstützung zu zeigen.
„Das ist doch das Schöne daran“, sagt Ferdinand Plutta, ein Vereinsmitglied. Der Austausch und die gegenseitigen Besuche seien für ihn etwas ganz Besonderes. Eine Lok habe sich bereits aus Bochum angekündigt und eine andere aus Würzburg. Etwa 45 Dampfloks besitzt der Verein selbst. Die älteste davon stammt aus 1889. All das kann man sich im Zuge des Eisenbahnfests ansehen. Manche davon werden dann auch auf der Drehscheibe der historischen Anlagen des Museumsbetriebswerks präsentiert.
Abschiedsfahrt für Lok-Legende S 3/6 3673
Der persönliche Höhepunkt für Plutta ist die älteste betriebsfähige Schnellzuglok aus der Kaiserzeit mit etwa 1800 PS. Leider gebe es nur noch zwei Termine, an denen man sie in Betrieb sehen kann. Danach wäre wieder eine neue Hauptuntersuchung fällig. Dafür wären aber weitere Reparaturen notwendig, welche in etwa 750.000 Euro kosten würden. „Aber irgendwann fährt sie hoffentlich wieder“, betont Plutta. „Das Fest ist wie eine Abschiedsfahrt.“ Danach komme sie nur noch einmal bei den Sommerdampftagen im August zum Einsatz.
Auch „Luci“, die erste Lok des Vereins, ist ein besonderes Stück der Ausstellung. Gebaut wurde sie 1914 für Russland, erklärt Lukas Wilke, ein weiteres Vereinsmitglied. Die Auslieferung fand jedoch wegen des Ersten Weltkriegs nie statt und so landete sie zwischenzeitlich auch in Gersthofen und schließlich in den 80er Jahren in Nördlingen.
Viele der ausgestellten Loks wurden eigenhändig restauriert und wieder betriebsfähig gemacht, einige warten noch darauf. Die Restaurierung von solchen Fahrzeugen sei meist nicht so einfach, erklärt Plutta. 10.000 bis 15.000 Arbeitsstunden und ein sechs- bis siebenstelliger Betrag seien notwendig, um so ein Projekt umzusetzen. An einer Lok, die seit vergangenen Jahr wieder betriebsfähig sei, wurde rund 35 Jahre gearbeitet.

Beim Eisenbahnfest ist viel geboten
Aber auch die Gebäude selbst sind eine Rarität. Der erste und zweite Teil des Lokschuppens wurden während des Zweiten Weltkrieges völlig zerstört und wieder neu aufgebaut, so Plutta. Der dritte Teil sei davon verschont geblieben. Dort stehen noch teilweise die Originalwände von 1854. Der Grund für das Alter des Lokschuppens sei die erste Nordsüd-Verbindung Bayerns. Sie sollte Sachsen mit dem Bodensee verbinden. Auf diesem Weg lag auch Nördlingen.
Beim Eisenbahnfest kann in diesen alten Gebäuden gegessen und sich ausgetauscht werden, am Donnerstag, dem Feiertag Christi Himmelfahrt, sogar mit Live-Musik. Geöffnet ist das Museum vom kommenden Donnerstag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr. Auch Pendelfahrten mit den alten Loks werden während dieser Zeit angeboten. Diese führen von Nördlingen aus nach Donauwörth und Gunzenhausen. Dabei sind auch Gepäckwagen, um die Mitnahme von Fahrrädern zu erleichtern. Wer jedoch selbst einmal fahren möchte, kann das am Ende des Geländes machen. Wenn man über 18 Jahre alt ist, kann man dort den Ehrenlokführerschein erwerben. In den alten Postwagen, die dort aufgereiht stehen, findet man auch eine Modellbahnausstellung. Bei einer Modellbahnbörse können alte Schätze getauscht und verkauft werden.

Der Eintrittspreis beläuft sich für Erwachsene auf 15 Euro und für Kinder auf 7 Euro. Neben dem Eisenbahnfest finden noch weitere Veranstaltungen in diesem Sommer statt. Das nächste Event ist das Rieser Oldtimertreffen vom 5. bis zum 6. Juli, bei dem sich neben Zugoldtimern auch Autooldtimer präsentieren.
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