"Batman v Superman": Comic-Helden-Duell mit viel Krawall
Im Kino treffen Batman und Superman aufeinander - und bekämpfen sich. Die eigentliche Story in "Batman v Superman - Dawn of Justice" bleibt hinter den Schlachtszenen zurück.
Vor dem 11. September 2001 hatte man keine Vorstellung davon, wie das überhaupt aussieht, wenn so ein Wolkenkratzer einstürzt. Aber seitdem sind die Nachrichtenbilder des in sich zusammensinkenden World-Trade-Centers und der heranrollenden Staub- und Schuttwolken, unter denen die flüchtenden Menschen begraben werden, fest im globalen Gedächtnis verankert – und werden auch im Kino zitiert. Erst vorsichtig im Hintergrund auf flimmernden Fernsehbildschirmen. Dann zunehmend direkter bis hin zu jener schamlosen, nahezu dokumentarischen Reinszenierung, mit der nun Zack Snyders „Batman v Superman – Dawn of Justice“ eröffnet und das kollektive Trauma endgültig ins Entertainment-Format banalisiert.
Batman richtet sich gegen Superman
Die Orgie der Zerstörung geht hier allerdings nicht von irdischen Terroristen aus, sondern von Aliens, deren Invasion nur durch den heroischen Einsatz Supermans (Henry Cavill) vereitelt werden konnte. Achtzehn Jahre später hat man dem Helden zwar ein riesiges Denkmal errichtet, aber die Angst vor einer außerirdischen Gefahr und die Gewissheit übermenschlicher Mächte hat sich tief in die Gesellschaft von Metropolis eingebrannt.
Als Superman seine Geliebte Lois (Amy Adams) im journalistischen Undercover-Einsatz aus den Händen talibanesker Warlords befreit, kommt es in der afrikanischen Wüste zu unschönen Feuergefechten, bei denen zahlreiche Zivilisten getötet werden. Superman beteuert seine Unschuld an den Kollateralschäden, aber Senatorin Finch (Holly Hunter) will nun auch Superhelden unter demokratische Kontrolle stellen. Jedoch nicht nur die Öffentlichkeit beginnt sich gegen ihren Beschützer zu richten, sondern auch Kollege Batman aus dem benachbarten Gotham City.
"Batman v Superman": Ben Affleck erstmals als Batman
Ben Affleck hat hier den Staffelstab von Christian Bale übernommen und steigt zum ersten Mal ins Fledermauskostüm. Mit finsterer Miene und angegrautem Haar spielt er den depressiven Superhelden, der seinen Vater beim Angriff der Aliens verloren hat und von apokalyptischen Zukunftsvisionen heimgesucht wird. Der dunkle Ritter hat sich zum omnipotenten Wutbürger entwickelt, für den im Kampf gegen das Böse der Zweck alle Mittel heiligt. Im gottähnlichen Superman sieht er keinen Alliierten, sondern einen Konkurrenten, den er erbittert bekämpft. Wie es zu dieser Fehleinschätzung kommt, wird trotz kräftiger Psychologisierungsversuche nie überzeugend klar.
Vielleicht liegt das daran, dass dem Zusammentreffen der beiden Charaktere weniger narrative, als profitwirtschaftliche Motive zugrunde liegen. Der große Comic-Konkurrent „Marvel“ hat in zwei „Avengers“-Filmen mit einem weltweiten Einspielergebnis von fast 1,2 Milliarden Dollar gezeigt, wie man seine Kühe melkt. Da wollte man im Hause „DC Comics“ nicht hinten anstehen und hat einen Super-Batman-Cocktail eingerührt, in dem während des Finales auch noch Wonder Woman (Gal Gadot) als Quoten-Amazone ihren ersten Leinwandauftritt bestreitet. Fast geschlagene zwei Kinostunden brauchen die beiden Superstreithähne, um zu realisieren, dass sie nicht gegeneinander, sondern gemeinsam gegen den gerissenen Psychopathen Lex Luthor (Jesse Eisenberg) kämpfen müssen, der die Menschheit mit „brisanten Gefahren ungeahnten Ausmaßes“ (Zitat Werbetext des Verleihs) konfrontiert.
"Dawn of Justice": Ein Set nach dem anderen in Schutt und Asche
In diesem durchaus überschaubaren Reifungsprozess erschöpft sich auch schon die Entwicklung der Figuren und einer erschreckend dünnen Story, die nichts zu sagen hat, das aber in einer hyperaktiven Dramaturgie und ein paar Subtext-Surrogaten zu kaschieren versucht. Man merkt hier deutlich, dass Christopher Nolan, der mit "The Dark Knight" im Batman-Franchise hohe Maßstäbe gesetzt hat, hier nur noch als ausführender Produzent fungiert. Vollkommen konfus zappt sich Regisseur Zack Snyder von einem Handlungsort zum nächsten und lässt die Charaktere kaum mehr als eine Handvoll Sätze zu Ende sprechen.
Für seine digitalen Schlachtengemälde hingegen nimmt er sich alle Zeit der Welt, legt mit enervierender Ausführlichkeit ein Set nach dem anderen in Schutt und Asche - untermalt von einem monströs-choralen Hans-Zimmer-Soundtrack. Der zerstörerischen Opulenz steht als unfreiwillig komischer Kontrast der schauspielerische Minimalismus der beiden Hauptdarsteller gegenüber. Henry Cavill hält seinen umfangreichen Brustkorb in die Kamera, hat aber offensichtlich das Training der Gesichtsmuskulatur vernachlässigt. Ben Affleck wiederum schaut derart dauerverbissen drein, dass man ihm sofort eine Knirsch-Schiene verordnen möchte. Einziger Lichtblick: Holly Hunter als aufrechte, früh dahin scheidende Demokratin, die mit einem Blick in die Kamera mehr emotionale Tiefe vermittelt, als dieser grobschlächtige, überteuerte und sterbenslangweilige Film verdient hat.
„Batman v Superman“, USA 2016, Dauer: 153 min, ab 12 Jahre
Die Diskussion ist geschlossen.