Manche Dinge muss man einfach akzeptieren. Zum Beispiel die Tatsache, dass Badewannenränder immer voll mit Wäsche sind. Mag sein, dass sich der Badewannenrand das anders vorgestellt hat, dass er dachte, er wäre stets frisch poliertes Aushängeschild eines jeden Einfamilienhausbadezimmers und nicht Auffanglager für semiverschwitzte Sportshirts, nasse Handtücher und einzelne Socken. Man muss akzeptieren, dass man in der Innenstadt nun 20 fährt oder dass zu Mess‘-Würschtle einfach Senf dazu gehört. Kein Ketchup. Senf. Ich für meinen Teil musste in den letzten Wochen akzeptieren, dass ich jetzt anscheinend Besitzerin eines Haustiers bin. Einer Spinne.
Es vergingen Monate, in denen ich vehement versuchte, ihr Bleiben zu verhindern. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe sicher so einiges an Getier in meiner Wohnung, aber noch keines in meiner Küche und an dieses (wie ich finde) nachvollziehbare Paradigma wollte ich mich eigentlich auch halten. So rückte ich anfangs Woche für Woche mit dem Staubsauger aus, kniete vor ihrem frisch gemachten Netz und saugte es gefühllos ein, nur um es einige Tage später wiederzuentdecken.
Spinne Uschi und ich leben in friedlicher Koexistenz
Ich änderte meine Taktik und erklärte sachlich in die Richtung, in der ich die Spinne vermutete, dass ihr doch langsam aufgefallen sein müsste, dass ich am längeren (saugstärkeren) Hebel sitze und ich sie doch bitten würde, einen anderen Platz für ihr Zuhause zu suchen. Als ich auch weiterhin auf taube Spinnenohren stieß, versuchte ich es diplomatisch, indem ich ihr Alternativen aufzeigte, ihr anbot, in den Flur zu ziehen, da hätte sie Freundinnen. Sie ignorierte mich und baute weiter.
Ich begann mit ihr zu schimpfen, ging zwischendurch mit nassem Lappen und bloßen Händen vor, ich saugte sogar nach der Spinne selbst und wünschte sie mehrmals zum Teufel. Nichts davon schien sie zu stören, schon gar nicht eine wütende Nachbarin. Was soll ich sagen: Ich habe sie Uschi genannt. Uschi und ich leben in friedlicher Koexistenz mit klaren Grenzen. Ich lasse ihr Netz stehen, sie lädt keine Freundinnen zu sich ein. Hin und wieder erwische ich mich sogar, wie ich ihr beim Kochen von meinem Tag erzähle. Manche Dinge sind eigentlich ganz ok, wenn man sie mal akzeptiert hat.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden