„Manchmal brauchst du auch einfach etwas Glück und Glück ist das, was wir in dieser Saison bisher nicht hatten“ – bemerkte Angels-Coach Niko Kuusi auf der Rückfahrt des letzten Auswärtsspiels beim BC Marburg recht trocken. Damit meint er die personelle Lage des einzigen bayerischen Erstligisten im Frauenbasketball: Zuallererst verletzte sich die vorgesehene Spielmacherin Enija Viksne im Sommer während eines Einsatzes in ihrer Nationalmannschaft so schwer, dass sie nicht zurückkehren konnte. Dann sagte Kiara Bell, die eigentlich auf der großen Position vorgesehen war, kurz vor Saisonbeginn doch noch ab. Nach einigen Spieltagen verabschiedete man sich von Laci Hawthorne – natürlich ohne wissen zu können, dass sich in den Folgetagen zuerst Landsfrau Chante Stonewall schwer am Fuß verletzte und dann auch noch Spielmacherin Laura Schinkel. Somit zerfiel Stück für Stück die vorgesehene Angels-Mannschaft, bis fast nur noch die Nachwuchsspielerinnen übrigblieben.
Die letzten Ergebnisse sind die traurige Konsequenz dieser unglaublichen Pechsträhne der Nördlingerinnen. Wäre dem sportlichen Leiter Martin Fürleger nicht das Kunststück geglückt, innerhalb weniger Tage die erste Nachverpflichtung zu realisieren, wäre der Angels-Bus mit nur sechs Spielerinnen nach Marburg gereist.
Nicole Fransson wechselt aus der Slovakei ins Ries
Nicole Fransson heißt diese neue Spielerin und wechselt innereuropäisch aus der Slovakei ins Ries. Noch am Mittwochabend spielte sie für ihren Ex-Club Young Angels Kosice und zeigte mit 26 Punkten und 18 Rebounds eine bemerkenswerte Leistung. Sozusagen noch in den Sportschuhen stieg sie dann in den Flieger und landete Donnerstagfrüh in München. Zwei Tage mussten also reichen, um die sympathische Kanadierin spielberechtigt zu bekommen – und es reichte. Die wohl schnellste Vertragsunterzeichnung in der Angels-Geschichte kommt damit keinen Tag zu früh, zeigte Fransson direkt, wie wichtig sie für die Nördlingerinnen sein wird. Mit 27 Punkten und 9 Rebounds spielte sie gegen Marburg groß auf und erzielte somit fast die Hälfte der Rieser Punkte im Alleingang.
„Ich hatte eigentlich schon den Flug zurück nach Vancouver gebucht. Am Flughafen hatte ich buchstäblich die Wahl, in die USA oder nach Deutschland zu fliegen“, lacht die noch 24-Jährige, „ich musste aus aufenthaltsrechtlichen Gründen die Slovakei verlassen; der Last-minute-Vertrag in Nördlingen wirbelt meine Weihnachtspläne ganz schön durcheinander, aber ich freue mich total auf die neue Herausforderung!“
Neue Optionen für das Spiel der Eigner Angels
Mit der 1,90-Meter-großen Amerikanerin eröffnen sich neue Optionen für das Nördlinger Spiel. Coach Kuusi ist sich sicher, dass Fransson dem Team sehr helfen wird: „Unser Team steckt in einer wirklich unglücklichen Situation. Die Verletzungen zwingen Spielerinnen auf Positionen zu spielen, die sie nicht gewohnt sind. Damit sind wir sportlich insgesamt schwächer, als wir eigentlich wären. Das ist natürlich alles andere als hilfreich für den Kopf, aber ich bin optimistisch, dass es jetzt langsam wieder aufwärts gehen kann!“
Fransson ist damit die erste wichtige Nachverpflichtung und soll der Ersatz für Laci Hawthorne sein. Die Angels-Verantwortlichen sind weiterhin auf der Suche nach Verstärkung an der Stelle von Chante Stonewall, die in dieser Saison nicht mehr für die Angels spielen wird. Sobald dann auch Laura Schinkel und der Rest der angeschlagenen Mannschaft wieder fit sind, könnte es wieder sowas wie einen geregelten Bundesliga-Alltag geben – und vielleicht lässt sich auch irgendwann in dieser Saison das Glück mal ein wenig blicken.
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