Alejandro Iñárritu: Der große Oscar-Sieger
Mit nur fünf Werken hat Alejandro Iñárritu den Gipfel der Filmwelt erreicht. Über seine erstaunliche Karriere, den dümmsten Spruch der Gala-Nacht und – Fußball.
Unfassbar! Nein, jetzt nicht die Leistung dieses Regisseurs. Die schon auch. Denn der 51-jährige Alejandro Iñárritu ist ja nicht nur der erste Mexikaner, dem es gelungen ist, bei der wichtigsten Auszeichnung der Filmwelt die wichtigsten Preise abzuräumen – und das mit seinem erst fünften Film. Er hat auf dem Weg dorthin auch wirklich wunderbare Werke und einen fast märchenhaften Lebensweg bewältigt.
Alejandro G. Iñárritu kommt aus Mexiko
Unfassbar aber ist zunächst, was sich Schauspieler Sean Penn als hochverehrter Vertreter Hollywoods in seiner Lobrede auf Iñárritu erlaubte. Er witzelte: „Wer hat diesem Mistkerl eine Green Card gegeben?“ Als hätte Iñárritu Hollywood nötig und nicht viel mehr andersrum. Ach, diese alten, weißen (nicht weisen) Herren, die Hollywood regieren … Aber erst mal Luft holen. Der Reihe nach.
Eigentlich nämlich hätte es mindestens schon Iñárritus zweite Oscar-Prämierung sein müssen. Denn sein Debütfilm auf größerer Bühne war im Jahr 2000 mit „Amores Perros“ ein so starkes Schicksalsstück, dass wie aus dem Nichts ein Regiestar geboren war. Wo der so plötzlich herkam? Na klar, aus Mexiko-Stadt, werter Herr Penn.
Oscar 2015: Vier Oscars für "Birdman"
Dort als Sohn eines erfolgreichen Bankers geboren, schien er auf der Sonnenseite des Millionenmolochs zu gedeihen – bis, so will es die Legende, Papa plötzlich pleite war und um den Unterhalt der Familie als improvisierter Obsthändler kämpfen musste. Der junge Alejandro zog in die Welt, heuerte als Arbeiter auf Frachtschiffen an, kehrte zurück, ging studieren (unter anderem Theaterwissenschaften) und jobbte als Radiomoderator. In die USA, werter Herr Penn, kam er auch schon als Student, da bereits Kunstschaffender und in Sachen Film. Aber er kehrte ja in die Heimat zurück und begann dort seine Karriere – bis nach „Amores Perros“ Hollywood dringend nach ihm verlangte. Und er lieferte mit „21 Gramm“ und „Babel“ stimmungsdichtes Star-Kino – immer Oscar-nominiert, werter Herr Penn, aber natürlich wissen Sie das –, bevor er für den tollen „Biutiful“ noch mal nach Mexiko heimkehrte.
Alejandro Iñárritu räumt bei der Oscar-Verleihung 2015 ab
Der vierfache Oscar-Triumph mit „Birdman“ nun also war fällig. Und zwischendurch drehte Iñárritu noch im Auftrag eines Sportartikelherstellers einen der wohl teuersten Werbespots aller Zeiten, 3:30 Minuten lang und in die Halbzeitpause des Fußball-WM-Finales gebucht. Irre, die Performance. Wie übrigens auch der Konter Iñárritus auf Penns Spruch. Er lachte. Und dann sprach er von Hoffnung: dass seine im Drogenkrieg taumelnde Heimat eine bessere Zukunft finde; und dass sich vielleicht ja in der nächsten Generation endlich all die mexikanischen Einwanderer in den USA heimisch fühlen könnten. Witzig, Herr Penn, oder? Alejandro Iñárritu lebt heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Los Angeles.
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